Edens brisantes Geheimnis
verdreckt, und es stank durchdringend nach Öl und Ruß. Und nach den Tieren.
Payne blieb stehen. Eden rang nach Atem. Ihr war schwindlig. Vor ihren Augen tanzten Sterne.
„Komm", drängte er und deutete auf eine Leiter an der Seite des Güterwaggons. „Steig da hoch."
„Du machst Witze."
„Mach schon!"
Er hob sie hoch, damit sie die Sprossen erreichte, und Eden kletterte hinauf. Die rostigen Eisenstangen zerkratzten ihr die Handflächen. Als sie das Dach erreichte, ließ sie sich flach hinfallen.
Gleich darauf lag Payne neben ihr. Er hob vorsichtig den Kopf und schaute sich um. „Ich weiß jetzt, wo wir sind", flüsterte er. „Und auch, wohin wir als Nächstes müssen."
Nicht weit entfernt erklangen Rufe. Sie suchten sie.
Wie sollten sie entkommen? Wollte Payne mit ihr über die Dächer der Güterwagen rennen? Das schaffte sie nie. Sie konnte nicht von einem Waggon zum anderen springen.
„Die Leiter runter", flüsterte er ihr zu.
Sie sah ihn überrascht an. „Wieso?"
„Gleich fährt ein Güterzug los. Den nehmen wir."
„Das ist verrückt. Ich bin doch kein Stuntman!"
„Richtig." Er drehte sich zu ihr und schaute ihr ins Gesicht. „Dies ist der Punkt, wo sich unsere Wege trennen können. Du musst nicht mitkommen."
Sie holte bebend Luft. Die bislang unterdrückte Panik packte sie mit aller Macht. „Ich habe Angst."
„Es wird schon gut gehen. Diese Leute hier sind FBI-Agenten, nicht die Verones." Seine Stimme wurde sanft, fast zärtlich. „Sie halten dich für eine Geisel und werden dir nichts tun."
Einen Moment lang überlegte sie, seinem Vorschlag zu folgen. Nur zu gern hätte sie geglaubt, dass die Polizisten ihre Freunde waren, keine Lügen verbreiteten und die Guten am Ende siegten.
Aber sie wusste es besser. Sie würde ihr Schicksal lieber Payne anvertrauen. „Ich komme mit dir."
Er küsste sie kurz auf den Mund. „Das freut mich."
Rasch kletterten sie wieder vom Waggon herunter, und sie folgte ihm zwischen Loks und Waggons entlang. Von überall erklangen Rufe, aber es war niemand zu sehen.
Zwischen zwei Güterwagen, von deren rotem Anstrich längst die Farbe abblätterte, kletterte Payne auf eine der Kupplungen und stieg dann auf die schmale Plattform, von wo aus eine Tür ins Innere des Zuges führte. Er rüttelte am Griff. „Verschlossen!" murmelte er.
Er rammte die Schulter gegen die Tür. Sie gab nicht nach.
Payne griff nach Eden. Er packte ihre Hand und zog sie auf die Plattform, während ein Quietschen und Stöhnen durch den Güterzug lief.
Wieder warf sich Payne mit aller Kraft gegen die Tür. Vergeblich.
„Beeil dich", flüsterte sie.
„Nicht so hastig!" rief da jemand.
Sie blickte nach unten und sah einen Mann in schwarzer Jacke. Ein FBI-Agent. Seine Pistole war auf sie gerichtet. „Es ist vorbei, Payne", sagte er ruhig.
„Samuels ... Ich hätte es wissen müssen, als du mir nicht helfen wolltest. Du steckst mit Danny-O
unter einer Decke."
„Richtig." Bis auf die Pistole sah Samuels aus wie ein Buchhalter.
„Warum?" wollte Payne wissen. „In Quantico kannte ich dich als einen sauberen Agenten."
„Und warum hat man mich dann nach St. Louis versetzt? Das würdest du nie verstehen, Payne. Du warst immer ein Star. Ich nur ein EDV-Mann unter vielen."
„Dann bist du derjenige", sagte Payne, „der Danny-O Zugang zu den Geheimakten verschafft hat."
„So ist es." Ein winziges Lächeln verzog Samuels Mundwinkel. „Und das wird sich jetzt auszahlen für mich. Komm vom Wagen herunter", befahl er übergangslos.
„Damit du besser schießen kannst?" Payne deckte Eden mit seinem Körper. „Noch ist es nicht zu spät, deine Meinung zu ändern, Samuels. Wenn du gegen Danny-O aussagst, machen wir ein Geschäft. Du kommst in vollem Umfang in den Genuss des Zeugenschutzprogramms."
Ein paar Sekunden lang schien der Mann zu überlegen. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich habe meine Entscheidung getroffen."
„Du weißt, dass es die falsche ist", sagte Payne.
Mit einem gewaltigen Ruck setzte sich der Zug in Bewegung.
„He!" brüllte Samuels. „Runter vom Waggon!"
Dann fielen kurz hintereinander zwei Schüsse. Die Kugeln schlugen in die Holzwand hinter ihnen ein.
Payne erwiderte das Feuer. Samuels sackte zusammen.
Dann wirbelte Payne herum und zerschoss das Türschloss. Gleich darauf zog er Eden ins Wageninnere.
Fast der gesamte Raum war mit Reifen gefüllt, die sich bis zur Decke stapelten.
Sie drückten sich gegen die Wand. Payne hielt sie fest, und
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