Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Schneereste verdampften in der Wärme der Sonne, die ersten Bäume begannen Blätter zu treiben, und die Vögel erwachten aus der Zeit des Schweigens und erfüllten die Luft mit vielstimmigem Gesang.
Derata begann mit Gorens Ausbildung, und er stellte sich nicht ungeschickt an. Seine erste Prüfung musste er in einem Wettrennen zu Pferde bestreiten, dem weitere folgten. Goldpfeil, der sonst nur Derata auf seinem Rücken geduldet hatte, sauste mit dem Jungen schneller als der Wind über die Wiesen. Die Ansprüche für Wettrennen waren hoch, denn Guldenmarkt war von Wald umgeben, die freien Flächen waren bei Weitem nicht so ausgedehnt wie drauÃen die Steppen. Derata wählte dazu jedes Mal eine andere Strecke mit Hindernissen aus, um die Bedingungen zu erschweren. Nicht nur die Reiter mussten ihr ganzes Können beweisen, auch von den Pferde wurde enorme Geschicklichkeit und Trittsicherheit gefordert, um die Geschwindigkeit bei den Wendungen halten zu können.
Goren hatte den Vorteil den erwachsenen Männern gegenüber, dass er kleiner und leichter war als sie, auÃerdem saà er im Sattel wie festgewachsen. Und Goldpfeil war durch die Ausbildung schon kurz nach der Fohlenzeit in der Enge von Drakenhort gerade in dieser Ãbung bestens ausgebildet. Er wurde im Sonnenlicht zum schimmernden Goldstrahl auf feuriger Bahn, während er mit seinem kleinen Reiter zwischen den Stämmen hindurchfegte, auf der Hinterhand wendete und im gestreckten Galopp auf der schmalen Gasse zurückjagte. Niemand konnte es mit den beiden aufnehmen.
Hier erfuhr Goren einerseits viel Neid von schlechten Verlierern, andererseits auch zum ersten Mal so etwas wie Anerkennung. Der eine oder andere klopfte ihm lachend auf die Schulter, wenn ein Rennen beendet war und sich der schweiÃnasse Goldpfeil auf Ãpfel und Möhren stürzte.
»Ein solches Pferd gibt es nicht oft«, stellte Mugdar fest, Deratas Stellvertreter. »Ich behaupte, jeder Reiter kann es mit Goldpfeil schaffen.«
»Möglich«, antwortete Derata, »ich habe Goldpfeil mit der Hand aufgezogen und selbst ausgebildet. Er weià genau, was zu tun ist. Und darum geht es auch: Ihr müsst mit euren Pferden ebenso verwachsen sein, damit sie euch gelassen durch die Schlacht tragen und nicht kopflos davonrennen. Also übt weiter.«
»Was bekommt derjenige, der Goldpfeil schlägt?«, fragte der Mann mit einem lauernden Unterton.
Derata überlegte. »Ich werde mit Darwin Silberhaar darüber reden. Aber mach dir keine Hoffnung, Mugdar, das wird dir nie gelingen, solange Goldpfeil jung und stark ist.«
Aber es war ein Ansporn, mehr leisten zu wollen, darüber war sich Derata im Klaren. Deshalb sprach sie mit dem Statthalter, und der setzte tatsächlich eine Belohnung aus â ein ganzes Goldstück! Damit konnte man sich beispielsweise eine gute Rüstung mit Schwert kaufen, also ein gewaltiger Anreiz, gute Leistung zu zeigen.
»Aber wir können doch nichts dabei gewinnen «, stellte Goren kritisch fest, der sich schon über ein Lob seiner Mutter gefreut hätte.
»Doch«, erwiderte sie. »Sehr viel mehr, Prinz Naseweis, als alles Gold Blaejas uns geben kann.«
Das fand der Junge ganz und gar nicht, und er haderte einige Tage mit sich selbst, weil er ebenfalls ein Goldstück gewinnen wollte. Er fand es ungerecht, dass er von dem Preisgeld ausgenommen war. Trotzdem sollte er immer gewinnen! Egal wie er es anstellte, er war und blieb arm, Goren Vaterlos, der nie die Anerkennung seiner Mutter erhalten würde. Sobald er eine Prüfung gemeistert hatte, kam sie schon mit der nächsten Aufgabe daher. »Du musst immer sehr viel besser sein als die Anderen«, bekam er zu hören. »Dir wird nichts geschenkt. Du darfst es niemals zulassen, besiegt zu werden.«
Aber wofür, wenn er sich davon nicht einmal ein neues Paar Stiefel leisten konnte?
Aber deine Mutter hat recht. Lasse dich nie übervorteilen und sieh zu, dass du den Anderen immer einen Schritt voraus bist , wisperte da eine Stimme in ihm.
Er sah sich um, doch er war allein im Stall, die Gabel voller Pferdemist. Die Drecksarbeit wollte natürlich keiner machen, die meisten striegelten nicht einmal ihre Pferde selbst. Hm? , dachte er.
Ah, endlich hörst du einmal zu. Ich rede schon seit einer Weile mit dir, aber du hast nicht darauf geachtet.
Ich hab gedacht, das ist nur Einbildung.
Keine Einbildung.
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