Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
auf, mit der sie Alan angestarrt hatten. Sie drängten sich um Alan und nahmen ihm behutsam die Rüstung ab.
Jim tastete vorsichtig Alans Körper ab, entdeckte jedoch keinerlei Verwundung. Er nahm Alans schlaffen Arm und tastete nach dem Puls. Sein Herz schlug langsam, aber regelmäßig. Jim legte die Stirn in Falten, glättete sie aber rasch wieder, als er die Angst in Herracs Augen aufblitzen sah.
»Ich habe den Eindruck, daß Alan vollkommen unverletzt ist«, sagte Jim. »Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß er eine Gehirnerschütterung hat...«
Er sah zu den beiden Brüdern auf, die in Alans Nähe gewesen waren, als sie die Bewaffneten angegriffen hatten.
»Hat einer von Euch gesehen, was passiert ist?«
»Der Bewaffnete hat ihn einmal getroffen«, antwortete Hector. »Ich hatte nicht den Eindruck, daß es ein kräftiger Hieb war, Sir James, trotzdem fiel Alan sogleich aus dem Sattel.«
»Hmm...«, machte Jim.
Er untersuchte den Schädel unter dem ungebärdigen Haar, das jetzt, da der Helm entfernt war, allmählich wieder Form annahm.
»Es könnte sich um eine Gehirnerschütterung handeln«, wiederholte er. Die anderen nahmen wohl an, er glaube, Alan sei in Ohnmacht gefallen. Da er sich auf diesem Gebiet unsicher fühlte und er die de Mers nicht weiter beunruhigen wollte, beließ er sie auch weiterhin in ihrem Irrtum.
»Bringt mir Wasser oder Wein«, sagte er.
Man gehorchte ihm. Jim schwenkte ein paarmal die Hand darüber und murmelte halblaut vor sich hin, damit die Zuschauer meinten, etwas Magisches ginge vor. Dann nahm er ein zusammengerolltes Stück Stoff aus einer Tasche, die Angie ihm innen ins Hemd eingenäht hatte, tauchte es in den Wein - natürlich hatten sie ihm Wein gebracht und kein Wasser - und befeuchtete behutsam Alans Gesicht.
Zunächst einmal passierte gar nichts; doch dann flatterten Alans Lider, und er schlug die Augen auf.
»Was... Was ist los?« murmelte er verwirrt. »Vater... ich meine... Mylord, wo bin ich?«
»Ihr liegt auf dem Boden, mein Junge«, sagte Lachlan laut. »Einer von MacDougalls Leuten hat Euch niedergeschlagen. Erinnert Ihr Euch jetzt?«
»Ja... ja... Ich erinnere mich.« Alan schaute suchend umher, dann richtete sich sein Blick auf seinen Vater. Herrac faßte seinen ältesten Sohn bei der Hand. " »Alan!« sagte er. »Du bist unverletzt!«
»Aber ja doch, Vater«, sagte Alan. »In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht besser gefühlt. Verzeiht mir, daß ich im Liegen mit Euch rede...«
Er setzte sich auf und faßte sich auf einmal mit beiden Händen an den Kopf.
»Was hast du?« rief Herrac.
»Kopfschmerzen, Vater...«, stieß Alan hervor. »Ich war nur nicht darauf gefaßt.«
Jim packte den jungen Mann bei den Schultern und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf die Erde nieder.
»Bleibt noch ein Weilchen liegen«, sagte er. »Bringt mir eine Jacke oder ein Kleidungsstück von einem der Toten oder der Gefangenen.« Die Gefühllosigkeit seiner Stimme überraschte ihn. Die zwei Jahre, die er in dieser Welt zugebracht hatte, hatten ihn jedoch verändert. »Und dann bringt mir noch ein paar Decken, denn ich möchte nicht, daß Alan friert. Wir wollen erst einmal abwarten, ob die Kopfschmerzen nicht nachlassen.«
»Es geht schon wieder, Sir James«, sagte Alan. »Ich schäme mich, es überhaupt erwähnt zu haben. Laßt mich hoch...«
»Bleib liegen!« befahl Herrac. »Du tust, was Sir James dir sagt!«
»Ja, Vater«, antwortete Alan und ließ sich auf das Kleiderbündel zurücksinken, das ihm einer seiner Brüder unter den Kopf geschoben hatte.
Die anderen waren damit beschäftigt, den Toten sowie den Stallburschen zu entkleiden, der allerdings nicht tot war, sondern bloß einen Arm nicht mehr gebrauchen konnte; seine Axt steckte in einem Baum am Wegrand, als wäre sie von einer geübten Hand geschleudert worden - wahrscheinlich von Lachlan.
»Sir Herrac«, sagte Jim, »wärt Ihr so gut, einen Moment bei Alan zu bleiben, während wir uns um die anderen Dinge kümmern? Lachlan, ich glaube, wir sollten ein paar Worte mit MacDougall reden.«
»Aye. Das sollten wir!« antwortete Lachlan mit einem boshaften Grinsen. Er betastete die Spitze seines Dolchs.
»Ich habe lediglich von >reden< gesprochen!« sagte Jim. »Kommt mit. Ihr auch, Giles.«
Sie ließen Sir Herrac bei Alan zurück und gingen zu MacDougall hinüber, der nach wie vor auf dem Pferd saß und die reglose, funkelnde, eisenumschlossene Gestalt des jungen Christopher nicht aus den
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