Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
lächelte verlegen und entblößte dabei Bugs Bunny Zähne.
„Anna, das ist Claudine.“ Steve machte die beiden Frauen nüchtern miteinander bekannt.
„Enchanteé .“ Claudine reichte Anna eine knochige, eiskalte Hand.
Anna kam aus dem Staunen nicht heraus. Bestimmt ... Nein, das war sie doch bestimmt nicht? Automatisch schüttelte sie die Hand.
„Ich wohne oben“, sagte sie.
„Großartig.“ Es klang seltsam mit dem fremden Akzent.
Anna war sich nicht sicher, was so großartig daran sein sollte, in einer schäbigen, kleinen Wohnung in Ranelagh zu wohnen, aber sie sagte nichts. Wenn Claudine das so großartig fand, sollte sie doch. Aber vielleicht dachte die Französin auch, dass Anna ihren Besuch bei dem verführerischen Steve großartig fand. Ohne zu begreifen, dass er sie betrog. Anna schaute ihn an. Er sah unglaublich schuldbewusst aus. Super.
Anna verabschiedete sich kühl und ging nach oben. Herrje, heute war Freitagabend, und sie hatte mal wieder keinen Plan für das Wochenende. Was wohl Steve und seine Liebste vorhatten? Wahrscheinlich etwas vollkommen Unromantisches. So etwas wie einmal um den Block spazieren oder in einer der Kneipen hier etwas trinken gehen. Gott sei Dank war sie den los , versuchte sie sich einzureden. Sie machte den Heizlüfter und das Radio an. Nichts als Tanzmusik. Verdammt. Sie spielten Freitagabends immer Tanzmusik, um die Leute schon mal in Ausgeh-Laune zu bringen. Warum gab es keine Sender für einsame dreißigjährige Frauen, die lieber zu Hause bleiben wollten? Vielleicht sollte sie einfach so tun, als würde sie ausgehen. Sich zurecht machen war doch bekanntlich schon der halbe Spaß, oder? Oh ja!
Das Telefon klingelte. Eigentlich hatte sie keine Lust ranzugehen. Sollte doch eine von den Krankenschwestern annehmen – normalerweise war es sowieso für eine von beiden. Es klingelte und klingelte. Wenn es aber doch für sie war? Aber wer rief denn Freitagabend um neun an? Es war doch offensichtlich keiner im Haus. Der Anrufer war hartnäckig. Vielleicht sollte sie doch rangehen. Es konnte ja auch ein Notfall sein. Widerwillig ging sie nach unten.
„Hallo“, flüsterte sie, darauf gefasst, dass es schließlich auch ein anonymer Anrufer sein konnte.
„Anna?“
Herrje! Eine Männerstimme! Anna überlegte schnell, welcher ihrer Verflossenen so dreist sein könnte, am späten Freitagabend anzurufen und dann auch noch zu glauben, sie wäre zu Hause.
„Wer ist denn da?“, fragte sie misstrauisch.
„Mark“, sagte er ruhig.
Gott sei Dank war es Mark und nicht irgendein Perversling für die Krankenschwestern. Aber die Erleichterung schlug gleich in Entrüstung um. Was dachte er sich dabei, sie so spät anzurufen? Glaubte er, sie hätte kein eigenes Leben oder so?“
„Hallo Mark“, antworte sie kühl, „was willst du?“
„Hast du etwas vor?“
„Bin gerade dabei, mich ausgehfertig zu machen“, log sie.
„Aha, wohin gehst du denn?“
„In die Stadt und dann in den Club Anabel. Dort treffe ich mich mit ein paar Freunden.“ Noch eine Lüge .
„Ach ja! Ein paar von meinen Freunden wollen auch dahin.“
„So.“ Ups! „Also, ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob wir wirklich dahin gehen. Vielleicht gehen wir ins Renards. Oder ins Spy. Oder direkt in die Leeson Street. Je nachdem, wie‘s kommt.“
„Ich verstehe.“ Er klang etwas kleinlaut. „Schade. Ich wollte heute Abend gerne mal wieder etwas mit dir unternehmen. Wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht mehr getroffen.“
„Na ja, wenn ich das etwas früher gewusst hätte ... vielleicht.“
„Ist klar. Also dann fahre ich dich in die Stadt, es regnet.“
„Nein danke.“ Anna schrie fast. „Ich nehm den Bus.“
„Sei nicht albern. Ich besteh drauf.“
„Und was ist mit Sally? Trefft ihr euch heute Abend nicht?“, fragte Anna panisch.
„Sie hat heute Bereitschaftsdienst.“
„Aber wenn uns jemand zusammen sieht? Da entsteht ja ein ganz falscher Eindruck. Und wenn ihr dann jemand davon erzählt?“
„Sei nicht albern!“, lachte Mark. „Außerdem ist Sally nicht eifersüchtig.“
Sally ist nicht eifersüchtig , wiederholte Anna giftig, nachdem sie aufgelegt hatte. Ist sie nicht rundherum toll? Herrje, in was für einen Schlamassel war sie jetzt schon wieder geraten? Eigentlich müsste sie ihn jetzt anrufen und gestehen, dass es eine Ausrede war. Sie könnte aber auch sagen, dass Elaine gerade in letzter Minute abgesagt hat. Nein, er würde denken, dass sie traurig
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