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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ende der Schneise schluchzte etwas die ganze Nacht lang.
    Mau erwachte früh. Auf dem runden Metallding lag kein Obst, aber ein Großvatervogel beobachtete ihn erwartungsvoll – für den Fall, dass er tot war. Als er sah, dass der Mensch sich rührte, seufzte er und watschelte davon.
    Feuer, dachte Mau. Ich muss Feuer machen. Und dazu brauche ich Zunder. Sein Zunderbeutel war nach der Welle nur noch ein matschiges Bündel, doch im oberen Wald gab es immer Zunderholz.
    Er hatte Hunger, also brauchte er ein Feuer. Ohne Feuer und Speer konnte man niemals hoffen, ein Mann zu sein!
    Also hämmerte er eine Weile mit den Steinen aus der Schneise des Ungeheuers auf dem Metall herum, bis er einen langen Splitter hatte, der zwar biegsam, aber sehr scharf war. Immerhin ein Anfang. Dann schlug er so lange mit einem Stein gegen einen anderen, bis dieser eine ausreichend tiefe Kerbe hatte, um ihn mit Papierreben an einen Stock binden zu können. Das eine Ende des Metallsplitters umwickelte er ebenfalls mit Papierreben als eine Art Griff.
    Bei Sonnenaufgang war Mau fertig und begutachtete seine neue Keule und sein neues Messer. Ja, es mochte minderwertiges Werkzeug sein, das ein Mann unter normalen Umständen sofort weggeworfen hätte, aber wenigstens konnte er damit töten. Und gehörte das nicht auch dazu, wenn man ein Mann sein wollte?
    Der Großvatervogel beobachtete Mau noch immer aus sicherer Entfernung, aber als er seinen Gesichtsausdruck sah, hüpfte er eilig davon und erhob sich schwerfällig in die Luft.
    Mau stieg zum oberen Wald hinauf, während die Sonne immer wärmer wurde. Er überlegte, wann er zuletzt etwas gegessen hatte. Die Mango war seine letzte Mahlzeit gewesen, aber wie lange mochte das schon her sein? Schwer zu sagen. Die Jungeninsel schien zeitlich und räumlich sehr weit entfernt. Sie war nicht mehr. Nichts war mehr. Die Nation, die Menschen, die Hütten, die Kanus, alles war fort. Das alles lebte jetzt nur noch in seinem Kopf, wie Träume, die hinter einer grauen Wand verborgen waren…
    Er versuchte, die Gedanken zurückzuhalten, doch dann stürzte die graue Wand zusammen, und all der Schrecken, all der Tod, all die Dunkelheit brachen wieder über ihn herein. Sie füllten seinen Kopf und entwichen summend in die Luft, wie ein Schwarm Insekten. All die Bilder, vor denen er die Augen verschlossen hatte, all die Geräusche, all die Gerüche krochen und wanden sich nun aus seiner Erinnerung hervor.
    Und plötzlich wurde ihm alles klar. Eine Insel voller Menschen konnte gar nicht sterben. Aber ein einzelner Junge konnte es sehr wohl. Ja, das war es! Nur so ergab es Sinn! Er war tot!
    Sein Geist war nach Hause zurückgekehrt, aber außerhalb der Geisterwelt konnte er nichts sehen! Er war ein Geist. Sein Körper, seine Leiche war auf der Jungeninsel zurückgeblieben, ja!
    Und diese Welle hatte es gar nicht wirklich gegeben. Es war Locaha gewesen, der ihn geholt hatte. Plötzlich passte alles zusammen. Er war an Land gestorben, und niemand hatte ihn dem dunklen Wasser übergeben können. Er war ein Geist, ein ruheloses Wesen, und die Menschen waren überall um ihn herum, im Reich der Lebenden. Und nun kam es Mau gar nicht mehr so schlimm vor. Das Schlimmste hatte er bereits hinter sich. Er würde seine Familie nie wiedersehen können, weil die Leute Geisterbeutel an ihre Hütten hängten, aber er wusste, dass sie noch am Leben waren.
    Die Welt atmete ein.
    WARUM HAST DU DIE GOTTESANKER NOCH NICHT ERSETZT? WARUM HAST DU DIE LIEDER NOCH NICHT GESUNGEN? WARUM HAST DU DIE NATION NICHT WIEDERHERGESTELLT?
    Das kleine Tal der Großvatervögel verschwamm vor seinen Augen. Wenigstens würden sie ihm diesmal glauben. »Ich bin tot, Großväter.«
    TOT? UNSINN! DU BIST NICHT GUT GENUG, UM TOT ZU SEIN!
    Er spürte einen stechenden Schmerz im linken Fuß.
    Stöhnend wälzte er sich herum. Ein Großvatervogel, der ebenfalls zu der Schlussfolgerung gelangt war, dass Mau tot sein musste, hatte nach seinem Fuß gepickt und hüpfte nun überstürzt davon. Aber er entfernte sich nicht allzu weit, falls Mau demnächst vielleicht doch noch starb. Aus Erfahrung wussten Großvatervögel, dass alles irgendwann starb, wenn man nur lange genug wartete.
    Also gut, dann bin ich wohl nicht tot, dachte Mau und richtete sich auf. Aber todmüde. Ein Schlaf voll düsterer Träume war kein richtiger Schlaf, sondern wie eine Mahlzeit aus Asche. Er brauchte Feuer und richtiges Essen. Schließlich wusste jeder, dass man böse Träume hatte, wenn

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