Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
düstere Atmosphäre herrschte vor, und Clarke Colding erschauderte. Vorsichtig erklomm er die steile Treppe mit dem roten Teppich auf den Stufen. Er hatte große Mühe sich zu orientieren. Immer wieder hielt er an, um sich Stufe für Stufe vorwärts zu tasten.
Seine Schritte hallten, obwohl er versuchte, seine Schuhe leise auf dem Teppich abzusetzen. Als er oben angekommen war, hielt er an, um zu verschnaufen. Das Erklimmen der Treppe war eine unglaubliche Anstrengung für ihn gewesen. Schweißperlen liefen ihm wie Wasser über das Gesicht. Da bemerkte er einen Lichtschein aus einem der oberen Räume. Er flackerte – offensichtlich war es Kerzenlicht. In Zeitlupengeschwindigkeit näherte sich Colding dem willkommenen Licht.
Er warf einen Blick in den erhellten Raum und erstarrte. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Ein Mann in dunkler Kleidung mit wirrem Haar war über ein junges Mädchen gebeugt. Ihre Bluse war zerrissen und hing in Fetzen an ihrem schlanken Körper. Wie alt mochte sie sein, fragte sich Colding. Im ersten Moment konnte er nicht genau erkennen, was der Mann tat, dann schrie das Mädchen auf. – Er hatte sie gebissen! Mit lauten Schlürfgeräuschen trank er nun ihr Blut, und sie wehrte sich strampelnd.
Dann bemerkte er Clarke. Langsam drehte er sich zu ihm um. Blut floß in Strömen über sein Kinn, und er grinste Clarke frivol an – es war Ripley!
Mit einem leisen Schrei erwachte Colding.
Die Dame neben ihm sah in erstaunt an. »Sie haben offensichtlich geträumt«, bemerkte sie kühl, als sie seinen verwirrten Blick sah und wandte sich wieder ihrem Buch zu.
Erleichtert richtete er sich in seinem Sitz auf und trank einen Schluck Wasser. Es schmeckte abgestanden, aber linderte etwas das Kratzen in seinem trockenen Hals.
Es war 23.00 Uhr, als die Maschine in New York landete. Eilig verließ Clarke Colding den Flughafen mit einem Taxi und ließ sich zu seinem Stammhotel bringen. Heute Abend würde er das Zimmer nicht mehr verlassen, das stand fest. Aber es mangelte ihm auch an nichts.
Aus der Minibar nahm er eine Flasche Martini und goß sich einen großen Schluck ein. Der Traum hatte ihn mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Und der Traum war wiederum ein Indiz für die heikle Situation, in der er sich befand. Es war mörderisch, aber er wollte es durchziehen.
Telefonisch orderte er ein sparsames Menü und streckte sich dann auf dem weichen, blumig duftenden Bett aus.
Er hatte sich noch keinen detaillierten Plan überlegt. Er hatte die Adresse des Hauses erfahren, in dem Alexander de Dahomey zur Zeit wohnte, aber es war ja nicht einmal sicher, ob er sich momentan dort befand. Vielleicht trieb er in einer anderen Stadt gerade sein Unwesen, vielleicht in einem anderen Land?
Colding richtete sich halb in seinem Bett auf und griff nach dem Telefon. Er würde es vielleicht herausfinden – den richtigen Informanten hatte er ja. Hektisch kramte er in seiner Aktentasche nach der Nummer und rief bei Brian Dupont an.
Brian meldete sich schlaftrunken – mittlerweile war es nach Mitternacht.
»Na, gar nicht unterwegs mit Ihrem monströsen Liebhaber?« fragte Colding scharf, ohne seinen Namen zu nennen.
Aber Brian erkannte die Stimme, die ihn in der letzten Zeit so oft gepeinigt hatte. Wie eine Schlange kroch sie ihn sein Gehirn. »Was wollen Sie schon wieder von mir?«
»Nur eine winzige Information. Die können Sie mir einfach nicht vorenthalten – immerhin bin ich im Dienste der Menschheit unterwegs, während Sie versuchen einen Massenmörder zu schützen.«
»Lassen Sie mich in Ruhe. Ich kann Ihnen nichts sagen – ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.« Brians Stimme klang gequält. Bei Gott, wie lange mußte er das noch ertragen? Wie oft wollten sie ihn an ihre schreckliche Tat erinnern? Mit den Beschimpfungen hätte er vielleicht ja noch leben können, aber nach ...
Er sei der Komplize eines Mörders, eine unwürdige Kreatur, die in obszöner Weise einem Monster verfallen war. Was hatte er sich nicht alles anhören müssen? Mitten in der Nacht rissen sie ihn aus dem Schlaf und lasen ihm Stellen aus der Bibel vor; oder sie beschrieben ihm Foltermethoden aus dem Mittelalter, mit denen man die gefügig gemacht hatte, die dem Teufel dienten.
Es brachte nichts, den Stecker des Telefons aus der Wand zu ziehen; sie kamen bis zu seiner Wohnung. Standen plötzlich vor der Tür, und er war ihnen hilflos ausgeliefert. Er schaffte es nicht einmal sie davon
Weitere Kostenlose Bücher