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Elementarteilchen

Elementarteilchen

Titel: Elementarteilchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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Zelebrierung eingeölter Körper in der Mittagssonne! So faselten die Vierzigjährigen und betrachteten dabei ihre schlaffen Schwänze und ihre Speckfalten.
        1987 fanden die ersten halbreligiös inspirierten Kurse Eingang in den ORT. Selbstverständlich blieb die christliche Religion ausgeschlossen; aber eine exotische Mystik ließ sich, wenn sie nur verschwommen genug war, für diese im Grunde geistig recht beschränkten Wesen harmonisch mit dem Körperkult verbinden, dem sie gegen alle Vernunft weiterhin huldigten. Die Kurse für Sensitivity-Massage oder Orgon-Energie wurden natürlich weiterhin angeboten; aber das Interesse an Astrologie, ägyptischem Tarot, meditativer Chakren-Arbeit und Freisetzung subtiler Energien trat immer deutlicher in Erscheinung. Es fanden »Begegnungen mit dem Engel in uns« statt; man lernte, die Vibration der Kristalle zu spüren. 1987 hielt der sibirische Schamanismus seinen Einzug, im selben Jahr, in dem ein ausgedehnter Initiationsaufenthalt in einer mit heiliger Glut beheizten sw eat lodge bei einem Teilnehmer zum Tod durch Herzversagen führte. Die Tantra-Methode, die sexuelle Berührungen, seichte Spiritualität und einen ausgeprägten Egoismus miteinander verband, hatte besonders großen Erfolg. Kurz gesagt, in wenigen Jahren wurde der ORT - wie viele andere Zentren in Frankreich oder in Westeuropa - ein New-Age-Zentrum mit großem Zulauf. Er behielt jedoch seinen hedonistischen, ultraliberalen Charakter der 70er Jahre bei, der ihm auf dem Markt seine einzigartige Position garantierte.

        Nach dem Frühstück kehrte Bruno in sein Zelt zurück und zögerte, ob er onanieren sollte (die Erinnerung an die jungen Mädchen war noch sehr lebhaft), verzichtete aber schließlich darauf. Diese aufreizenden Mädchen dürften die Sprößlinge der Achtundsechzigerinnen sein, denen man - zumeist in Gruppen - auf dem Gelände des Campingplatzes begegnete. Manche von diesen alten Schlampen hatten es also trotz allem geschafft, sich fortzupflanzen. Diese Tatsache ließ Bruno in vages, aber unangenehmes Grübeln versinken. Er zog mit einem Ruck den Reißverschluß seines Iglu-Zelts auf, der Himmel war blau. Kleine Wolken schwebten wie Samenspritzer zwischen den Kiefern; es würde einen strahlenden Tag geben. Er sah sich das Programm für die Woche an: Er hatte sich für das Angebot Nummer 1 entschieden: K reativität und Entspannung. Für den Vormittag hatte er die Wahl zwischen drei Kursen: Pantomime und Psychodrama, Aquarellmalerei, Creative Writing - Soft. Psychodrama, nein danke, das Theater hatte er schon hinter sich, ein Wochenende in einem Schloß in der Nähe von Chantilly: fünfzigjährige Soziologieassistentinnen, die sich auf Gymnastikmatten wälzten und ihren Papa um Teddybären anflehten; das sollte man sich lieber ersparen. Die Aquarellmalerei reizte ihn, aber die Sache fand im Freien statt: sich inmitten von Kiefernnadeln auf die Erde hocken, umgeben von Insekten und wer weiß, was sonst noch, um irgendwelche Schinken zu malen, sollte er sich das etwa zumuten?
        Die Leiterin des Creative-Writing-Kurses hatte langes schwarzes Haar, einen großen Mund mit karminroten Lippen (einen Mund von der Art, die man gemeinhin ein »Lutschmäulchen« nennt); sie trug eine weite, schwarze Hemdbluse und eine schwarze Keilhose. Hübsche Frau, sehr apart. Trotzdem eine alte Schlampe, dachte Bruno, als er sich irgendwo in den Kreis hockte, den die Teilnehmer mehr oder weniger bildeten. Rechts von ihm saß eine dicke, grauhaarige Frau mit starken Brillengläsern und furchtbar fahlem Teint, die laut schnaufte. Sie stank nach Wein; dabei war es erst halb elf
        »Um unsere gemeinsame Anwesenheit zu begrüßen«, sagte die Leiterin zum Auftakt, »um die Erde und die fünf Himmelsrichtungen zu begrüßen, beginnen wir den Kurs mit einer Bewegung des Hatha-Yoga, die den Namen Sonnengruß trägt.« Darauf folgte die Beschreibung einer unverständlichen Stellung; die Rotweinelse neben ihm gab den ersten Rülpser von sich. »Du bist abgespannt, Jacqueline ...«, kommentierte die Yogini, »mach die Übung nicht, wenn dir nicht danach ist. Leg dich lang hin, die anderen tun es gleich auch.«
        Man mußte sich tatsächlich hinlegen, während die Karma-Lehrmeisterin ein paar erbauliche Platitüden von sich gab, die sich wie Mineralwasserreklame anhörten: »Ihr geht in wunderbar reines Wasser hinein. Dieses Wasser umgibt eure Glieder, euren Bauch. Ihr bedankt euch bei der

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