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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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bei ihrer Freundin gewesen war. Der Mann schien sie durch den Schleier nicht zu erkennen.
    "Die Herzogin de Sourges. Und richtet ihr aus, dass es sehr dringend ist."
    Der Mann führte sie durch eine kleine Eingangshalle und weiter in den geräumigen Salon. Ramis mochte diesen Raum nicht. Er war so düster mit seinem dunklen Holz und den geschnitzten Holzköpfen, die wie Fratzen aussahen. Sie verstand nicht, wie jemand ein Gesellschaftszimmer so einrichten konnte. Selbst die Möbel waren bar jeder Bequemlichkeit. Ramis setzte sich auf die vordere Kante eines Stuhls, während der Diener verschwand. Als er kaum ein paar Minuten später wiederkam, wusste er zu sagen, dass die Hausherrin jeden Moment kommen würde. Das war übertrieben, denn es dauerte geraume Zeit, bis Adélaide zur Tür herein gerauscht kam. Sie sah elegant aus in dem hellen Tageskleid und war so schlank wie eh und je. Ramis wurde sich bewusst, dass sie einmal mehr wie eine Krähe dastand. Allerdings waren auch an Adélaide die Jahre nicht spurlos vorüber gezogen. Zwei Falten der Unzufriedenheit hatten sich um ihren Mund eingegraben, kaum sichtbar zwar, vor allem durch Ramis Schleier hindurch, aber sie waren da. Die Gräfin wirkte angespannt.
    "Guten Tag Adélaide." Ramis stand auf.
    "Euch auch, Anne." Adélaide stoppte vor Ramis und knetete nervös die Hände.
    "Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, was?"
    Sie wich dem Blick der Herzogin aus. "Ja, ich weiß wirklich nicht, warum." Was für eine Lüge! "Wie geht es Euch?"
    "Den Umständen entsprechend gut. Aber Ihr seht müde aus."
    "Das wird wohl das Wetter sein. Ich schlafe zurzeit schlecht." Adélaide presste die Lippen aufeinander.
    Ramis wagte einen neuen Vorstoß. So leicht wollte sie sich nicht geschlagen geben.
    "Und wie geht es Eurem Sohn? Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Charlotte vermisst ihren Spielgefährten."
    "Er ist gerade mit seinem Vater unterwegs. Ansonsten geht es ihm gut."
    Die Wut war jetzt unüberhörbar.
    "Ihr hasst Euren Mann, nicht wahr?" , stellte Ramis leise fest.
    Die andere blickte zur Seite und wand sich sichtlich.
    "Ja ", murmelte sie schließlich. "Ja, ich hasse ihn!" Ihre Stimme wurde stetig lauter. "Er ist so alt und scheußlich! Immer zeigt er mir, was für eine schlechte Frau ich bin! Er beschimpft mich und wenn er zu mir ins Bett steigt, krümme ich mich vor Ekel! Mir wird übel, wenn er mich berührt! Verdammt, ich wünschte, er wäre tot!" Als sie merkte, dass sie zu laut geworden war, senkte sie schnell die Stimme. "Ich halte das nicht mehr aus!"
    Tränen verwischten die ganze sorgfältig aufgetragene Schminke und Ramis konnte plötzlich die Adélaide, die sie kannte, wieder erkennen. Vorsichtig trat sie zu ihr und berührte sie am Arm. Schluchzend sah diese sie an.
    "Wenn Ihr Beistand braucht - ich bin für Euch da."
    Adélaide schluchzte noch mehr.
    "Ihr seid eine so gute Freundin! Ich habe das nicht verdient! Als Ihr so lange krank wart, habe ich Euch alleingelassen!"
    "Das ist nicht weiter wichtig. Es hätte mir sowieso keiner helfen können."
    "Mir hilft es allein schon, dass Ihr hier seid." Adélaide fasste sich wieder ein wenig und sank auf einen Stuhl, wobei sie Ramis anbot, sich ebenfalls zu setzen. "Verzeiht mir, Ihr kommt hierher wegen einer wichtigen Angelegenheit und ich habe nichts Besseres zu tun, als Euch mein Leid vorzujammern. Ihr müsst mich jetzt für einen Schwächling halten. Weshalb seid Ihr also gekommen?"
    "Um Euch zu sehen, Adélaide. Ich habe befürchtet, dass unsere Freundschaft zerbricht. Wir haben so viel zusammen durchgemacht und nun soll das wegen ein paar Problemen zu Ende sein?"
    "Ach Anne! Ihr bringt mich schon wieder zum Heulen. Ihr wisst gar nicht, was ich ausgestanden habe! Mein Mann - die Pest soll ihn holen - sieht es nicht gerne, wenn wir uns treffen. Er droht mir, mich von dem Jungen fernzuhalten, wenn ich weiter Kontakt zu Euch habe. Und ich hatte Angst... ja, ich hatte Angst vor Euch. Ihr seht so unheimlich aus mit diesem Schleier und all dem Schwarz. Alle sagten, Ihr wärt verrückt. Deshalb bin ich vor Euch geflohen."
    "Aber Adélaide! Wieso habt Ihr Angst vor mir? Ich bin im Grunde genommen immer noch dieselbe..."
    Das Eis zwischen ihnen taute zunehmend. Sie begannen ein ernstes Gespräch.
    Auf einmal verlangte Adélaide:
    "Zeigt mir doch Euer Gesicht! Warum legt Ihr diesen schrecklichen Schleier nicht ab? Er muss unangenehm sein und vor mir müsst Ihr Euch nicht schämen! Glaubt mir, ich sage das nicht aus

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