Faenger des Gluecks
eine ruhige Insel, abgehoben vom Chaos aus technischen Geräten, Lichtern und Schatten, war eine stilvolle Wohnzimmerkulisse aufgebaut. Die Techniker legten für die Dreharbeiten letzte Hand an. Das Sofa in maskulin dunklen Farbschattierungen war angestrahlt. Auf dem Tisch daneben stand eine moderne Lampe, die scheinbar das weiche, romantische Licht spendete, das tatsächlich von der Crew mit den vielen Lichtern und Scheinwerfern erzeugt wurde. Claire arbeitete sich vorbei an Kabeln und Kisten, um die Kulisse aus verschiedenen Blickwinkeln begutachten zu können.
Geschmackvoll, entschied sie. Und wirkungsvoll. De Marco war mit dem ersten Spot sehr zufrieden gewesen. So zufrieden, dass er darauf bestand, seine gegenwärtige Geliebte in diesem neuen mitwirken zu lassen. Claire verzog leicht das Gesicht. Das war eben Showbusiness. Brooke hatte über die Besetzung gestöhnt und gejammert, schließlich fluchend nachgegeben und sich damit getröstet, dass der Auftraggeber wenigstens nicht darauf bestanden hatte, dass für seine Geliebte ein Dialog geschrieben werden musste.
Die Studioszene wurde zuerst gedreht, obwohl sie am Ende des Werbespots stand. Nach ihrer Einschätzung von Parks’ Temperament hatte sich Brooke entschieden, zuerst das zu machen, was für ihn wahrscheinlich der schwierigste Teil war. Und, dachte Claire, als sie auf ihre Uhr blickte, das Glück ist uns hold. Die »Kings« hatten sich qualifiziert für die US-Meisterschaftsspiele in der kommenden Woche, was den Werbespots eine viel stärkere Stoßkraft gab.
Vor dem Studio war ein langes Büfett aufgebaut. E.J., der Produktionsleiter und der Kamera-Assistent hatten sich schon mit großem Appetit darüber hergemacht. Brooke kaute an einem Stück Käse, während sie die letzten Details überwachte.
»Verdammt, Biglow, das Licht flackert wieder! Wechsle die Birne aus oder verschaff mir eine neue Installation. Silbey, ich möchte sehen, welchen Effekt der neue Filter bringt.«
Der Techniker drückte einen Schalter, und das Licht wurde mittels eines Farbfilters warm und intim. »Okay, nicht schlecht. Sound?«
Eine Technikerin trat an die Mikroangel. Mit unschuldigster Miene sagte sie einen Kindervers auf, den sie allerdings mit einigen pikanten Variationen würzte. Zum Applaus ihrer Kollegen machte sie einen niedlichen Knicks.
»Irgendwelche Probleme?« Claire stellte sich neben Brooke.
»Wir haben sie ausgebügelt.«
Abwesend zupfte Claire ihren Ärmel zurecht. »Ich habe einen Blick auf die de Marco-Lady geworfen. Sie ist Spitzenklasse.«
»Dem Himmel sei Dank«, erwiderte Brooke ironisch. »Erwarten wir ihn auch?«
»Nein.« Claire lächelte über ihren resignierten Tonfall. Brooke verabscheute nichts mehr, als wenn Verwandte, Freunde oder Liebhaber sich bei Aufnahmen herumdrückten. »Gina wollte es nicht, weil seine Anwesenheit sie nervös macht, aber er hat kategorisch darauf bestanden, dass ihr königliche Behandlung mit Glacéhandschuhen sicher sein muss.«
»Ich werde sie schon nicht beißen«, versprach Brooke. »Mit Parks bin ich seinen Text durchgegangen. Er hat ihn intus – falls er nicht vor der Kamera ins Stammeln gerät.«
»Dazu scheint er mir nicht der Typ zu sein.«
Brooke lächelte. »Nein. Und ich glaube, ihm macht die ganze Sache allmählich sogar Spaß.«
»Fein. Ich habe ein Drehbuch und möchte, dass er es durchliest.« Über ihren Köpfen, auf der Leiter, fluchte jemand zum Steinerweichen. Claires Miene verriet nicht einmal, ob sie es gehört hatte. »Ich habe eine Rolle für ihn, eine kleine. Aber ich glaube, er ist ideal dafür.«
Brooke drehte sich um und schenkte Claire ihre ganze Aufmerksamkeit. »Ein Spielfilm?«
Sie nickte. »Fürs Kabelfernsehen. Die Besetzung muss erst in einem oder zwei Monaten stehen, er hat also genug Zeit, darüber nachzudenken. Ich möchte auch, dass du es liest«, fügte sie ganz beiläufig hinzu.
»Sicher.« Mit dem Gedanken an Parks als Schauspieler drehte sich Brooke um und wollte lautstark eine weitere Anweisung geben.
»Vielleicht würdest du gern die Regie machen.«
Die Anweisung erstarb ihr in der Kehle. »Was?«
»Ich weiß, du machst gern Werbefilme«, fuhr Claire fort, ungerührt über Brookes perplexe Miene. »Dir gefällt das Schnelle und Intensive. Aber dieses Drehbuch könnte deine Meinung ändern.«
»Claire«, Brooke hätte gelacht, wenn sie nicht so verblüfft gewesen wäre, »ich habe nie etwas Längeres gemacht als einen Sechzig-Sekunden-Spot.«
»Wie den
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