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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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und flüsterte:
    »Ich versuche mich für deinen Gefallen zu revanchieren, Cuz.«
    WIE BITTE?! Das ist der Dank für die Joghurt-Verschwörung? Was soll denn das für ein Gefallen sein: Erst zwei Monate nicht mit mir reden und dann dafür sorgen, dass auch sonst keiner an der Pineville High mit mir redet?
    Das habe ich natürlich nicht gesagt.
    Zum Mittagessen wurde Sara aus dem Büro des Direktors entlassen und nahm mich wegen Marcus in die Mangel.
    »Verdammt noch mal, was geht da ab zwischen Krispy Kreme und dir?«
    »Keine Ahnung.« Ich versuchte es wieder mit einfachen Antworten.
    »Du bist doch die Einzige, bei der er solche schlauen Sprüche reißt.«
    »Irgendwie scheinst du ihn zu reizen«, mischte sich Manda ein. »Vielleicht fühlt er sich von intelligenten weiblichen Wesen bedroht, weil er doch angeblich so ein Genie ist.«
    »Keine Ahnung«, wiederholte ich, und dabei wollte ich auch bleiben.
    »Nein, das kann es nicht sein«, wandte Sara ganz sachlich ein. »Das hat doch schon letztes Jahr angefangen, bevor der Ausschuss zum Zitat Genie Zitat Ende erklärt wurde. Einmal vor dem Sekretariat, und dann noch das eine Mal in der ersten Stunde, kurz vor den Frühjahrsferien, wisst ihr noch?«
    Sara vergisst nichts .
    »Was soll ich denn sagen? Ich habe keine Ahnung, wieso Marcus damit angefangen hat. Oder wieso er mich für seine komischen Spielchen rausgepickt hat.«
    So weit alles die reine Wahrheit.
    »Und wieso sagt er Zitat Sie kann euch alle kaum ertragen Zitat Ende ?«
    »Keine Ahnung.«
    Okay, das war gelogen. Die erste von vielen Lügen bei diesem Mittagessen.
    Das stimmt gar nicht, dass ich euch kaum ertragen kann. Ich habe überhaupt nichts gemacht, was Marcus provoziert haben könnte. Ich bin total unschuldig.
    Und dann kam mir wie der Blitz – BAMM! – eine Erkenntnis. Marcus hatte Recht. Meine Lügen machten mich zu einer viel schlimmeren Falschspielerin als Miss Hyacinth Anastasia Wallace. Und plötzlich wusste ich genau, was ich zu tun hatte.
    Saras näselndes Nörgeln brachte mich in die Gegenwart zurück.
    »Jess! Was ist los? Du ziehst gerade ein total abgefahrenes Gesicht.«
    Ich hatte die Finger an die Zähne gelegt. Ich lächelte. Ein breites, seliges, dämliches, echtes Grinsen. Das kannte Sara nicht. Kein Wunder, dass ich so abgefahren aussah.
    ZWANZIGSTER
    Havisham war leicht zu überzeugen, dass ich meinen Essay noch mal umschreiben musste, solange ich ihn am nächsten Morgen um 9 Uhr einreichte, damit er rechtzeitig in Druck gehen konnte.
    »Was für eine großartige Idee!«, sagte sie. »Immer noch ein allgemeines Thema, aber dies wird die Leser viel persönlicher ansprechen. Vielleicht ändern sich dadurch sogar ein paar Dinge hier.«
    »Das bezweifle ich«, sagte ich. »Die Zeitung liest doch kein Mensch.«
    Ihre Nase zuckte. »Und warum willst du es dann überhaupt schreiben?«, fragte sie sehr ernst.
    Die Antwort wusste ich auch nicht genau. Vielleicht hatte ich angenommen, Havisham würde meinen Vorschlag ablehnen und ich müsste ihn gar nicht umsetzen. Als ich dann aber ihr Okay zum Umschreiben kurz vor Redaktionsschluss bekam, hatte ich überhaupt keinen Plan, wie ich das, was ich sagen wollte, aufschreiben sollte, ohne platt und lahm zu klingen. In meinem ersten Text Hy fertigzumachen war kein Problem gewesen. Aber jetzt wollte ich der ganzen Schule ein schlechtes Gewissen machen, und da hätten esstatt vierhundert Worten genauso gut vier Milliarden sein können.
    Was besonders nervte: Es fällt mir überhaupt nicht schwer, in diesem Tagebuch stundenlang vom Leder zu ziehen, wenn ich nicht einschlafen kann. Das ist natürlich was ganz anderes, weil es überhaupt nicht wichtig ist. Das ist bloß der ganze Blödsinn, den ich Hope nicht zumuten kann, weil sie viel wichtigere Probleme hat oder weil sie es nicht verstehen und gutheißen würde. Und eigentlich sollte mir dieser Blödsinn auch ziemlich egal sein, aber er lässt mich trotzdem nicht schlafen. Der Leitartikel ist eine ganz andere Nummer. Der ist wichtig, auch wenn ihn außer mir keiner liest.
    Jedenfalls habe ich ihn nach zwei schlaflosen Nächten am Computer, nach so viel Ausschneiden und Kopieren und Einfügen und Löschen, dass ich total den Überblick verloren hatte, und nach dem abschließenden Korrekturlesen, das mich beinahe um den Verstand gebracht hätte, heute Morgen eingereicht. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss Schlaf nachholen und übers Wochenende ins Koma fallen.
    Miss Hyacinth Anastasia

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