Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
würde in diese wundervollen Augen hineingesogen.
» Du bist das Wichtigste in meinem Leben, Alex « , sagte er rauh, und seine Stimme schien von sehr weit her zu kommen.
Alex schüttelte traurig den Kopf. » Du verkennst mich, mein lieber Brian. «
» Ich habe immer eure Signale gehört, immer gewußt, daß es euch gibt. Niemals hätte ich mit jemandem darüber sprechen können. Und auf einmal bist du da. Wunderschön, wie ein Engel – aber so grausam. Du weißt, wie sehr ich dich brauche und läßt mich trotzdem allein. Warum tust du mir das an? «
» Ich bin kein Mensch. Du solltest mich nicht lieben – du solltest mich fürchten! « Abrupt stand Alex auf und starrte aus dem Fenster. Er bemerkte, wie Brian sich ihm näherte. Dann spürte er die warme Hand auf seiner Schulter. Wie angenehm diese Wärme war, diese Nähe. Und wie ungewohnt. Selten hatte er eine derart enge Beziehung zu einem Sterblichen gehabt.
Vor sieben Jahren hatte Brian ihn gesehen und es darauf angelegt, ihn kennenzulernen. Dieser Mut ließ Alex aufmerksam werden.
Eines Nachts war Alex dann bei dem hübschen jungen Mann aufgetaucht und hatte ihn zur Rede gestellt. Er erfuhr, daß Brian sich schon länger mit der Idee der Unsterblichkeit auseinandergesetzt hatte.
Brian war neugierig gewesen, brannte darauf Einblicke in Alex’ düstere Welt zu erhaschen. Aber Alex war launisch, nicht gerade der ideale Gesprächspartner. Doch hatten sie mittlerweile eine ganz eigene Freundschaft aufgebaut, die keiner der beiden missen wollte.
Alex ließ seine Gedanken durch die Nacht schweifen, bis sein Blick sich verklärte. Sanft nahm er Brians Hand von seiner Schulter und hauchte einen Kuß darauf.
» Du willst gehen, nicht wahr? «
Alex nickte lächelnd. » Aber diesmal wirst du kein Jahr lang auf mich warten müssen. « Dann wandte er sich um und verschwand auf dem gleichen Weg, wie er gekommen war.
Alex streifte eher ziellos durch die Straßen. Seine seidigen schwarzen Haare flogen im Wind. Er atmete die frische Nachtluft ein und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Wie angenehm die Nacht war. Erstaunlich, daß so viele Menschen sie fürchteten, die Fenster und Jalousien schlossen, um die Nacht auszusperren. Er liebte die Nacht, wie den Tag; ergriff von ihr Besitz, wie sie von ihm. Die Nacht und die Dunkelheit hereinlassen – in den Körper lassen. Alex wurde eins mit den Schatten, war Schatten, Dunkel, Nacht und Alex. Ließ Raum und Zeit hinter sich und lachte.
Er wurde angezogen von einem eigenartigen Gefühl. Jemand hatte Angst vor ihm – jemand, der ihn nicht einmal kannte. Wie konnte das sein? Alex landete behende auf einer Terrasse und verbarg sich im Schatten der Nacht. Er war gespannt. Er suchte die Gedanken seines Opfers und ließ sich davon berauschen.
Wie eigenartig die Menschen waren. Manche waren – in seinen Augen – reine Instinktkrüppel, andere machten ihn sogar unabsichtlich auf sich aufmerksam; streckten ihre neugierigen Fühler weiter in die Nacht, als es gut für sie war. Wie einfältig und – gefährlich!
Alex lachte in sich hinein und warf einen Blick in die Wohnung. Da sah er sie – oh, wie wundervoll lebendig sie war! So rein und schön – er mußte sie haben.
Virginia starrte angstvoll nach draußen. Da war etwas . Das spürte sie ganz deutlich. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Vielleicht sollte sie Monica anrufen. Vielleicht würde sie sich beruhigen, wenn sie mit jemandem sprechen konnte. Zitternd ging sie zum Telefon und nahm den Hörer ab – das Telefon war tot! Virginia bemerkte, wie das Blut in ihr Gesicht schoß. War das real, oder war sie in irgendeinem Horrorfilm gelandet? Wer – in Gottes Namen – hatte es nur auf sie abgesehen?
Krampfhaft überlegte Virginia, was sie jetzt tun könnte. Doch ihr Kopf war erfüllt vom angstvollen Pochen ihres Herzens. Wenn das ein Scherz von einem ihrer Freunde war – sie würde ihn umbringen!
Alex hatte keine Lust mehr, zu warten. Mit der Zunge fuhr er sich über die kalten Lippen und schluckte hart.
Sie war unglaublich schön. Wie sie sich im Zimmer bewegte. Er mußte sie haben. Ein sehr menschliches Verlangen, stellte er fest. Er wollte sie – er wurde wieder ganz Alex. Kehrte von den Schatten zurück.
Mühelos verschaffte er sich Zugang zur Wohnung durch eines der Seitenfenster und stand Virginia dann unmittelbar gegenüber. Diese wunderschöne Haut, diese großen Augen und diese reine Angst – er war entzückt.
Virginia erstarrte.
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