Elementarteilchen kuessen besser
und habe dabei ein richtig warmes Gefühl im Bauch bekommen. Aber bei meinem Pech werde ich das – wenn überhaupt – erst am letzten Abend erleben.“
„Wart's ab, die Reise dauert noch lang: Vermutlich trägt sie nach außen hin eine undurchdringliche Eisschicht und wird dann im Bett zu einer heißen Wildkatze, die dein Blut zum Kochen bringt.“
Als Linda diese völlig falsche Einschätzung des Kollegen hörte, lachte sie verbittert in sich hinein. Wenn die beiden wüssten, wie wenig Erfahrung sie mit Männern hatte! Und wenn sie nur an die wenigen, aber völlig missglückten Kussversuche in ihrem Leben dachte, hätte sie heulen können.
„... weißt du, einmal denke ich, wir machen kleine Schritte aufeinander zu und können miteinander reden, ohne dass sie so überheblich und kalt wirkt. Wie letzte Nacht, als ich sie an der Reling getroffen habe. Und dann gibt es Situationen, in denen sie so nervös ist wie ein Teenager vor dem ersten Date. Und das bei einer dreißigjährigen Frau, die ihren Beruf erfolgreich im Griff hat.“ Tja, damit hatte Philipp den Nagel auf den Kopf getroffen. „Aber ich will dich nicht länger von deinem Toilettengang abhalten. Wie sieht's später aus? Hast du Lust, heute Nacht noch 'ne Runde zu schwimmen?“
„Gegen dich habe ich ja eh keine Chance!“, lachte dieser.
„Wir müssen ja diesmal keinen Wettkampf veranstalten“, gab Philipp grinsend zurück. „Wir sehen uns dann am Tisch.“
Panik breitete sich in Linda aus. Sie würde dem Kollegen direkt in die Arme laufen, wenn sie jetzt zu ihrem Tisch zurückging!
Geistesgegenwärtig schlüpfte sie wieder in die Damentoilette und schloss nachdrücklich die Tür. Schwer atmend ließ sie sich – überrascht vom plötzlichen Adrenalinstoß – mit dem Rücken gegen deren Innenseite sinken. Ihre Wangen fühlten sich rot glühend wie heiße Herdplatten an. Deshalb trat sie an eins der Waschbecken, um ihr erhitztes Gesicht mit kaltem Wasser zu kühlen.
Als sie sich im Spiegel betrachtete und mit der eben gehörten Beschreibung verglich, konnte sie einige Punkte gut nachvollziehen. Wie hatte Philipp sie genannt? Sie sei ein Kontrollfreak? Sachlich-unterkühlt? Ihm gegenüber zu keinem Lächeln fähig? Distanziert? Wieder einmal hatte sie jemand durch einen oberflächlichen Eindruck falsch eingeschätzt. Das war das Schicksal ihres Lebens. Sie sank mutlos in sich zusammen.
Trotzdem ärgerte es sie maßlos, dass Philipp ihr unterstellte, sie könne nicht locker sein oder jemandem herzlich zulächeln. Dem würde sie es zeigen. So schnell würde sie nicht aufgeben. Sie war schon immer eine Kämpfernatur gewesen – bei allen wichtigen Dingen des Lebens.
Was war das noch mal? Was hatte er Positives über sie gesagt? Sie habe intelligente Augen? Ihr Lächeln habe ein warmes Gefühl in seinen Bauch gezaubert? Sein Kollege traue ihr sogar – wenn auch fälschlicherweise – einen brodelnden Vulkan der Leidenschaft unter ihrer abweisenden Schicht zu? Das hörte sich doch schon mal nicht so übel an. Das gab ihr tatsächlich Hoffnung.
Ha, das wäre doch gelacht, wenn sie es für den Anfang nicht schaffen sollte, ihm ein herzliches, aber auch verführerisches Lächeln zu schenken. Sie hatte es schon tausendfach in alten und neuen amerikanischen, deutschen und französischen Filmen gesehen. Außerdem würde sie ihm ein Kompliment für seinen Gesang machen.
An ihrer Kleidung konnte sie im Moment nichts ändern – außer sie würde nur in Unterwäsche bekleidet in die Bar zurückkehren. Doch ihre Frisur konnte sie verbessern.
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, griff sie in ihren Haarknoten und zog die Nadeln, die ihn zusammenhielten, heraus. Die darauffolgende Entspannung ihrer Haarwurzeln empfand sie wie an jedem Abend als wohltuend und schüttelte leicht den Kopf. Mit beiden Händen griff sie in ihr volles Haar und lockerte es mit ihren zehn Fingern auf, damit es in großzügigen Wellen ihr Gesicht umrahmte und bis unterhalb ihrer Schulterblätter fiel.
Plötzlich hatte Linda eine Idee. Vielleicht konnte sie doch etwas an der strengen Wirkung ihrer hochgeschlossenen Bluse ändern. Mit zitternden Fingern schob sie die Kette unter den Kragen und knöpfte die Leiste so weit auf, bis der Ausschnitt die verheißungsvolle Stelle zwischen ihren üppigen Brüsten erreicht hatte. Als sie die Enden ihres Kragens auseinanderzog, lugte ein kleiner Teil des Spitzenansatzes ihres BHs keck, aber doch dezent in der Tiefe ihres Ausschnitts
Weitere Kostenlose Bücher