Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diplomat der Sterne

Diplomat der Sterne

Titel: Diplomat der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
geradeaus. Retief sagte nichts.
     
    »Miß Meuhl, ich möchte, daß Sie mir jetzt aufmerksam zuhören. Ich muß mich beeilen, um die Groaci zu überrumpeln.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Sie reden«, erwiderte Miß Meuhl unfreundlich. Ihre Augen funkelten kalt hinter den dicken Augengläsern.
    »Wenn Sie mir zuhören, begreifen Sie es vielleicht«, sagte Retief. »Ich darf keine Zeit verlieren, Miß Meuhl. Sie werden jetzt keinen sofortigen Schritt meinerseits erwarten – hoffe ich jedenfalls –, und das verschafft mir vielleicht den nötigen Spielraum.«
    »Sie sind also immer noch entschlossen, diesen Vorfall aufzubauschen«, entgegnete Miß Meuhl verächtlich. »Ich kann es den Groaci kaum verübeln; sie sind keine sonderlich kultivierte Rasse. Sie hatten niemals zuvor Fremde gesehen.«
    »Sie sind bereit, sehr viel zu vergeben, Miß Meuhl. Aber mich interessiert weniger, was vor neun Jahren geschah – mich interessiert, was jetzt hier vorgeht. Ich habe Ihnen erzählt, daß es lediglich ein Rettungsboot war, das die Groaci versteckt haben. Verstehen Sie nicht, was das bedeutet? Dieses Boot kann nicht von weither gekommen sein; der Kreuzer selbst muß also noch irgendwo in der Nähe sein. Ich möchte wissen, wo.«
    »Die Groaci wissen es nicht. Sie sind ein sehr gebildetes, sanftmütiges Volk. Sie können dem Terrestrischen Image einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen, wenn Sie beharren …«
    »Wir verschwenden nur Zeit.« Retief ging zu seinem Schreibtisch und holte aus einer Schublade einen schlanken Nadelstrahler. »Dieses Büro wird übrigens überwacht – nicht sehr wirksam, wie ich die Groaci kenne. Ich glaube, daß ich ihnen entwischen kann.«
    »Was haben Sie mit dem … Ding da vor?« Miß Meuhl starrte auf die Waffe. »Was in aller Welt …«
    »Die Groaci werden keine Zeit verschwenden und jegliche Dokumente in ihren Akten, die sich auf diese Angelegenheit beziehen, vernichten. Ich muß mir die Informationen, die ich brauche, beschaffen, bevor es zu spät ist. Wenn ich auf eine Untersuchungskommission warte, wird man nichts mehr vorfinden als verständnisloses Lächeln.«
    »Sie sind ja von Sinnen!« Miß Meuhl zitterte vor Entrüstung. »Sie sind …«
    »Sie und ich befinden uns in einer heiklen Lage, Miß Meuhl. Der logische nächste Schritt der Groaci wäre, uns auszuschalten. Wir sind die einzigen, die wissen, was geschehen ist. Fith hätte es fast heute nachmittag schon getan, aber ich konnte ihn bluffen und damit aufhalten – für den Augenblick.«
    Miß Meuhl stieß ein schrilles Lachen aus. »Ihre Phantastereien nehmen überhand, Mr. Retief!« Sie rang nach Luft. »In Gefahr, also wirklich! Mich beseitigen! So etwas Lächerliches habe ich noch nie gehört.«
    »Bleiben Sie in diesem Büro und legen Sie das Sicherheitsschloß vor die Tür. Sie haben Essen und Trinken im Verteiler. Ich schlage vor, Sie füllen die Vorräte auf, bevor sie uns von der Versorgung abschneiden. Lassen Sie niemanden herein, unter welchem Vorwand auch immer. Ich werde mittels Handphon mit Ihnen in Verbindung bleiben.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Wenn ich es nicht schaffe, zurückzukommen, übermitteln Sie die versiegelte Aufnahme von heute nachmittag, zusammen mit den Informationen, die ich Ihnen gegeben habe. Strahlen Sie es auf einer Mayday-Priorität durch. Dann sagen Sie den Groaci, was sie getan haben und warten ab. Ich glaube, dann haben Sie nichts zu befürchten. Es dürfte nicht gerade leicht sein, sich hier hereinzusprengen, und außerdem würden sie wohl kaum die Lage verschlimmern wollen, indem sie Sie auf offensichtliche Weise umbringen. In einer Woche kann ein Verband hier sein.«
    »Ich werde nichts dergleichen tun! Die Groaci haben mich sehr gern! Sie … Neuling! Sie Grobian! Sie wollen alles kaputtmachen, was …«
    »Geben Sie mir ruhig die Schuld an allem, wenn es Sie erleichtert«, sagte Retief, »aber seien Sie nicht so dumm, ihnen zu trauen.« Er warf sein Cape über und öffnete die Tür. »Ich werde in etwa zwei Stunden zurück sein.«
    Miß Meuhl starrte ihm stumm nach, als er die Tür schloß.
     
    Es war eine Stunde vor Tagesanbruch, als Retief die Kombination des Sicherheitsschlosses drehte und in das dunkle konsularische Büro trat. Miß Meuhl, die in einem Sessel döste, fuhr erschrocken hoch. Sie starrte Retief an, stand auf, knipste das Licht an und drehte sich zu ihm um.
    »Was in aller Welt … Wo sind Sie gewesen? Was ist mit Ihren Kleidern

Weitere Kostenlose Bücher