Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
es unter Segeln schaffen würden. Und viermal größer als das Aufgebot, das sie uns entgegenwerfen können.«
Also bist du strategisch doch kein kompletter Schwachkopf, stellte Jaxyn schweigend fest. »Ganz recht, Eure Hoheit.« Er verbeugte sich respektvoll. »Und mit Eurer Erlaubnis werde ich nun die notwendigen Vorkehrungen treffen.«
»Haben wir denn auch die Streitkräfte, um das zu bewerkstelligen?«
»Wenn ich die Armeen sämtlicher Fürstentümer von Glaeba einberufe, dann sitzen wir spätestens in einem Monat in Cycrane und entscheiden, wo wir Stellan Deseans Kopf am besten zur Schau stellen.«
»Vorausgesetzt, die Caelaner bekommen keinen Wind von unseren Absichten«, warf Diala ein.
Jaxyn zuckte die Schultern. »Selbst wenn jemand ihnen noch heute eine Nachricht schickte und unsere Pläne genau beschriebe, hätten sie gar nicht die Reserven, um uns zu schlagen. Die haben sie nie.«
»Ich dachte eher daran, ob sie andere Wege finden könnten, unsere Strategie zu untergraben?«
Sie fragte, ob Tryan oder Elyssa irgendetwas mit den Gezeiten anstellen könnten, um ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Jaxyn schüttelte den Kopf. »Sie werden gar keine Zeit dazu haben.«
Diala runzelte die Stirn, noch nicht ganz überzeugt. »Und wenn es so etwas wie einen … extremen Orkan gäbe?«
»Das würde nur uns nützen, nicht ihnen.«
Mathu, dem die eigentliche Bedeutung ihrer Unterhaltung entging, lächelte. »Gezeiten, es kommt nicht oft vor, dass jemand eine Invasion veranstalten kann mit dem Wissen, dass das Wetter für ihn arbeitet, nicht?«
»Glaeba ist wahrhaft gesegnet«, pflichtete Jaxyn bei.
»Habt Ihr schon einen Attentäter aufgetrieben?«
»Ich arbeite noch daran, Eure Hoheit.«
»Nein, lieber nicht«, sagte Mathu mit ungewöhnlicher Bitterkeit. »Lasst uns Caelum schlagen, und dann soll mir Declan ins Gesicht sehen. Auf den Knien.«
Diala lächelte. »Der Plan gefällt mir.«
Na sicher, du rachsüchtige kleine Schlampe.
»Es soll sein, wie Ihr befehlt, Hoheit«, versprach Jaxyn. Darauf drehte er sich um und verließ die Ratskammer, in Gedanken nicht bei Stellan Declan, sondern bei der Frage, wo er genügend Felle auftreiben konnte, um die Füße seiner Kampfkatzenarmee zu schützen, wenn sie das Eis nach Caelum überquerten.
66
Als freie Frau gekleidet, fand Arkady die Straßen von Port Traeker längst nicht mehr so einschüchternd wie früher, als sie noch in Sklavenkluft gewesen war. Männer verbeugten sich vor ihr und traten zur Seite, um sie durchzulassen. Türen wurden ihr aufgehalten, geringere Wesen beiseitegeschoben, damit sie als Erste bedient werden konnte. Sie war nicht als Fürstin gekleidet, sie trug nur das einfache Gewand, das Arryl ihr im Außenposten geliehen hatte, und einen Schal um den Kopf, aber sie war frei, und das bedeutete, dass sie wieder eine echte Person war, keine bewegliche Habe zum Kaufen und Verkaufen.
Oder Tauschen.
Doch selbst eine freie Frau musste essen. Arkady hatte kein Geld, keine Papiere, die falsche Augenfarbe und einen Akzent, der sie sofort als Fremde auswies. Sie hatte allerdings ein Säckchen mit polierten Perlen. Ambria hatte sie ihr mit einem barschen Abschiedsgruß und der Versicherung in die Hand gedrückt, dass sie sie auf den Edelsteinmärkten von Port Traeker würde verkaufen können, wenn sie dort ankam. Es war nicht viel, und auch Ambria wusste nicht genau, was eine Schiffspassage auf einem Segler fort von Senestra kostete – aber es war weit besser als die einzige andere Art, mit der sich eine mittellose Frau Geld verdienen konnte.
Arkady hatte wahrlich genug davon, ihren Körper für die Notwendigkeiten des Lebens zu verscherbeln.
Im Augenblick allerdings war ihr Problem, dass es dunkel war, die Juwelenmärkte nicht vor morgen früh öffneten und sie einen Unterschlupfbrauchte. Sie wollte es nicht darauf ankommen lassen, eine der Perlen für ein Zimmer einzutauschen, aus Furcht, dies würde die stets wachsamen Diebe von Port Traeker darauf aufmerksam machen, dass sie etwas Wertvolles bei sich trug. Also hatte sie die Wahl, das Risiko auf sich zu nehmen und auf der Straße zu schlafen, oder den einzigen anderen Platz aufzusuchen, an dem sie sich vorstellen konnte, eine warme Begrüßung und ein Bett für die Nacht zu finden. Das war zwar gefährlich, aber einen Versuch wert.
Arkady hatte den Außenposten am selben Tag verlassen wie Arryl und Medwen, Cayal und Declan, Azquil, Tiji und Tenika. Reichlich Zeit für
Weitere Kostenlose Bücher