Ein süßer Traum (German Edition)
haben sie in King’s Cross auf einer Bank geschlafen. Du willst bestimmt, dass ich das auch mache.«
»Wenn du das willst, nur zu«, sagte Frances. »Ich halte dich nicht auf.«
Rose schrie: »Dein kostbarer Andrew macht mir ein Kind, und dann wirfst du mich raus wie einen Hund.«
Das traf Frances wirklich, aber dann sagte sie sich, dass es nicht wahr sein konnte. Auf der anderen Seite hatten sie für Jills Abtreibung gesorgt, ohne dass sie etwas davon wusste. Weil sie zögerte, war Rose im Vorteil, die schrie: »Und schau dir Jill an, du hast sie zur Abtreibung gezwungen, ohne dass sie es wollte.«
»Ich wusste nicht, dass sie schwanger ist. Ich wusste gar nichts davon«, sagte Frances, und ihr wurde klar, dass sie mit Rose stritt, was kein vernünftiger Mensch jemals tat.
»Und das von mir hast du wahrscheinlich auch nicht gewusst? Das ganze Geschmuse, von wegen lieb sein zu Rose, dabei willst du Andrew nur decken.«
Frances sagte: »Du lügst. Ich weiß doch, wenn du lügst.« Und dann erschrak sie wieder: Colin hatte gesagt, sie wisse nie, was vorgehe. Angenommen, Rose wäre tatsächlich schwanger gewesen? Aber nein, das hätte Andrew ihr erzählt.
»Ich wohne nicht länger hier, wenn du so schrecklich zu mir bist. Ich merke schließlich, wenn ich nicht erwünscht bin.«
Weil diese letzte Äußerung so grotesk war, musste Frances lachen, und weil der Gedanke, dass Rose ausziehen könnte, so erleichternd war. Der Grad der Erleichterung zeigte ihr, was für eine große Belastung Roses Anwesenheit war. »Gut«, sagte sie. »Rose, das finde ich auch. Es ist offensichtlich besser für dich auszuziehen, wenn dir danach ist.«
Sie ging die Treppe hinauf, und es war ruhig wie im Auge des Orkans. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihr, dass Rose ihr Gesicht hob und losheulte.
Frances schloss die Tür, rannte in ihr Zimmer und warf sich auf das Bett. Oh mein Gott, Rose loswerden, Rose endlich loswerden, aber langsam kehrte die Vernunft zurück: Natürlich zieht sie nicht aus.
Sie hörte, wie Rose die Treppe hinauf- und an ihr vorüberdonnerte, hörte das Hämmern an Andrews Tür. Sie blieb ziemlich lange dort oben. Frances – im Grunde das ganze Haus – konnte das Schluchzen hören, das Geschrei, die Drohungen.
Dann schlich sie weit nach Mitternacht an Frances’ Zimmern vorbei, und es war still.
Ein Klopfen an der Tür, und Andrew trat ein. Er war weiß vor Erschöpfung.
»Kann ich mich setzen? Du hast ja keine Ahnung, wie amüsant es immer ist«, sagte er und bewahrte trotz allem Haltung, »dich in dieser unwahrscheinlichen Umgebung zu sehen.«
Frances sah sich selbst in abgetragenen Jeans, einem alten Pullover, mit bloßen Füßen, und dann Julias Möbel, die eher in ein Museum gehörten. Es gelang ihr, zu lächeln und den Kopf zu schütteln, was heißen sollte: Das ist alles zu viel.
»Sie hat gesagt, du wirfst sie raus.«
»Wenn wir nur könnten. Zuerst hat sie damit gedroht auszuziehen.«
»Schön wär’s.«
»Sie sagt, du hast sie geschwängert.«
»Was?«
»Das behauptet sie.«
»Es hat keine Penetration stattgefunden«, sagte er. »Wir haben nur geknutscht – nur so aus Spaß. Vielleicht eine Stunde lang. Erstaunlich, dass diese linksgerichteten Ferienkurse offenbar …« Er summte: »… every little breeze seems to whisper: Please, sex, sex, sex.«
»Was machen wir bloß? Warum werfen wir sie nicht einfach raus, mein Gott, warum nicht?«
»Wenn wir das machen, sitzt sie auf der Straße. Sie geht nicht nach Hause.«
»Anzunehmen.«
»Es ist nur noch ein Jahr. Das müssen wir wohl durchhalten.«
»Colin ist sehr wütend, weil sie hier ist.«
»Ich weiß. Du vergisst, dass wir alle hören können, wie er sich über das Leben beklagt. Und über Sylvia. Über mich wahrscheinlich auch.«
»Am meisten über mich.«
»Und jetzt gehe ich sofort nach unten und sage ihr, wenn sie noch einmal behauptet, dass ich sie geschwängert habe, dann … Moment, ich habe ihr wahrscheinlich auch eine Abtreibung besorgt?«
»Das hat sie nicht gesagt, aber das kommt wahrscheinlich noch.«
»Gott, dieses kleine Miststück.«
»Ist aber sehr wirkungsvoll, ein Miststück zu sein. Niemand ist ihr gewachsen.«
»Warte es ab.«
»Was willst du denn machen? Die Polizei rufen? Und überhaupt, wo ist denn Jill? Sie ist anscheinend verschwunden.«
»Sie und Jill haben sich gestritten. Ich nehme an, Rose hat sie rausgeekelt.«
»Und wo ist sie jetzt? Weiß das jemand? Ich bin doch
in loco
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