Eve & Adam (German Edition)
Großmutter gezogen?«
»Sie ist siebenundachtzig und glaubt, Roosevelt sei immer noch unser Präsident.«
»Aber warum meine Mutter? Weil sie so ein fürsorglicher und netter Mensch ist?«
Solo lacht. Und ich mag sein Lachen. Verdammt! Wenn er bloß nicht so nett lachen würde. Er ist doch nur eine flüchtige Bekanntschaft und überhaupt nicht mein Typ. Bis auf das Lachen. Und die Augen. Nicht das Grinsen und nicht die Haare, die dringend geschnitten werden müssten. Es juckt mich in den Fingern, zur Schere zu greifen und es selbst zu tun.
»Deine Mutter und meine Eltern waren Geschäftspartner.«
»Also … gehört dir ein Teil von Spiker?«
Solo schüttelt den Kopf. »Nein. Deine Mutter hat meine Eltern aus dem Geschäft gedrängt.«
Im Grunde überrascht mich das nicht. Trotzdem spüre ich Schuldgefühle. Sünden der Mutter …
»Soviel ich weiß, wollte dein Dad, der damals noch lebte, Frieden stiften. Ohne Erfolg. Bis dahin waren alle beste Freunde gewesen. Meine Eltern starben, bevor sie das Testament ändern konnten, das mich der Barmherzigkeit deiner Mutter auslieferte.«
»Du hasst sie.«
Solo antwortet nicht gleich, sondern denkt nach. Dabei stützt er das Kinn in die Hand.
»Hass ist nicht mein Ding«, sagt er schließlich. Er grinst verlegen. »Wut dafür umso mehr.«
Ich habe noch viele Fragen an ihn, aber mein Handy klingelt. Eine SMS .
Brauche dich dringend!
Ich wähle Aislins Nummer, aber der Anruf kommt nicht durch. Ich überprüfe mein Handy: ein Balken. Hätte ich mir denken können. Reicht nur zum Simsen.
»Shit!«, murmele ich. Aislin ist in Schwierigkeiten? Überrascht mich nicht. Aislin simst, weil sie Hilfe braucht? Das ist ungewöhnlich. Normalerweise steht sie ihre Abenteuer allein durch und erzählt mir die Details hinterher.
»Aislin?«, fragt Solo.
Noch eine SMS .
Wo steckst du? Im GGP sind Typen
hinter M her. Ich geh hin, um zu helfen.
»Verdammt!«, fluche ich. »Aislins Idiot von Freund steckt in Schwierigkeiten. Er ist im Golden Gate Park und sie glaubt, dass sie ihn retten kann.«
»Was für Schwierigkeiten?«
»Du meinst Schwerverbrechen oder Bagatelle?« Ich reibe mir die Augen. »Das weiß man bei Maddox nie.«
Ich schreibe zurück:
WARTE ! Ich überlege mir was.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sage ich zu Solo. »Ich komme hier nicht weg, nicht mit DEM Bein. Dr. Anderson hat gesagt, ich dürfe es nicht belasten.«
»Dr. Anderson ist eine Marionette.«
Ich bewege mein Bein hin und her, einige Zentimeter in jede Richtung. Keine Schmerzen, nichts.
Kurzes, zustimmendes Nicken von Solo.
Ich sehe ihn an. »Wenn ich für ein paar Stunden von hier verschwinden müsste, ohne erwischt zu werden, könntest du mir dabei helfen?«
Interessant, wie er mich von oben herab mustert. »Ich höre.«
15
EVE
Ich entdecke eine ganz neue Seite an Solo. Er ist nicht mehr der Junge aus meinem Krankenzimmer, der rot wird und verstummt, wenn Aislin ihren Schabernack mit ihm treibt, sondern wirkt absolut souverän. Lässig schiebt er meinen Rollstuhl durch verschiedene Wartungsbereiche, unbenutzte Küchen und dunkle Labors und gibt dazu leise Kommentare ab.
Zum Beispiel: »Dieser Raum wurde wahrscheinlich noch nie benutzt, ich habe deshalb die Überwachungskameras ausgeschaltet … Die Kamera für diesen Treppenabschnitt ist kaputt … Die Aufnahme von dieser Kamera kann ich später löschen, das merkt niemand … Hier arbeitet ein Wissenschaftler, der an Verfolgungswahn leidet, deshalb keine Kameras … Die Infrarotkamera ist ausgeschaltet, solange wir nicht das Licht anmachen …«
Meine »Flucht aus Spiker«, wie ich sie inzwischen nenne, besteht aus ungefähr sechzig verschiedenen Schritten, die Solo alle im Kopf gespeichert hat. Der Komplex ist riesig, aber er kennt ihn in- und auswendig – jede Tür, jedes Zimmer und jeden Kamerawinkel.
Als wir zu einer Treppe gelangen, frage ich: »Wie kommen wir hier runter?«
»Ich trage dich. Dann geh ich noch mal hoch und hole den Rollstuhl.«
»Das sehe ich anders.«
»Willst du nun von hier weg oder nicht?«
»Du wirkst nicht stark genug.« Ich sage das, aber es ist eine Lüge. Er wirkt stark genug.
Wieder eine SMS von Aislin.
Maddox in der Kleme.
Mit Rechtschreibung hat Aislin es nicht so.
»Beug dich nach vorn«, sagt Solo.
Ich gehorche und er schiebt mir die Hand hinter den Rücken. Ich spüre, wie sein Arm über den Verschluss meines BH gleitet.
»Ich hebe jetzt das Bein an.«
»Ich habe
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