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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Casey.
     
    Armee und Tross langten schließlich beim Voraustrupp an
und schlugen ihr riesiges Lager am schlammigen Ufer des Euphrat
aus.
    Alexander entschied, einen Tag abzuwarten, ehe er in die Stadt
einritt, denn er wollte sehen, ob die Würdenträger
Babylons zuvor kamen, um ihn zu begrüßen. Doch niemand
kam. Er schickte Späher aus, die sich die Mauern und die
Umgebung der Stadt näher ansehen sollten; sie kehrten alle
heil zurück, aber Bisesa sah eine gewisse Bestürzung in
ihren Mienen.
    Zeitrisse hin oder her, Alexander hatte vor, mit Stil in die
alte Stadt einzuziehen. Und so ritt er frühmorgens in seinem
goldbestickten Umhang und das königliche Diadem auf dem
Haupt auf die Stadtmauer zu, Hephaistion und eine Phalanx von
hundert Schildträgern an seiner Seite – ein Rechteck
aus eisenharten Muskeln und Waffen. Dem König war keine Spur
des Schmerzes anzumerken, den ihm die Anstrengung des Rittes
immer noch bereiten musste; wieder einmal erstaunte Bisesa diese
enorme Willenskraft.
    Eumenes und Alexanders engste Waffengefährten schritten
in loser Formation hinter dem König her. Unter diesen
Begleitern befanden sich Hauptmann Grove und seine höchsten
Offiziere, eine Anzahl britischer Truppen und die Besatzung des
Hubschraubers. Bisesa fühlte sich merkwürdig befangen
inmitten dieser großartigen Prozession, denn sie und die
anderen Gestrandeten aus der Moderne überragten die
Mazedonier um ein ganzes Stück, trotz allem Putz, der sich
auf den Helmen ihrer Paradeuniformen befand.
    Die Mauern der Stadt waren für sich schon eindrucksvoll
genug: ein dreifacher Gürtel aus getrockneten Lehmziegeln
und Schutt, der sich in einer Länge von gewiss zwanzig
Kilometern schützend um die Stadt legte und zudem von einem
Graben umgeben war. Aber nirgendwo gab es das geringste Zeichen
von Leben – kein Rauch von Herdfeuern, keine Soldaten, die
auf den Türmen wachten – und die großen Tore
standen offen.
    »Letztes Mal«, murmelte Eumenes, »beim
allerersten Einzug Alexanders in die Stadt, war es anders: Der
Satrap ritt uns entgegen, die Straßen waren mit Blumen
bestreut, und Soldaten kamen mit zahmen Löwen und Leoparden,
die in Käfigen gehalten wurden, aus der Stadt. Priester und
Propheten tanzten zu den Klängen von Harfen. Es war
wundervoll! Es war angemessen! Aber
dies… «
    Dies, das musste Bisesa ihm zugestehen, war unheimlich.
    Alexander wurde seinem Ruf gerecht und gab den anderen ein
Beispiel. Ohne zu zögern dirigierte er sein Pferd über
eine Holzbrücke, die über den Stadtgraben führte,
und näherte sich dem höchsten der Tore, das von einem
hohen Bogen zwischen zwei Türmen mit quadratischem Grundriss
gebildet wurde.
    Die ganze Prozession folgte ihm. Schon um den Durchgang selbst
zu erreichen, musste man über eine Rampe zu einer Plattform
gelangen, die sich in einer Höhe von etwa fünfzehn
Metern über dem Boden befand, und als Bisesa durch das
eigentliche Tor schritt, ragte der Torbogen über ihr gewiss
noch weitere zwanzig Meter empor. Jeder Quadratzentimeter seiner
Wände war mit glasierten Ziegeln bedeckt – ein
atemberaubend königsblauer Untergrund, auf dem Drachen und
Stiere tanzten.
    Ruddy hielt im Gehen den Kopf in den Nacken gelegt und den
Mund offen. Er fühlte sich immer noch ein wenig flau, so
knapp nach seiner Krankheit, und unsicher auf den Beinen, daher
hatte Josh ihn fürsorglich am Arm gepackt und sah auf den
Weg. »Ob dies wohl das Ischtar-Tor sein
könnte?«, staunte Ruddy. »Wer hätte je
gedacht… Wer hätte je gedacht…«
    Die Stadt war als ungefähres Rechteck angelegt, das den
Euphrat mit einbezog. Alexander war mit seinem Gefolge an der
Ostseite des Flusses von Norden her eingezogen. Nachdem er das
Tor passiert hatte, bewegte sich der Zug in südlicher
Richtung eine breite Prachtstraße entlang, vorbei an
herrlichen, manchmal rätselhaften Gebäuden –
vielleicht Tempeln und Palästen. Bisesa erblickte Statuen
und Springbrunnen, und jede einzelne Wand spiegelte den
strahlenden Glanz von glasierten Ziegeln mit ihren erhabenen
Mustern aus Löwen und Rosetten. Es gab eine solche
Überfülle an Farbenpracht und Details, dass Bisesa
unfähig war, alles aufzunehmen.
    Das Telefon, das aus ihrer Tasche lugte, versuchte zu helfen.
»Der Komplex zu deiner Rechten ist wahrscheinlich der
Palast des Nebukadnezar, Babylons größtem Herrscher,
der…«
    »Maul halten, Telefon!«
    Casey humpelte hinter

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