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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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sein, und es sei an der Zeit, sich eine eigene Bleibe zu suchen. Er werde mit einem Amerikaner zusammenziehen, den er bei einer Demonstration in Georgia kennengelernt habe. Leider sei Colin ein Jahr jünger, sonst könne er auch dort wohnen. Er wolle herkommen »wie früher«, und jetzt, wo er aus diesem Haus ausziehe, habe er mehr das Gefühl, von zu Hause wegzuziehen, als damals bei seinem Elternhaus.
    Daniel war ebenfalls ein Jahr jünger als Geoffrey und musste noch ein Jahr zur Schule gehen, ein Jahr ohne Geoffrey.
    Auch James ging zur LSE .
    Jill war weiterhin ein stilles Wasser. Sie war nicht mit Rose zurückgekommen, die nie erzählte, wo sie gewesen war, aber meinte, Jill sei mit einem Liebhaber in Bristol gewesen und werde bestimmt bald wiederkommen.
    Rose war wieder im Souterrain eingezogen und verkündete, dass sie in der Schule durchhalten werde. Niemand glaubte ihr, aber sie irrten sich. Im Grunde war sie gescheit, wusste das und war entschlossen, es »ihnen zu zeigen«. Es wem zu zeigen? Frances sollte die Erste auf dieser Liste sein, aber eigentlich waren alle gemeint. »Ich zeige es ihnen«, murmelte Rose, und es war wie ein Mantra, das sie wiederholte, wenn es Zeit für die Hausaufgaben war. Oder auch wenn ihr die Schule weniger progressiv vorkam, als sie gehofft hatte, wenn sie zum Beispiel gebeten wurde, im Klassenraum nicht zu rauchen.
    Sylvia war entschlossen, gut in der Schule zu sein, nicht nur Julia, sondern auch Andrew zuliebe, der weiterhin liebevoll und freundlich wie ein älterer Bruder war: wenn er da war und nicht in Cambridge.
     
    Finanzielle Probleme … Als Frances in dieses Haus gekommen war, hatten sie ausgemacht, dass Julia die kommunalen Steuern für das ganze Haus bezahlte und Frances für den Rest verantwortlich war: Gas, Strom, Wasser, Telefon. Auch für Mrs. Philby und für die Hilfe, die sie mitbrachte, wenn zu viele »Kinder« da waren. »Kinder? Eher Schweine.« Frances kaufte auch die Lebensmittel ein und sorgte allgemein für das, was im Haus benötigt wurde, und sie brauchte, um es kurz zu machen, eine Menge Geld. Das sie verdienen musste. Vor Wochen war die Rechnung für Cambridge gekommen, und Julia hatte sie bezahlt: Sie sagte, es sei eine große Hilfe gewesen, dass Andrew mit seiner Ausbildung ein Jahr ausgesetzt habe. Auch das Schulgeld für Sylvia wurde von Julia bezahlt. Dann kam Colins Rechnung, und Frances nahm sie mit hinauf zu dem kleinen Tisch auf dem obersten Treppenabsatz, wo Julias Post abgelegt wurde, aber sie hatte ein sehr ungutes Gefühl, was sich bestätigte, als Julia mit der Rechnung vom St. Joseph’s in der Hand herunterkam. Julia war genauso nervös wie sie. Seitdem die Schranken zwischen den Frauen gefallen waren, ging Julia liebevoller mit Frances um, war aber auch empfindlicher und kritischer.
    »Setz dich doch, Julia.«
    Julia setzte sich und nahm zuerst ein Paar von Frances’ Strumpfhosen vom Stuhl.
    »Oh, tut mir leid«, sagte Frances, und Julia nahm die Entschuldigung mit einem knappen Lächeln an.
    »Was soll das alles mit Colin und der Psychoanalyse?«
    Das hatte Frances befürchtet: Es hatte zwischen der Schule und ihr und zwischen Colin und ihr schon Gespräche gegeben, und Sophie hatte auch daran teilgenommen. »Ach, wie
schön
, Colin, das wäre so
gut

    »Der Rektor hat es mir so erklärt, dass Colin dann jemanden hat, mit dem er reden kann.«
    »Sie können das nennen, wie sie wollen. Es würde Tausende kosten, Tausende, jedes Jahr.«
    »Schau mal, Julia, ich weiß, dass du von diesen Psycho-Sachen gar nichts hältst. Aber hast du daran gedacht, dass er dann mit einem Mann reden kann? Ich hoffe, es ist ein Mann. Das hier ist so ein weibliches Haus, und Johnny …«
    »Er hat einen Bruder, er hat Andrew.«
    »Aber sie kommen nicht gut klar.«
    »Klarkommen? Was heißt das?« In der Pause, die entstand, streckte und krümmte Julia die Finger, die auf ihren Knien lagen. »Auch meine älteren Brüder haben sich manchmal gestritten. Es ist normal, wenn Brüder sich streiten.«
    Frances wusste, dass Julia Brüder gehabt hatte und dass sie im Krieg umgekommen waren. Julias Finger, die schmerzlich arbeiteten, holten sie in dieses Zimmer hinein, Julias Vergangenheit … die toten Brüder. In Julias Augen standen Tränen, Frances hätte es schwören können, obwohl sie im Gegenlicht saß.
    »Ich war einverstanden, dass Colin mit jemandem spricht, denn … er ist sehr unglücklich, Julia.«
    Frances wusste noch immer nicht, ob

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