Elfenschiffe (Mithgar 03)
wieder auf und setzte ihr Kämmen fort. Nach einer Weile sagte sie: »Es tut mir Leid, dass ich Eure Eule Mörder genannt habe.«
Alamar sah vom Tokkobrett auf. »Was habt Ihr gerade gesagt?«
»Dass ich letzte Nacht wieder meinen Albtraum hatte«, antwortete Jinnarin.
»Denselben Traum? Ohne jede Veränderung?«
Jinnarin nickte und lächelte dann, da Aylis ihre Brücke über Alamars Abgrund zog. »Schütze deinen Thron, Vater.«
Alamar senkte den Blick und blinzelte zuerst Jinnarin und dann Aylis an. »Aha! So ist das also, wie? Ihr zwei macht gemeinsame Sache, um mich abzulenken, richtig?«
Aylis und Jinnarin sahen den Alten mit unschuldiger Miene an. Dann fingen beide an zu lachen.
»Aha! Das habe ich mir gedacht!«
Immer noch lachend, stand Aylis auf und streckte sich.
Nach einem Moment der Überlegung legte Alamar seinen Thron auf die Seite. »Sag deinem Aravan, er soll mich bei Gelegenheit besuchen, Tochter. Dann werde ich ihm etwas über deine Heimtücke erzählen.«
»Das werde ich Vater, falls er je hierher kommt.« Aylis seufzte. »Er hat die Eroean seit unserer Ankunft vor zwei Tagen noch keinen Augenblick verlassen.«
»Nun, Aylis, er hat eine Menge zu tun und…«
»Das weiß ich, Vater. Trotzdem, er und auch die anderen brauchen Ruhe und auch einmal eine warme Mahlzeit und ein heißes Getränk und vielleicht sogar etwas Unterhaltung.«
»Aber sie müssen fertig sein, bevor das Unwetter kommt, also in, was hast du gesagt? Sechs Tagen?«
»Sieben Tage vom Zeitpunkt unseres Anlegens. Also heute in vier Tagen. Am zwölften Jultag – Neujahr – erreicht es uns, spät in der Nacht.«
»Also gut. Dann in vier Tagen. Aber die Eroean muss wieder seetüchtig sein, wenn das Unwetter kommt, richtig? Außerdem bekommen sie durchaus warme Mahlzeiten, heiße Getränke und Ruhe.«
»Ja, weil der größte Teil der Mannschaft in Schichten arbeitet, Vater. Aber Aravan nicht. Nur er kennt die Geheimnisse des Öls, das sie in das Holz reiben. Nur er weiß, wie die schwarze Abdichtmasse hergestellt wird. Und nur er kennt die Geheimnisse der Sternsilberfarbe… oder auch des Dunkelblaus, was das betrifft. Nur Aravan. Und deswegen muss er ständig da sein, also bekommt er kaum Ruhe und ganz gewiss keine Unterhaltung.«
Alamar grinste. »Und was würdest du vorschlagen, wie er unterhalten werden soll?«
Alamar konnte sich nicht mehr ganz rechtzeitig ducken, um dem geworfenen Kopfkissen auszuweichen.
Und unten im Hafen, wo das Elfenschiff lag, wurden Löcher mit einem Silberbohrer gebohrt und Holznägel eingepasst, denn kein Eisennagel zierte den Rumpf des Elfenschiffs.
Zwei Tage später war die Reparatur des Schiffs beendet, und die Winden, welche die Seile hielten, die wiederum das Schiff auf der Backbordseite hielten, wurden gelockert, sodass sich das Schiff langsam aufrichtete, wobei die Ankerwinden als Bremsen dienten. Der Ballast wurde wieder eingeladen, und der Laderaum wurde mit frischem Proviant gefüllt. Quartiermeister Roku überwachte das Verladen der Waren, die er in den vergangenen Tagen von vielen zufriedenen Händlern gekauft hatte. Schließlich wurde das Schiff aus dem Dock geschleppt und ging im tieferen Wasser des Hafenbeckens vor Anker, denn wenn es zu nah an der Kaimauer lag, konnte es in dem bevorstehenden Unwetter leicht dagegenstoßen, und das sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Und endlich kam Aravan in die Blaue Meerjungfrau, fiel ins Bett und schlief zwei Tage lang.
Am Abend des zwölften Jultages – Neujahr – setzte leichter Schneefall ein. An eben diesem Abend wurde im Schankraum der Blauen Meerjungfrau ein großes Fest gefeiert, an dem die gesamte Mannschaft des Elfenschiffs, ein Magier und eine Magierin, ein Rotfuchs sowie ein in der Dunkelheit am Ende der Treppe lauernder Schatten teilnahmen. Es wurde gesungen und getanzt, und Lobbie spielte auf seiner Ziehharmonika und Rolly auf seiner Flöte, während Burden dazu die Trommel schlug, und wie sie es auch schon während des Bordfests getan hatten, stampften Menschen und Zwerge im Takt dazu mit den Füßen und klatschten in die Hände, und Kapitän Aravan und Lady Aylis tanzten wild dazu und lachten einander voller Freude an. Die Châkka sangen Marschlieder, und die Wörter der Texte klangen hart und stark. Dann sorgte Alamar dafür, dass die Luft bunt glitzerte und erzeugte sonderbare Klänge wie von einem Windspiel. Und dann spielte Kapitän Aravan auf der Harfe und sang anrührende Lieder, die Herzklopfen
Weitere Kostenlose Bücher