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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Allerdings wird es mit jedem Tag schwieriger, das Geld aus dem Raub zu benutzen. Nicht mehr lang, und diese altmodischen Scheine fallen auf wie ein bunter Hund. Und vergiss nicht, die Seriennummern wurden notiert. Da wird es fast unmöglich, eine merkwürdig aussehende Banknote auszugeben. Wer mit dem Geld noch reich werden will, muss es möglichst schnell aufspüren, weil er sonst nichts mehr damit anfangen kann.«
    Seth nickte. »Fünfundzwanzig Millionen. Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich nicht«, widersprach Rory. »Ein Raubüberfall aus der Zeit, als ich in der vierten Klasse war, hat doch nichts mit mir zu tun.«
    Kurz zog ein eifriger Ausdruck über Luckys Gesicht, die Freude darüber, ihr ihren Irrtum beweisen zu können. Doch dann verblasste seine Begeisterung, und er wirkte fast traurig. »Es hat was mit dir zu tun. Niemand kann es beweisen, und niemand würde es laut aussprechen. Aber es geht das Gerücht, dass der Flüchtige dein Onkel Lee ist.«

31
    »Lee?«
    »Lee Mackenzie, kein anderer. Tut mir leid, Rory.«
    Sie war völlig benommen. »Das ist doch Irrsinn. Lee ist kein Räuber.«
    »Im Zuge der Ermittlungen wurde nach ihm gefahndet.«
    Seth kehrte dem Fenster den Rücken zu. Sein Gesicht war todernst.
    Rory wurde es eng ums Herz. Onkel Lee – der liebe, verrückte Onkel Lee, der so vieles versucht und nichts zu Ende geführt hatte. Eigentlich wusste sie gar nichts über ihn. Bloß dass er mehrmals im Gefängnis gelandet und über die Grenze nach Mexiko abgehauen war, um bis heute dort zu bleiben.
    Sie schloss die Augen. »Welche Erkenntnisse hatte die Polizei über ihn?«
    »Nichts Handfestes«, erwiderte Lucky. »Nur Hörensagen, und auch das in erster Linie von unzuverlässigen Gestalten. Seine vorausgegangenen Gesetzesverstöße waren eher … wie soll ich sagen … kleinkriminell, allerdings durchaus ambitioniert.«
    »Ambitioniert. Heißt das, dass er größer einsteigen wollte?«
    »Geld war immer eine Verlockung für ihn.«
    Rory stemmte die Ellbogen auf die Knie und legte den Kopf in die Hände. »Man hat nach ihm gefahndet, er war also ein Verdächtiger. Aber es gab keine Beweise gegen ihn.«
    Die Stille lastete schwer im Zimmer.
    Lucky hatte seine leutselige Fassade abgelegt. Jetzt blitzte die eiserne Entschlossenheit des ehemaligen Polizisten auf. Der Teddybär besaß scharfe Krallen. »Zu meiner Zeit als De tective wurde Lee drei- oder viermal festgenommen. Hehlerei, einmal wegen Rezeptfälschung, um sich Vicodin zu beschaffen, wenn ich mich richtig erinnere. Solche Sachen. Beim ersten Mal hat er sich schuldig bekannt und bekam Bewährung. Für ein anderes Delikt saß er zwei Monate im County-Gefängnis. Im Grunde alles harmlose Geschichten.«
    »Aber wenn keiner der anderen Täter geredet hat, wie …«
    »Manchmal ist das Aufschlussreichste das, was ungesagt bleibt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Niemand hat was Konkretes darüber gehört, dass Lee an dem Raub beteiligt war. Die anderen Täter waren aus L. A. Allerdings hatten sie Verbindungen nach Ransom River und haben sich in den gleichen Kreisen bewegt wie er. Und es gibt einen wirklich glasklaren Hinweis in dieser ganzen Affäre.«
    »Nein.« Sie wollte es nicht wahrhaben. »Lee ist doch schon vor dem Überfall aus der Stadt verschwunden.«
    »Dein Onkel hat sich ziemlich genau zum Zeitpunkt des Überfalls aus dem Staub gemacht. Und seitdem ist er nicht mehr aufgetaucht.«
    Rory hätte gern Einwände erhoben. Der Zusammenhang war äußerst dünn. Doch sie vermutete, dass Lucky noch mehr Beweise in der Hinterhand hatte. Möglicherweise sogar viel mehr.
    Das Schlimmste war, sie konnte es nicht ausschließen.
    Sie konnte nicht ausschließen, dass Lee bei dem Raub mitgemischt hatte. Doch eins erschien ihr völlig abwegig: dass ihr Onkel hinter dem Überfall auf das Gericht oder sonst einem Versuch stecken sollte, ihr Schaden zuzufügen. Das wollte ihr nicht in den Kopf.
    »Wie soll ich das bloß meinen Eltern erklären?«
    Lucky schaute sie eine Weile an. Fast mitleidig, wie ihr vorkam. »Sie wären bestimmt nicht überrascht, wenn du es ihnen erzählst.«
    I hr wurde ganz kalt, und sie hatte das Gefühl, innerlich zu schrumpfen. Und dann kam sie sich auf einmal dumm vor. Blind.
    Natürlich hatten ihre Eltern Verdacht geschöpft. Wie konnte es anders sein? Die leisen Unterhaltungen, das Getuschel in der Küche, das sofort abbrach, sobald sie ins Zimmer trat, die verlegenen Blicke und das gezwungene Lächeln, wenn Onkel Lee

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