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Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Titel: Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Kopp
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hörte nur noch meinen eigenen Atem. Er ging schnell, stoßweise.
    Die lassen dich jetzt hier liegen, bis du verreckt bist. Nein. Die sind noch da. Die müssen noch da sein. Da war kein Türenklappen gewesen. Vielleicht doch? Da. Ein Klacken. Irgendetwas surrte, ein Rauschen. Ich zitterte. Was sollte das? Was machen die? Es hörte sich an wie ein Videorekorder. Die nehmen das auf! Die Schweine nehmen das auf, wie sie mich zusammengetreten haben.
    Heute würde ich dieses Video gerne haben. Eine Wichsvorlage für irgendwelche perversen Schweine. Ein schönes Snuff-Video, junges blondes Ding in Leipzig zu Tode gefickt. Kann man gut Geld mit machen. Ich hätte es gerne als Beweismittel, aber das Band ist verschwunden, wie so vieles in diesem unsäglichen Sumpf.
    Ich merkte, wie einer von ihnen sich neben mich hockte oder kniete. Ich konnte ihn spüren, riechen und hören, wie er atmete. Er fuhr mir mit der Zunge über das Gesicht. Warm und nass. Er roch aus dem Mund. Und dann dieser herb-süßliche Geruch. Ein schweres Parfum. Das Parfum! Woran erinnert dich dieser Geruch? Denk nach. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich merkte, dass mir schlecht wurde.
    »He! Jetzt schon? Das geht aber nicht!«
    Gelächter hallte durch den Raum. Dann spürte ich, wie mir einer von ihnen den Mund aufreißen wollte. Ich drückte mit aller Kraft, die ich noch hatte, den Kiefer zusammen.
    »Los, mach schon.« Sein Glied presste sich gegen meine Lippen. Ich drehte verzweifelt den Kopf weg, immer wieder. »Es reicht jetzt!« Hände packten mich, hielten mich fest, während er es erneut versuchte. Ich hörte ein Klicken, dann spürte ich etwas Kaltes, Rundes an meiner linken Schläfe. Dann sagte eine Stimme: »Wenn ich deine Zähne spüre, hast du gleich eine Kugel im Kopf.«
    »He, die Sau kotzt!« Die anderen lachten. Ein Lappen fuhr mir durchs Gesicht. Er stank nach Putzmittel und Dreck. »Reiß dich mal zusammen! Ich denk, du bist ’n Profi? Das kenn ich aber anders.« Wieder Gelächter.
    Die nächsten Minuten, Stunden, ich weiß es nicht, sind mir nur noch bruchstückhaft in Erinnerung. Fetzen, Puzzleteile, der Rest scheinbar von der Festplatte gelöscht. Natürlich ist alles noch da, vielleicht schützt mich mein Unterbewusstsein vor den Erinnerungen? Manchmal hoffe ich, dass diese Bilder nie wieder einen Weg nach oben finden werden.
    Einige haben es trotzdem geschafft. Ich sehe mich auf dem Rücken am Boden liegen, die Handgelenke vom Paketband befreit, die Arme über den Kopf gebogen. Einer von ihnen hält sie fest, er kniet sich auf die Knöchel, es knackt, tut weh. Dann vergewaltigen sie mich. Einer nach dem anderen. Immer wieder.
    Als Nächstes höre ich eine Stimme sagen: »Ob die Kleine weiß, was russisch Roulette bedeutet?«
    Es war nicht als Frage gemeint. Eher als Auftakt zu einer perversen Oper. Bis dahin hatten die Schweine nur ihre Instrumente gestimmt. »Nein? Weißt du nicht? Na, die Bildungslücke können wir schließen. Sollst ja nicht blöd aus dem Leben gehen.«
    Ich musste mich wieder hinknien, dann hielten sie mir reihum den Lauf der Pistole an den Kopf und drückten ab. Klick. »Oh! Glück gehabt.« Klick. Das Klicken schallte durch meine Ohren, hohl, Metall auf Metall, als würde jemand eine Stahltür in einer Fabrikhalle zuschlagen. Ich höre dieses Klicken noch heute. Und ich spüre den kalten Lauf der Waffe an meiner Schläfe. Die Gewissheit, dass es gleich vorbei sein wird. Die Ohnmacht, die innere Erstarrung, die Erleichterung, wenn auf das Klicken nichts weiter folgte als das Gemurmel der Männer.
    »Du bist dran …«
    »Wie viel Schuss haben wir noch?«
    »Na, einer wird schon sitzen.«
    »Und wenn nicht, dann zerstückeln wir dich und werfen dich den Schweinen zum Fraß vor!«
    »Auch schön, haha.«
    Dabei war ich längst den Schweinen zum Fraß vorgeworfen. Und heute weiß ich, dass es nie vorbei sein wird. Heute kann ich wenigstens weinen, wenn ich diese Zeilen schreibe. Das konnte ich früher nicht, da war ich nur stumm und reglos. Manchmal frage ich mich, was besser ist.
    Dann war der Mann mit dem süßlichen Parfum an der Reihe. Er kam ganz nah an mein Gesicht, packte mich an den Haaren und zog meinen Kopf nach hinten. Dann zischte er leise: »Niemand, hörst du, niemand wagt es ungestraft, mir zu drohen! Hast du das jetzt verstanden?«
    Der Sadist mit den Redewendungen!
    Ich verlor das letzte bisschen Kontrolle über meinen Körper. Warm lief es mir an den Beinen hinunter. Die Demütigung

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