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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in den ersten Sekunden die Erinnerung. Hilde wußte auch nicht so recht, wo sie sich befand. Sie glaubte zuerst, in ihrem Bett im Hotelzimmer zu liegen, bis sie diese feuchte Kälte spürte, die unter ihren Mantel und das dünne Nachthemd auf die Haut gekrochen war. Sie fror erbärmlich, denn im Schlaf hatte ihr Körper Wärme verloren.
    Trotzdem blieb sie liegen. Der harte Boden hatte gegen ihre rechte Seite gedrückt. Ihr taten dort die Knochen weh. Den leichten Druck ignorierte sie. Mit zuckenden Blicken schaute sie nach vorn.
    Jetzt kehrte auch die Erinnerung zurück. Das Erwachen im Bett, der Totenschädel auf der Straße, der sie auf eine unnatürliche Art und Weise zuerst ins Freie und dann weiter hierher in den Burghof gelockt hatte, das alles kam ihr wieder zu Bewußtsein. Es waren die Adrenalinstöße, die sie zwangen, sich aufzurichten. Sie setzte sich mit einem heftigen Ruck hin. Durch den offenen Mund sog sie die kalte Luft ein. Danach bewegte sie ihre Lippen, sprach flüsternde Worte, die sie selbst nicht verstand. Nur war die Angst deutlich aus ihnen herauszuhören.
    Hildegard von Zavelsreuth richtete sich auf. Dabei stolperte sie noch, aber sie fiel nicht mehr hin. Frierend und heftig atmend stand sie auf dem Burghof. Für einen Moment kreisten die Schatten der Mauern vor ihren Augen, als säße sie in der Achterbahn, dann hatte sie sich wieder gefangen und wußte auch, wie es weitergehen mußte.
    Hier konnte und wollte sie nicht bleiben. Hier hatte sie Schreckliches und Unerklärliches erlebt, denn diesmal war der Ritter dicht bei ihr gewesen.
    Er hatte sie mit seinem Schwert bedroht wie damals dieser Vergewaltiger mit dem Messer.
    Hildes linke Hand fuhr hoch zum Hals. Noch bevor sie ihn berührt hatte, spürte sie den zuckenden Schmerz genau an einer bestimmten Stelle.
    Dort war sie erwischt worden. Eine kleine Wunde mit einer winzigen Blutkruste war zu spüren. Sie war der Beweis dafür, daß sie keinen Traum erlebt hatte.
    Es gab ihn. Er wollte sie. Hilde war nicht dumm. Sie rechnete fest damit, daß der Ritter noch einmal zurückkehren würde. Ob die Begegnung dann so glimpflich ausging wie in dieser Nacht, das wollte sie nicht unterschreiben. Da würde unter Umständen mehr Blut fließen.
    Sie ging wieder zurück. Keine Sekunde länger wollte sie in dieser unheimlichen Umgebung bleiben. Noch während sie durch den Torbogen rannte, fühlte sie sich von dieser unheimlichen Gestalt verfolgt.
    Ihre Schritte warfen diesmal noch lautere Echos. Auf Hilde wirkten sie wie akustische Peitschen.
    Wenig später trommelten ihre Füße über das Holz der Brücke. Vor ihr lag die Straße wie ein dunkler Tunnel, dessen Wände allerdings Lücken aufwiesen. Weiter vorn, schon an der Kreuzung, huschte das Scheinwerferlicht eines Autos über den Straßenbelag wie der schwache Umriß einer Geistergestalt.
    Weiterlaufen. Nicht aufhören. Mittlerweile war die Kälte aus ihrem Körper gewichen. Sie schwitzte. Der Atem wehte als Keuchen aus ihrem Mund.
    Die Augen tränten. Plötzlich spürt sie den Wind scharf wie ein Messer, obwohl er kaum wehte. Sie erlebte einen nie gekannten Streß.
    Niemand ließ sich blicken. Hier ging man früh zu Bett. In der Nacht schlief man durch. Da schaute keiner mehr aus dem Fenster oder ging hinaus auf die Straße.
    Hilde lechzte danach, eine Pause einzulegen. Sie tat es nicht. Die Angst trieb sie weiter. In ihrem Mund befand sich so gut wie kein Speichel mehr. Er war trocken wie ein Wüstenfleck.
    Aber die normale Welt hatte sie wieder. Sie sah die Häuser, die Straße, und sie wurde langsamer. Etwas hämmerte dumpf hinter ihren Schläfen.
    Harte Fingerknöchel schienen von innen gegen ihre Schädeldecke zu pochen. Seitenstiche quälten sie. Sie hatte das Gefühl, als würde ein schweres Gewicht auf ihrem Brustkorb lasten, und atmete stoßweise.
    Sie war allerdings wieder so stark, sich umschauen zu können. Ihr Blick glitt hinein in das Dunkel, in dem sich niemand aufhielt, auch kein Verfolger.
    Der Gasthof rückte näher. Ganz oben schimmerte Licht hinter einem Fenster, ansonsten war das Haus in die tiefe Dunkelheit gehüllt. Wie sie in ihr Zimmer gekommen war, konnte sie danach kaum sagen.
    Jedenfalls hatte sie es geschafft, zog dort ihren Mantel erst gar nicht aus, sondern warf sich sofort auf das Bett, auf dem sie rücklings liegenblieb und erst einmal nach Luft schnappte.
    Ich habe überlebt! Er hat mich nicht erwischt! Er hat mich nicht getötet!
    Diese Gedanken tobten durch ihren

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