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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hatte offenbar einen guten Überblick über den Fall - er hatte sogar die komplette Chronologie im Kopf.
    »Aber du glaubst, sie hätte in dem Zimmer geschlafen, wenn sie den Schläger selber hinter den Heizkörper geschoben hätte?« konterte ich. »Das hieße doch, daß sie die Waffe nach dem Mord an ihrer Mutter als Trophäe behalten und versteckt hätte. Wenn Fabian ihn selbst hinter den Heizkörper getan hat, wußte sie vielleicht nichts davon.« »Ach was - warum würde ein Vater seiner Tochter einen Mord anhängen wollen?« Bobby, der seine eigenen vier Töchter und seine zahlreichen Enkel abgöttisch liebte, konnte sich ein Zuhause wie das bei Fabian nicht vorstellen.
    »Ist es leichter zu glauben, daß das Mädchen seine Mutter umgebracht hat?« wollte ich wissen.
    Terry umschloß seine Stirn mit der Hand, als wolle er sichergehen, daß ihm der Kopf nicht zersprang. »Jedenfalls müssen wir erst mal jemanden hinschicken, der das Ding holt. Da ich kein ganz normaler Bürger bin wie Vic, brauche ich einen Durchsuchungsbefehl. Und wir wissen, wie Fabian reagieren wird, wenn er erfährt, daß du Emilys Zimmer hinter seinem Rücken durchsucht hast.«
    »Was soll's, Jungs: Ich hab' schließlich die Mordwaffe für euch gefunden. Nun tut mal nicht so, als ob ich sie da versteckt hätte.«
    »Tja, wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich dir das sogar zutrauen.« Bobby fand das offenbar komisch. »Finch hat mir schon gesagt, daß du für Messenger ein besonderes Faible hast. Wenn du meinst, wir behandeln ihn zu sanft, könntest du das Ding doch hinter den H eizkörper getan haben, oder?«
    Ich lächelte. »Dann hätte ich es doch wahrscheinlich in Fabians Zimmer versteckt, meint ihr nicht auch? Warum ist mir das eigentlich nicht eingefallen? Aber ich Trottel nehme Beweisstücke ja ernst. Schließlich bin ich zu euch gekommen, obwohl ich wußte, daß ihr euch gleich auf Emily stürzt. Genau wie auf Tamar Hawkings. Die ihr übrigens auch noch finden müßt.«
    Ich rauschte mit einer ordentlichen Wut im Bauch aus dem Revier. Doch als ich wieder im Wagen saß, kehrten auch meine Sorgen um Emily zurück. Schließlich konnte ich nicht beschwören, daß sie ihre Mutter nicht umgebracht hatte. Ich hatte keine Ahnung, wozu ein Teenager, der unter solchem Druck stand wie Emily, imstande war. Ich holte ihr Gedicht aus der Tasche und las es noch einmal durch. Was wäre, wenn sie und Fabian die Katzen waren und Deirdre die Maus, die sie zusammen angriffen? Ich legte den Gang ein und fuhr nach Norden zum Arcadia House, wo ich Marilyn Lieberman aus einer Besprechung holte.
    »Weißt du was Neues über Deirdre?« erkundigte sie sich. »Hier rufen ständig Leute an und wollen wissen, ob ihr Tod was mit dem Frauenhaus zu tun hatte. Und im Stiftungsbeirat machen sich auch alle Gedanken. Du hast sie ... ihre Leiche ... doch gefunden, oder?«
    »Ja. Ich komme mir vor wie Lady Macbeth. Aber im Moment mache ich mir mehr Sorgen um die Kinder. Hast du schon gehört, daß sie verschwunden sind?« Marilyn sah mich mit großen Augen an. »Nein. Ich schau' die Nachrichten nur selten an. Das Leben hier ist schon grausig genug ohne die ganzen Kriege und Hungersnöte. Wo...? Warum...?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Ich befürchte, daß Fabian Deirdre getötet und Emily - seine Tochter - gezwungen hat, ihm sein Alibi zu bestätigen, und daß sie den Druck nicht mehr ausgehalten hat und weggelaufen ist. Er hat so viele einflußreiche Freunde, daß die Polizei sich nicht so recht an ihn herantraut.«
    Ich konnte Marilyn nichts von dem Baseballschläger sagen, bevor die Polizei ihn nicht geholt hatte. Statt dessen erzählte ich ihr von dem Abend bei den Messengers und von meinem Zusammentreffen mit Fabian. Anders als Emilys Lehrerin hatte Marilyn keine Mühe, mir zu glauben. »Das erklärt wahrscheinlich sogar, warum Deirdre soviel für uns gearbeitet hat. Sal hat schon mal angedeutet, daß Deirdre vielleicht von ihrem Mann geschlagen wird, aber ich wollte mir darüber keine Gedanken machen. Das Problem mit meinem Job ist einfach, daß man den ganzen Tag bloß die Gebende ist. Ich brauche die Unterstützung des Beirats, deswegen will ich von den eventuellen Problemen der Mitglieder nichts hören.«
    »Würdest du dir das mal anschauen?« fragte ich, nachdem ich Emilys Gedicht aus meiner Handtasche gezogen hatte. »Sagt dir das irgendwas?«
    Marilyn las das Gedicht. »Ist das von Deirdres Tochter? Das Mädchen muß ganz schön unglücklich sein. >Eine

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