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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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lieber Leuten zuhören, die Angst haben, mit dem Aufzug zu fahren oder in ein Flugzeug zu steigen?«, sagte ich augenzwinkernd.
    Emma lachte. »Wenn ich dir erzähle, was ich auf der Station schon alles erleben durfte …«
    »Dann ist also der Chefarzt Kaelynns Vater?«
    Sie trank die Dose aus. Dann sagte sie: »Er ist mein Exmann. Frisch geschieden. Und was ist mit dir?«
    »Literatur studiert, promoviert, Job in der Univerwaltung, Mann mit Werbeagentur. Damit ging er allerdings irgendwann pleite. Er war auf Jobsuche, als er …« Ich brach den Satz ab. Wie lange es wohl noch dauern würde, bis ich über Brian reden konnte, ohne dass mir die Tränen kamen?
    »Muss schwer gewesen sein«, sagte Emma.
    Ich nickte. »Wir mussten umdenken und konnten nicht mehr so große Sprünge machen wie zuvor. Aber es ging natürlich. Das Haus war noch nicht ganz abbezahlt, aber auch das haben wir geschafft, zum Glück.«
    Sie sah mich an. »Ich meinte, es muss für ihn schwer gewesen sein. Erst der Hauptverdiener, dann arbeitslos. Sich von seiner Frau das Geld geben lassen zu müssen, statt es selbst zu verdienen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie viele Frauen lassen sich von ihren Männern Geld geben, statt es selbst zu verdienen? Nein, ich denke nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hat. Er wusste, dass er bald etwas Neues finden würde. Er hatte viele Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern. Brian war sehr zuversichtlich und ich auch.«
Ich trank mein Bier in einem Zug aus, um Emma nicht sehen zu lassen, welche Gefühle sich in mir regten. Brians Bewerbungsgespräche, zu denen er gefahren war und die allesamt im Sand verlaufen waren. Die vagen Hoffnungen, denen er sich hingegeben hatte. Emma hatte vermutlich recht, Brian hatte schrecklich darunter gelitten, dass er keinen neuen Job bekam. Ich hatte ihm immer wieder gesagt: »Sieh es als willkommene Pause. Du hast viel zu viel gearbeitet.« Aber natürlich war es nicht so leicht, von Vollgas in die Parkposition zu wechseln. Schon gar nicht für jemanden in seinem Alter. Ich dachte an seinen Unfall, daran, dass ich wohl nie erfahren würde, wo er an dem Abend gewesen war und warum. Vielleicht hatte es doch endlich geklappt, endlich war ein Job in Sicht gewesen, und vor lauter Übermut … Aber hätte er sich dann allein betrunken? Nein, es musste wieder schiefgegangen sein, nur dass er es diesmal gleich schon vor Ort gesagt bekommen hatte und nicht nach Hause fahren wollte. Diesmal hatte er nicht erzählen kö nnen, dass er ein »gutes Gefühl« hatte. Ob er sich zu sehr geschämt hatte, mir davon zu erzählen? Oder war er etwa absichtlich …
    »Kate? Alles in Ordnung?« Emma berührte mich an der Schulter. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch.
    »Entschuldige, ich bin immer noch nicht ganz … Reden wir nicht mehr über Brian, ja? Oder wenigstens nicht hier. Reden wir von dir, okay? Erzähl mir einfach was.«
    Emma nickte. »Mein Exmann war eigentlich ein richtig netter Kerl. Aber wir haben es geschafft, uns komplett auseinanderzuleben. Völlig verschiedene Welten. Wir waren uns am Ende fremder als zu Beginn.«
    »Und ihr habt euch im Krankenhaus kennengelernt?«
    Sie lachte. »Das gelebte Klischee, was? Chefarztgattin!«
    »Passt doch zu dir«, sagte ich.
    Emma sah mich irritiert an und brauchte einen Moment, um den Spaß zu verstehen. Dann lachte sie wieder.
    Ich öffnete die neue Dose, die sie mir gegeben hatte. »Wie lange hast du es mit ihm ausgehalten?«
    »Oh! Nein, nein«, sagte sie schnell. »Das hört sich an, als wäre meine Ehe ganz furchtbar gewesen. War sie aber nicht. Sie war nur eben nicht … mein Ding. Wir waren sechs Jahre verheiratet und sind seit … also, die Scheidung ist gerade durch.«
    »Dann wird er sich um Kaelynn kümmern?«, fragte ich.
    »Es ist alles geregelt«, sagte sie.
    Der dicke Mann schob sich nun aus dem Türrahmen und gab dadurch den Startschuss für einige, die sich im Flur zusammenquetschten, endlich in die Küche zu drängen.
    »Es war damals wirklich schön zu sehen, wie sehr mich Frank liebte«, fuhr sie fort. »Frank, das ist mein Exmann. Ich hatte vorher kein gutes Händchen für Männer gehabt. Da erschien er mir wie der Jackpot.«
    »Kein gutes Händchen für Männer? Aber sie müssen dir doch scharenweise …«
    Sie unterbrach mich. »Ich hatte noch sehr lange das Selbstbewusstsein einer über hundert Kilo schweren Pubertierenden. Die Seele braucht sehr viel länger als der Körper, um sich auf Veränderungen einzustellen,

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