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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Gefängnis nachzufragen brauchen.«
    Er sah mich verlegen an, und ich fragte mich, ob sein schuldbewusster Gesichtsausdruck bedeutete, dass er an diese Möglichkeit nicht im Traum gedacht oder dass er nicht den Mut dazu aufgebracht hatte.
    »Man hat die Priester gefunden, die Lorenzo de’ Medici angegriffen haben«, sagte ich. »Einen von ihnen hat man auf dem Platz vor San Lorenzo auf der Stelle totgeschlagen.«
    Er erbleichte noch mehr, wenn das möglich war. Bestürzt rang er die Hände. »Wer?«, brachte er schließlich hervor.
    »Wer ihn umgebracht hat? Alle. Oder keiner. Sie sind zu Dutzenden über ihn hergefallen und haben ihn zerstückelt.« Ich dachte an den Anblick auf dem Pflaster. »Wenn sie ihn neben die anderen Verschwörer an den Palazzo della Signoria hängen wollen, werden sie sich schwer tun«, sagte ich grimmig.
    Kleinschmidt gab ein kleines Seufzen von sich, das mehr als alles andere ausdrückte, wie wenig er an den Details von Stefano di Bagnones Tod interessiert war.
    »Nun gut, du hast mich gesucht, und jetzt hast du mich gefunden. Ich bin unversehrt. Niemand hat mich dumm angeredet, und niemand hat versucht, mich zu verhaften. Weshalb bist du so aufgeregt?«
    »O Herr Bernward«, stammelte er, »ich weiß gar nicht, wie ich es Euch sagen soll.«
    »Was ist denn passiert, zum Henker?«
    »Die Familie Hochstetter hat einen Partner in Verona. Ich habe ein paar Brieftauben von ihm und er von mir; und er wiederum von einer Filiale unseres Hauses in Bozen, und diese von einem anderen Partner in Innsbruck…«
    »Erspar mir die Einzelheiten. Ich nehme an, du willst mir sagen, dass du eine Nachricht aus Augsburg erhalten hast.«
    Er nickte unglücklich. Ich verspürte plötzlich einen eisigen Ruck.
    »Ist etwas mit Maria passiert?«, keuchte ich.
    Er sah überrascht auf. »Was? Mit Maria? Aber nein. Nein. Aber… aber ich…«
    »Was?«
    »Sie haben mich zurückbeordert«, brach es aus ihm heraus. »Ich soll Florenz auf der Stelle verlassen und heimkehren.«
    Ich war so überrascht, dass ich ihn einen Augenblick lang sprachlos anstarrte. »Warum das denn?«
    »Ich weiß nicht, wie sie so schnell von dem Attentat erfahren konnten; ich bin doch noch gar nicht dazu gekommen, ihnen darüber zu berichten«, klagte er, und ich hätte am liebsten gesagt: Über ein halbes Dutzend anderer solcher Brieftaubenketten, wie du sie mir eben geschildert hast, du Idiot! »Es heißt, die Verhältnisse sind zu unsicher, und außerdem sei durch die Einmischung der Fugger in das Komplott das Verhältnis zu den Kaufleuten des Reichs zu stark getrübt… unser Haus könnte keine Vorteile aus der Situation ziehen.«
    Joachim Hochstetters Geschäftssinn musste durch die Neuigkeiten über das Attentat gelitten haben, wenn er so dachte. Oder sein Vertrauen in seinen Gesandten Kleinschmidt war noch geringer, als mein Schwiegersohn geschildert hatte. Kleinschmidt schüttelte den Kopf. »Ich werde natürlich nicht gehen«, sagte er fest. »Noch dazu jetzt, wo Herr Tredittore spurlos verschwunden ist.«
     
    Kleinschmidt schaffte es mühsam, Form in die Geschehnisse zu bringen, während er neben mir her zum Fondaco dei Tedeschi eilte. Gegen Mittag hatte sein Schreiber eine zerzauste Brieftaube aus ihrem Verschlag gezogen und meinem Schwiegersohn mitgeteilt, dass die Familie Hochstetter ihn unverzüglich in Augsburg zur Berichterstattung erwarte: ihn persönlich, nicht einen Brief, nicht einen Boten, nicht seinen Schreiber. Seine erste Reaktion war gewesen, nach mir zu suchen, wobei ihm aufgefallen war, dass er mich den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Er begann voller Ungeduld, auf meine Rückkehr in den Fondaco zu warten und seinem Schreiber abwechselnd zu befehlen, ihre Sachen zu packen oder das Packen sofort einzustellen.
    Dann kamen die Soldaten, und er war sicher, dass sie ihn für einen beschränkten Halbidioten gehalten hatten, so gelähmt war er von ihrem Erscheinen gewesen. Nach ihrem Abzug war er sofort auf die Suche nach Stepan Tredittore gegangen, um ihn zu fragen, ob er über meinen Verbleib Bescheid wisse. Er war fast verrückt vor Sorge und konnte sich nur mit dem Gedanken halbwegs beruhigen, dass ich noch nicht verhaftet sein konnte, wenn man den Fondaco durchsuchte. Die Suche nach Tredittore blieb ergebnislos. Schließlich wagte sich Kleinschmidt zu Ferdinand Boehl und erhielt von ihm in größerer Lautstärke die Mitteilung, dass dieser mich vor wenigen Augenblicken noch vor dem Tor des Fondaco

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