Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
mag Pferde.“ Ja, immer hübsch unverfänglich bleiben.
Wieso sah er mich jetzt so enttäuscht an? Er straffte sich wieder und sagte: „Willst du ihn mal reiten? Er ist warm genug und auch müde genug, um keine nennenswerten Schwierigkeiten zu machen.“
Ich zögerte. Lust hätte ich schon, aber es würde bedeuten, Yves wieder viel zu nah zu kommen … Trotzdem nickte ich. Ich war mir sicher, meine Nase sorgte dafür. Sie wollte seinen Duft und sie wollte ihn jetzt.
Dann ging ich weiter nach vorn und setzte über die Bande in die Sägespäne der Halle. War ’ne tolle Idee, sofort krochen die Späne an meinen Socken empor und lösten Juckreiz aus. Tja, Reitstiefel hatten eben doch ihre Berechtigung.
Yves saß ab und kam auf mich zu, Giacomo am langen Zügel. „Hier.“
Ich ergriff die Zügel, trat neben das Pferd, über dessen Rücken hinweg ich Yves kaum noch sehen konnte.
Er lehnte sich in den zweiten Steigbügel, als ich aufsaß, und lächelte mich an. „Du passt gut zu ihm … ihr habt das gleiche schwarze Haar.“
Ich schluckte. Na gut, meine Haarfarbe war nicht zu übersehen, aber dass sie einen Blaustich hatte, fiel wohl doch nicht jedem auf. Interessant, vielleicht …?
Oh Mann, ich musste meine Nase irgendwie zum Schweigen bringen!
Yves reichte mir seine Reitkappe. „Ist hier Vorschrift.“
Ich nickte und setzte sie auf, dann verlängerte Yves die Steigbügelriemen um jeweils zwei Löcher und ich testete die Länge. Ja, das passte. Wow, er hatte ein wirklich gutes Augenmaß.
„Danke“, sagte ich und trabte an. „Na, dann wollen wir mal sehen, was du kannst, Giacomo!“
Ich ritt in Volten und Wechseln durch die ganze Bahn, galoppierte zwei Runden und ließ ihn danach im Schritt zurück zu Yves gehen.
„Man merkt nicht, dass du so lange nicht im Sattel gesessen hast. Ist wohl eine gute Idee, dass du Reiten als Freizeitaktivität genommen hast.“
Das hier war echt eine böse Falle. Das begriff ich, als Yves dicht neben Giacomo trat und zu mir aufsah. Sein Duft stieg so unverkennbar und klar in meine Nase, dass ich ein kleines, leises Knurren nicht unterdrücken konnte.
„Tust du das absichtlich?“, fragte ich und rutschte aus dem Sattel, um ihn zu umarmen. Ich konnte nicht anders und das kotzte mich an!
Ja, klar, er war echt sexy, sah verdammt gut aus und hatte was im Kopf, aber …! Nein, niemals. Hastig ließ ich ihn los. So hastig, dass er stolperte und ich ihn auffangen musste. „Tut mir leid!“
Er nickte und presste die Lippen aufeinander. „Schon okay. Und nein, ich mache nichts absichtlich. Ich bin einfach ich.“
Was sollte ich dazu sagen? Er zog mich an, so sehr! Aber die Tatsache, dass er … Nein, ich war fest davon überzeugt, dass jemand wie er niemals treu sein könnte. Vielleicht schon deshalb nicht, weil er mit Sicherheit eine Menge Verehrer hatte, respektive Jungs, die ihn einfach gern mal flachlegen würden.
Wir verließen die Reithalle und ich half ihm beim Versorgen von Giacomo. Als das Tier zufrieden in seiner Box stand, wandte sich Yves wieder zu mir.
„Was an mir macht dir eigentlich solche Angst?“
Ich staunte über seine direkte Art, aber durfte mich das wirklich wundern? Ich wusste doch schon, dass er schlau war und wusste, wovon er sprach.
„Nichts. Zumindest nichts, was du einfach so ändern könntest. Und es ist keine Angst, okay? Angst habe ich nur vor anderen …“ Ich schloss abrupt den Mund. Na prima, erzählte ich ihm jetzt brühwarm, dass ich vor einem knappen Jahr vor meiner eigenen Familie geflohen war?
„Du denkst also wirklich, ich würde für jeden den Arsch hinhalten, was?“, fuhr er mich an und ich starrte erschrocken zurück. Sah man mir meine Gedanken über ihn an? Dass ich ihn eben doch für eine willige kleine Schlampe hielt, die sich ihren Spaß gönnte? Das war nichts Verwerfliches, es passte eben nur nicht in mein privates Weltbild. Oder doch, in mein Weltbild schon, nur nicht in mein Beuteschema. Auch nicht ganz das richtige Wort, aber ich hatte Schwierigkeiten, es selbst in Gedanken richtig zu benennen. Mon dieu , ich wollte ihn, mit jeder Faser meines Körpers, wollte sein Herz und seine Liebe, aber ganz sicher nicht für unverbindlichen Sex irgendwann mal zwischendurch.
Schuld daran war meine bescheuerte, hochempfindliche Nase.
Ich wusste genau, ich würde es nicht ertragen, wenn ich etwas mit ihm anfing, und er plötzlich wieder nach jemand anderem röche. Nein, ich brauchte absolute Exklusivität. Und ja, dieser
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