Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
Kollegen ist doch der eindeutige Beweis dafür, dass wir es mit einem zu bedauernden
Selbstmord zu tun haben«, stellte Rennickens fest. »Unsere Ermittlungen sind abgeschlossen.
Und wir sehen keinen Grund, den Fall neu aufzurollen.«
    »Das hätte ich auch gerne gehabt«, schnaubte Sümmerling.
»Die Geschichte stinkt doch zum Himmel. Warum haben Sie mich nicht informiert?«
Er sah Böhnke mit betrübtem Blick an. »Ich habe immer gedacht, unsere Arbeit basiert
auf Gegenseitigkeit.« Er sei, auch menschlich, vom pensionierten Kommissar enttäuscht,
konstatierte er unverhohlen.
    Böhnke betrachtete den Journalisten mit großer Gelassenheit. Er könne
dessen Verärgerung verstehen, meinte er beschwichtigend. »Aber ich habe Bahn nicht
informiert. Ich habe ihn seit Tagen nicht mehr gesprochen. Er ist nicht mein Informant.
Ob Sie mir nun glauben oder nicht.«
    Sümmerling staunte. »Woher hat er dann …?«
    »Das müssen Sie besser ihn fragen und nicht mich«, unterbrach ihn Böhnke
schnell. »Ich sage Ihnen gerne, was ich weiß, und auf dieser Grundlage können Sie
Ihren eigenen Artikel schreiben, wenn Sie noch wollen.«
    Sümmerling brummte unzufrieden. »Das bleibt immer nur ein Abklatsch
und wird nie ein Original.«
    Böhnke räusperte sich. Ohne auf die Erwiderung einzugehen, fuhr er
fort. »Ich werde Ihnen jetzt berichten, was ich weiß und anschließend können Sie
entscheiden, was Sie schreiben wollen«, wiederholte er sein Angebot.
    »Was wissen Sie denn schon?«
    »Erstens: Geffert hing an einem Teil der Wäscheleine, die der Pastor
auch bei seinem Selbstmord verwendet hat. Zweitens: Der Abschiedsbrief von Geffert
stammt vom selben Schreibblock, auf dem auch der Pastor seinen Abschiedsbrief notiert
hat.«
    Sümmerling hatte sprachlos den Mund und die Augen aufgerissen.
    »Und drittens, das folgere jedenfalls ich aus erstens und zweitens:
Zumindest der Pastor war dabei, als Ihr journalistischer Kollege aus Düren starb.«
    »Noch was?«, stammelte Sümmerling.
    »Alles andere ist Spekulation. Das sind die Erkenntnisse, die ich als
gesichert ansehe.« Böhnke hatte keine Hemmungen, dem Reporter nicht alle Fakten
anzuvertrauen. Es konnte für ihn nur von Vorteil sein, wenn Sümmerling in die Berichterstattung
einstieg. Wenn er dadurch dem Gesicht näherkam, war es ihm nur recht. Sollte er
Sümmerling das Foto der sieben Freunde zeigen? Er zögerte einen Moment und entschied
sich dagegen. Dafür war später Zeit, falls es erforderlich sein sollte. Er gab dem
AZ-Schreiberling zum Abschied den Tipp, mit Megrette Kontakt aufzunehmen. Der belgische
Kollege könne ihm mehr sagen.
     
    Nach dem Abgang des Journalisten rief er sofort Megrette an und bat
ihn, Sümmerling nicht mehr mitzuteilen, als er ihm bereits verraten hatte.
    »Das fehlt uns noch, dass der sich auch über Gebühr einmischt«, meinte
er zum Abschluss des kurzen Telefonats.
    Küpper war sein nächster Gesprächspartner. Die Regelung mit seiner
Apothekerin erklärte er kurzerhand für nicht mehr bindend. Er fühlte sich wieder
auf dem Damm und tatenhungrig wie in seinen besten Tagen.
    Seinen ersten Gedanken, Küpper auf die Fotografie anzusprechen, ließ
Böhnke wieder fallen. Für diese Ähnlichkeit zwischen dem jungen Mann und dem alternden
Kommissar aus Düren würde er auch ohne Küpper eine Erklärung finden.
    »Du bist mir doch nicht böse?«, fragte der Bernhardiner vorsichtig.
    »Warum sollte ich?«, entgegnete Böhnke freundlich. »Es ist sicher gut,
wenn die Geschichte in der Welt ist. Vielleicht wird ja jemand nervös deswegen.«
Er lachte kurz. »Und vielleicht hilft sie deinem Freund von der schreibenden Zunft
ein bisschen bei der Suche nach einem neuen Job.«
    Wie es weitergehe, wollte Küpper wissen.
    »Ich weiß es nicht«, meinte Böhnke. »Ich werde heute überhaupt nichts
tun. Ich lasse die Geschichte links liegen«, erklärte er. Er müsse Abstand gewinnen,
sich erholen und wolle die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen. Morgen werde
es wieder interessant werden.
    »Wieso?«
    »Warum wohl? Hast du schon vergessen: Morgen Nachmittag kommt Rennickens
nach Huppenbroich?«
    »Zwei Fragen.« Küpper hakte sofort nach. »Welche Informationen wird
er dir geben? Und: Bist du sicher, dass er überhaupt kommt? Man wird ihm die Bude
einrennen nach dem Zeitungsbericht heute.«
    Böhnke zauderte. Etwas missfiel ihm an Küpper, ohne sagen zu können,
was es war. Oder hatte es etwas mit der alten Fotografie zu tun? »Rennickens will
noch

Weitere Kostenlose Bücher