Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
hochzuheben. Er war bewußtlos. Edouard und seine Matrosen drängten sich durch die Menge, um ihnen zu helfen, und gemeinsam kehrten sie auf ihr Schiff zurück. Die Piraten versuchten nicht, sie aufzuhalten.
Jim hatte die Absicht gehabt, die Enterleinen zu kappen, aber als er Brian auf Deck ihres Bootes abgelegt hatte, stellte er fest, daß die Piratenmannschaft ihm die Arbeit abgenommen hatte und ihr Schiff sich bereits wieder in Bewegung setzte. Der leichte Wellenschlag des Wassers bedeutete, daß die Seeschlangen sich jetzt, da keine weiteren Drachen mehr zu sehen waren, beruhigt hatten. Schon bald war die See wieder glatt. In der Zwischenzeit hatten Jim und Giles alle Hände voll damit zu tun, Sir Brian aus seiner Rüstung herauszuschälen, um an seine Wunden heranzukommen.
Es stellte sich heraus, daß nur eine der Wunden ernsterer Natur war, nämlich der Stich von Bloody Boots' Dolch, der Brians Rüstung durchdrungen und sich in seine Brust gebohrt hatte. Aber die Wunde ging nicht tief, und Jims Hauptsorge war, daß der Dolch vielleicht kleine Fetzen von Brians nicht allzu sauberer, aber nach den Maßstäben des vierzehnten Jahrhunderts völlig annehmbarer Kleidung tief in seinen Körper geschoben hatte, wo sie möglicherweise Infektionen auslösen konnten.
Glücklicherweise hatte die Wunde stark geblutet, und dieser Blutverlust - denn er hatte sich in dem Kampf gegen den ihm körperlich überlegenen Mann tatsächlich bis zum letzten verausgabt - war auch der Grund für seine Bewußtlosigkeit. Sobald sie Brian verbunden hatten, wandte Jim sich Dafydd zu.
Der Bogenschütze war ebenfalls immer noch bewußtlos. An dem Ausmaß seines Blutverlustes konnte kein Zweifel bestehen. Er hatte geblutet, bis er gefährlich weiß im Gesicht war.
Jim verfluchte sich in Gedanken dafür, noch nicht tiefer in die Magie eingedrungen zu sein - vor allem jene Magie, die Carolinus zum Heilen von Wunden benutzte. Er hatte die Absicht gehabt, nicht noch mehr Magie von dem zusätzlichen Konto, das Carolinus ihm verschafft hatte, zu benutzen, als er es bereits getan hatte. Carolinus hatte diese zusätzliche Magie der Revisionsabteilung in einer erbitterten Debatte abgerungen, und Jim hatte sich den noch verbliebenen Rest, wie groß dieser auch sein mochte, für einen Notfall aufsparen wollen.
Aber wenn dies kein Notfall war, was dann? Er wandte sich an Giles.
»Ich muß Carolinus herbeischaffen, um unsere Freunde zu heilen«, stieß er keuchend hervor. »Ihr segelt mit Edouard in den nächstgelegenen Hafen und tragt Brian und Dafydd in ein behagliches Gasthaus. Laßt auf keinen Fall zu - ich wiederhole, auf gar keinen Fall -, daß irgend jemand sie zur Ader läßt! Sie haben beide ohnehin schon mehr Blut verloren, als sie erübrigen können. Ihr dürft niemanden, der sich als Heiler bezeichnet oder als Arzt oder als sonst etwas, an die beiden heranlassen. Diese Art Hilfe kann nur ihren Tod bewirken. Carolinus kann sie retten.«
Er wandte sich an Edouard.
»Nennt mir ein Gasthaus, in dem Giles und die anderen untergebracht werden können«, sagte er. »Und zwar im nächsten englischen Hafen!«
»Plymouth«, sagte Edouard, »das Gasthaus Zum Bären.«
»Gut«, sagte Jim. »Ich werde Carolinus dorthin bringen oder zu Euch auf dieses Schiff. Vielleicht kann er sie aber auch zu sich holen, wo immer er sich befinden mag. Wenn Giles, Brian und Dafydd plötzlich verschwinden, Herr Kapitän, braucht Ihr Euch nicht zu erschrecken. Man wird sie auf magischem Wege an einen Ort holen, wo man ihnen helfen kann. Was sind wir Euch schuldig? Ich muß Euch jetzt entlohnen.«
Edouard lächelte verschlagen.
»Und ich könnte Euch jeden Preis nennen«, sagte er, »da derjenige von Euch, der den Handel mit mir abgeschlossen hat, nun nicht mehr sagen kann, wie hoch dieser Preis war. Aber ich glaube, Ihr habt mir und meinen Leuten gleich zweimal das Leben gerettet; einmal habt Ihr uns vor Bloody Boots gerettet und dann vor den Schlangen. Ich werde Euch für diese Überfahrt nichts abverlangen, Mylord. Es war mir eine Ehre, Euch und Eure Freunde nach England bringen zu dürfen. Ich werde den Drachenritter und seine Gefährten nie vergessen.«
»Ihr seid ein braver Mann, Kapitän«, sagte Jim. »Dennoch möchte ich Euch entlohnen. Denn wenn wir Euch gerettet haben, dann hat Eure Tüchtigkeit als Seemann uns gerettet. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr Euren Lohn erhaltet...«
»Und ich werde ihn nicht nehmen!« fuhr Edouard auf. »Ich bin kein
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