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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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linken Winkel des Bildausschnitts sah man deutlich Nelson auf den Stufen seitlich der Kirche sitzen. Er sprach mit einem Mann ungefähr seines Alters, in weinroten Bermudashorts, weißem Hemd und Sandalen. Der Mann hielt ein Notizbuch in der Hand.
    Matheus’ Gedanken überschlugen sich, und in seinem Gehirn schien es zu dröhnen. Er musste sich schnell vom Monitor abwenden. Seine Hände waren schweißnass.
    » Da hätten wir also unseren Carlo « , sagte Sarah Clarice. » Wann wurde die Aufnahme gemacht? «
    Es stand auf dem Monitor: 14.10 h.
    » Der Journalist könnte also einer der Letzten sein, die vor seinem Verschwinden mit deinem Bruder gesprochen haben « , stellte der Kameramann fest.
    Matheus nickte. » Theoretisch ja. «
    » Wir müssen diesen Carlo finden « , sagte Sarah Clarice.
    Matheus schwieg. Ein finsterer Gedanke hatte sich seiner bemächtigt: Diese Aufnahmen zeigten nicht nur Nelson und den Journalisten Carlo, der ihn vermutlich als Letzter vor seinem Verschwinden gesehen hatte. Möglicherweise befand sich irgendwo außerhalb dieses Bildausschnitts auch die Person, die ihn bald entführen würde. Möglicherweise hatte die Fernsehkamera sogar unwissentlich das Gesicht des Entführers gefilmt. Vielleicht, dachte Matheus und suchte Sarah Clarice’ Blick, sind diese Leute immer noch hier. Direkt in unserer Nähe.
    Vor ihm saßen allerdings nur die Dokumentarfilmer, die jetzt an ihm vorbeistarrten.
    » Matheus, da sucht dich offenbar jemand. «
    Er drehte sich um und sah den stellvertretenden Leiter der Zivilpolizei, Alessio Castro, auf sich zukommen. Zwei Männer in Zivil waren bei ihm.
    » Senhor Braga « , sagte der Polizist.
    Matheus stand auf. Sarah Clarice hatte sich bereits erhoben.
    » Senhor Braga, wenn Sie uns bitte folgen würden. «
    » Ich? Warum? «
    Im schwachen Laternenlicht war Castros Gesicht ein nahezu schwarzer Fleck, in dem zwei Augen funkelten.
    » Kommen Sie « , sagte er bestimmt.
    Sarah Clarice folgte ihnen. Als sie auf dem Stück Brachland ankamen, wo die Autos parkten, öffnete der Polizist schließlich den Mund.
    » Wir haben Ihren Bruder gefunden. Es tut mir sehr leid. «
    Matheus schwieg und richtete dann langsam den Blick auf Sarah Clarice.
    » Bringen Sie uns zu ihm. « Sarah Clarice sprach aus, was Matheus nicht zu sagen vermochte.
    Der Polizist schaute sie an und zog eine merkwürdige Grimasse.
    » Ich glaube nicht, dass der Anblick etwas für eine Frau ist. «

10
    Die Scheinwerfer des Land Rovers fielen auf den Renault, der vor ihnen fuhr. Auf der dunklen Straße kamen sie nur langsam voran. Die Polizisten hatten Matheus und Sarah Clarice angeboten, sie mitzunehmen, aber die beiden hatten höflich abgelehnt.
    » Unser Wagen steht dahinten « , hatte Matheus gesagt. » Wir können hinter Ihnen herfahren. «
    » Wie Sie wünschen. «
    » Das hast du gut gemacht « , sagte Sarah Clarice, sobald sie im Land Rover saßen. » Ich weigere mich, in ein Polizeiauto einzusteigen. Außerdem traue ich diesen Leuten nicht… Sechs Kilometer, das ist ja nicht gerade um die Ecke « , stöhnte sie dann erschöpft.
    Matheus war erschüttert. » Aber warum? Warum? « , fragte er sich immer wieder und schaute sie an, als müsse sie die Antwort darauf wissen.
    Irgendwann verlangsamte der Renault das Tempo und bog in eine Straße ein, die mitten aufs freie Land führte. Um sie herum war es stockduster. Man sah nur, was von den Scheinwerfern angestrahlt wurde. Sarah Clarice überlief ein Schauer nach dem anderen. Das war die Müdigkeit, aber auch Angst. Es fiel ihr nicht leicht, das zuzugeben, aber die Sache entglitt ihr allmählich. Mitten in der Pampa fuhren sie einem Wagen der Polizei von Bahia hinterher… Wenn man sie gefragt hätte, wo sie überhaupt waren, sie hätte es nicht sagen können.
    » Wo zum Teufel wollen die denn eigentlich hin? « , flüsterte sie und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Plötzlich erblickte sie die Lichter eines Hauses– drei Lampen unter einem Holzdach–, dann die Scheinwerfer von zwei parkenden Autos. Der Renault blieb stehen, ließ das Licht aber ebenfalls aufgeblendet.
    Als Matheus und Sarah Clarice zu den Polizisten traten, sagte Alessio Castro zu Matheus: » Folgen Sie mir bitte. «
    » Wo ist mein Bruder? « Matheus war wieder ganz bei sich und musterte das Gesicht des Polizisten, das nur von der Zigarettenglut beleuchtet wurde.
    Castro warf die Zigarette fort und ging in die Richtung, in die das Scheinwerferlicht fiel. Sarah Clarice folgte ihm,

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