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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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das Haus abbrennen sah, fühlte ich mich viel verlassener als an dem Tag, als mein Mann gegangen ist. Obwohl weder das Haus noch der Mann mir je besonders viel Halt gegeben haben«, fügte sie mit weniger Bitterkeit in der Stimme hinzu, als man erwartet hätte.
    »Wenn Elmer nicht hier wäre …« Sie errötete und fing an, sehr ausgiebig mit dem Staubtuch über das Mahagoni-Beistelltischchen ihrer Großtante zu reiben. Dann legte sie das Tuch weg und wandte sich Rhys zu, die dünne, verschmutzte Hand auf die Tischplatte gestützt, die sie gerade so emsig poliert hatte. »Madoc, sind Sie deswegen hier? Wegen dem Brand?«
    Er nickte. »Ja. Auch.« Warum sah sie so erschrocken aus?
    »Gilly, Sie wissen, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde, oder?«
    »Ich bin immer sehr vorsichtig gewesen«, flüsterte sie.
    »Wissen Sie, wer es gelegt hat?«
    »Nein! Ich weiß es nicht. Ehrlich, Madoc.«
    »Wissen Sie, wie es gelegt wurde?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß absolut nichts. Aber ich habe Bobby ganz allein in dem Haus schlafen lassen, und ich hätte nicht …« Gilly war keine Hysterikerin von der schlimmsten Obserranz. Sie ließ sich einfach auf einen der mit grünem Plüsch bezogenen Stühle fallen und blieb dort hocken, in der Agonie stillen Leides. Rhys war gerade ins Badezimmer gegangen, um ihr ein Glas Wasser zu holen, als ein riesiger Mann und ein magerer Junge die Treppe heraufstürmten.
    »Ma! Hey, Ma, wo bist du?«, schrie der Junge. Er hatte eine Angel in der Hand und hätte damit dem Mountie beinahe ein Auge ausgestochen, als er an ihm vorbeirannte, ohne überhaupt zu bemerken, dass da ein fremder Mann im Haus war. »Ma, sieh mal, was ich gefangen habe! Ma, was ist denn los mit dir?«
    »Was ist denn los mit dir?«, echote der junge Riese, der Elmer Bain sein musste.
    »N… nichts. Ich dachte nur gerade an den armen G… G… Goldfisch. Wir kaufen einen neuen, Liebes.«
    Gilly putzte sich mit dem Staubtuch die Nase und versuchte, über ihren kleinen Zusammenbruch zu lachen. Eine gute Mutter, trotz ihrer Haare. Das Kind zeigte ihr seine Forellen, nicht sehr große, aber ganz beachtlich für einen Anfänger.
    »Elmer hat mir sogar gezeigt, wie man sie sauber macht. Ich hab alles alleine gemacht. Also, fast.«
    »Wie schön! Elmer, danke, dass du ihn mitgenommen hast. Los, wir gehen rüber zu Janet und fragen sie, wie man die Fische zubereitet. So tolle Forellen kann man doch nicht verkommen lassen! Mannomann, die werden vielleicht lecker schmecken!«
    Gilly ging mit den anderen über den Hof zu den Wadmans – entweder nahm sie an, Rhys würde hinterherkommen oder, was wahrscheinlicher war, sie hatte ihn ganz vergessen. Der Mountie sah ihnen ein wenig sehnsüchtig nach, zuckte dann die Schultern und machte sich wieder an seine Arbeit. Vielleicht würde er nie wieder die Chance bekommen, sich ohne Anstandsdame im Herrenhaus umzusehen.
    Hier war die Bibliothek, in der Janet die Papiere gefunden hatte, hinter denen Bain her war – zwischen den Seiten eines Buches, dessen Titel ein Wink mit dem Zaunpfahl war. Wie konnte Marion einen so sprechenden Titel übersehen haben, wenn sie tatsächlich so gründlich gesucht hatte, wie sie behauptete?
    Hier war die Küche, in der Agatha Treadway gestorben war, und hier war die Kellertreppe. Er ging hinunter. Für ein so altes Haus war der Keller überraschend hell und sauber; er hatte einen staubigen Boden aus rohen Steinen erwartet, aber diese Art von weißlichem Bodenbelag hier hatte er noch nie gesehen. Warum er so frisch aussah, konnte er bald an seinen Schuhen ablesen: Der Belag klebte an seinen Sohlen. Das war zweifellos ein weiterer Geistesblitz des Erfinders gewesen. Während er sich seine weißlich gefleckten Sohlen besah, fragte er sich mehr als je zuvor, warum es Jason Bain so sehr nach einem Patent von Charles Treadway gelüstete.
    Und hier waren die Regale, in denen Mrs.   Treadway ihre selbst eingemachten Vorräte aufbewahrt hatte. Hätte er auch nur ein wenig an Janet Wadmans Geschichte von den geschnittenen statt gebrochenen Bohnen gezweifelt – spätestens jetzt wäre aller Argwohn weggeblasen. Seine eigene Mutter war alles andere als schlampig beim Einmachen, aber Agatha Treadway war die größte Expertin aller Expertinnen gewesen. Jedes einzelne Glas war peinlich genau abgefüllt, der Verschluss fest über dem gravierten Glasdeckel verklammert. Jede einzelne kleine rote Zunge jedes einzelnen Gummirings schaute hell und keck heraus. Janet

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