Ein Liebhaber wie Tony
KAPITEL
Ein Geräusch schreckte Sharon aus dem Schlaf. Sie saà mit heftig klopfendem Herzen aufrecht im Bett und horchte.
Da war es wieder! Ein dumpfes Rumpeln. Sharon griff nach dem Telefon und wählte hastig die Nummer der Vermittlung, aber selbst nach dem neunten Klingeln hob niemand ab.
Wer ist da? wollte Sharon rufen, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Nun war es ohnehin besser, den Einbrecher nicht wissen zu lassen, dass sie da war. Wenn sie sich ruhig verhielt, würde er sicherlich nur ein paar Dinge stehlen und wieder verschwinden.
Andererseits â mein Auto steht drauÃen, ein klarer Beweis dafür, dass jemand zu Hause ist, dachte Sharon und schob sich aus dem Bett.
Erneut hallten Geräusche durchs Holzhaus.
Nein, sie konnte nicht einfach hierbleiben, sonst würde sie noch so enden wie diese Frauen in den Horrorfilmen.
Auf Zehenspitzen schlich sie hinüber in Marcs Zimmer und fand, ohne lange suchen zu müssen, seinen Baseballschläger. Damit bewaffnet, stieg sie vorsichtig die Treppe hinunter.
Als sie die letzte Stufe erreicht hatte, bemerkte Sharon plötzlich einen Schatten. Sie schrie auf und holte mit dem Baseballschläger aus. Glas zersplitterte.
Eine vertraute Stimme fluchte, und dann war das Wohnzimmer plötzlich hell beleuchtet.
Tony stand da, die Hand am Lichtschalter, und starrte Sharon verblüfft an. Die Tiffanylampe, die sie auf einem Flohmarkt gekauft hatte, lag in tausend Scherben zerbrochen auf dem Boden.
Langsam lieà Sharon den Baseballschläger sinken. »Du hättest klopfen können«, bemerkte sie lahm. Ihr Puls raste noch immer.
»Warum sollte ich, wenn ich doch einen Schlüssel habe?«, erwiderte Tony, zog die Jacke aus und warf sie aufs Sofa. »Los, zieh dir was an, du Baseballcrack. Ich hole derweil einen Besen.«
Sharon ging ohne ein Wort nach oben und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Wenig später kam sie angezogen wieder herunter. Tony kehrte gerade die letzten Scherben zusammen.
»Was tust du eigentlich hier?«, wollte sie wissen.
Er seufzte. »Es war Papas Idee.«
Sharon verdrehte die Augen und stemmte die Hände in die Hüften. »Das klingt ja sehr romantisch.«
Er verschwand mit dem Besen und den Scherben in die Küche.
Als Tony zurückkam, lag ein fast verlegener Ausdruck auf seinem Gesicht. Schweigend ging er hinüber zum Kamin und machte Feuer.
Sharon beobachtete ihn kurz, bevor sie sich abwandte, um Kaffee zu kochen.
Ein Gefühl der Hoffnung überfiel sie. Eigentlich sonderbar, dachte sie. Denn wie oft hatten Tony und sie schon probiert, wieder zueinanderzufinden. Und wie oft war es fehlgeschlagen!
Sharon setzte das Kaffeewasser auf und holte zwei Becher aus dem Schrank. Plötzlich spürte sie Tonys Blick und drehte sich um.
Tony stand im Türrahmen.
»Ich gehe nicht, bevor wir beide zu einer Einigung gekommen sind«, erklärte er entschlossen. »Das könnte aber sehr lange dauern.«
Er tat unbeeindruckt, aber in seinen Augen flammte die Leidenschaft. »Es ist mir wirklich egal, ob wir hier aus der Luft mit Lebensmitteln versorgt werden müssen oder anderenfalls verhungern. Ich bleibe bis zum bitteren Ende.«
Das Wasser kochte, Sharon nahm den Kessel vom Herd und füllte die Becher. »Angesichts der Tatsache, dass es nicht deine, sondern die Idee deines Vaters war, herzukommen, klingt das sehr überzeugend.«
Tony verzog das Gesicht. Er stand nun dicht neben Sharon, nahm ihr die Kaffeebecher aus der Hand und stellte sie zur Seite. Seine Nähe weckte Sharons Sinne zu neuem Leben.
»Sharon«, begann er sanft. »Ich liebe dich, und du liebst mich ganz bestimmt auch. Könnten wir nicht erst mal daran festhalten, bis alles wieder geordnet ist?«
Sie schluckte. »Da gibtâs so viele Probleme â¦Â«
»Die hat jeder«, unterbrach er sie und führte sie ins Wohnzimmer. Dort setzten sie sich auf das Sofa vorm Kamin. Sharon kam sich vor wie ein schüchterner Teenager.
»Wieso hast du mich glauben lassen, dass du mit Ingrid eine Liaison hast?«, platzte sie heraus.
Tony grinste verschmitzt. »Das ist doch wohl sonnenklar. Ich wollte dich eifersüchtig machen.«
»Und es hat funktioniert.«
Er rückte näher an sie heran. »Als der Schwede dich gestern geküsst hat, bin ich beinahe aus der Haut gefahren. Meinst du nicht, wir sind jetzt quitt?«
»Vielleicht«, gab Sharon mit
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