Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Freundin?“
Sie ließ den Anschein von Desinteresse vollends fahren und beugte sich erwartungsvoll über den Tischrand. So weit, dass Chloe Angst bekam, ihre Brüste könnten mit den Cocktailgläser kollidieren und sie einfach umschmeißen.
„Er geht zur Zeit mit niemandem aus“, erklärte Chloe mit bemüht ernster Stimme. Nur unter größter Anstrengung schaffte sie es, nicht schon wieder zu lachen, als Paige sie zweifelnd ansah.
„Das heißt also keine Freundin“, murmelte Paige mehr zu sich selbst und wirkte erleichtert.
Chloe schüttelte den Kopf.
„Nein, er hats nicht so mit Frauen.“
Paige stieß einen frustrierten Laut aus.
„Soll das etwa heißen, er ist schwul? Alle Männer, die ich gut finde, sind entweder schwul oder verheiratet.“
„Keine Sorge, schwul ist er auch nicht. Das hat er mir selbst versichert.“
„Ich denke, Sie kennen ihn kaum.“
„Dafür offensichtlich gut genug“, versetzte Chloe prompt.
„ Touché“, flüsterte Paige und stürzte den kümmerlichen Rest ihres Getränks in einem Zug hinunter. Gleich darauf lächelte sie Chloe gewinnend an.
„Wissen Sie was? Zum Teufel mit den Männern! Die machen nichts als Ärger. Lassen Sie uns irgendwo hingehen, wo man sich amüsieren kann“, schlug sie aufgeregt vor. „Sie wissen schon. Tanzen, ein bisschen flirten, und dann lassen wir die Kerle eiskalt abblitzen. So was ist prima fürs Selbstvertrauen, und nachdem dieser Eiskönig mich keines Blickes gewürdigt hat, könnte ich eine kleine Dosis Selbstbewusstsein gut vertragen. Was halten Sie davon?“
Chloe war mehr als nur einverstanden. Allerdings hätte sie heute Abend freiwillig jeden Garten in England umgegraben, solange es sie von Ryan ablenkte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und grinste ihre vermeintliche Konkurrentin freundschaftlich an.
„Kommen Sie, ich zeige Ihnen jetzt mal, was das Nachtleben in London alles zu bieten hat.“
Es war spät, als sie nach Hause kam, fast zwei Uhr früh, doch der Spaß, den sie mit Paige gehabt hatte, war die Müdigkeit wert, mit der sie sich durch den morgigen Tag schleppen würde. Erschöpft, aber ziemlich zufrieden, weil sie sich auch ohne Ryan amüsieren konnte, wartete sie unten im Eingangsbereich auf den Fahrstuhl. Sie summte leise vor sich hin und konnte es kaum erwarten, sich endlich in ihr kuschelig warmes Bett zu verkriechen, doch nachdem sie der Lift in ihrem Stockwerk abgesetzt hatte und sie hinaus in den Flur trat, verabschiedete sie sich gedanklich von diesem Vorhaben. Ryan saß vor ihrer Türe und sah ihr mit verdächtig unbeteiligter Miene entgegen. Sein Anblick ließ jede Faser in ihrem Körper erwartungsvoll prickeln. Das war nicht gut …
„Du hast dir ganz schön Zeit gelassen“, sagte er anstatt einer Begrüßung.
Alles an ihm wirkte vollkommen gelassen. Seine Haltung, sein Gesichtsausdruck, doch das täuschte. Sobald sie ihm in die Augen sah, die mit geradezu brütender Intensität an ihrem Körper hingen, ahnte sie, dass die Unterhaltung alles andere als erfreulich verlaufen würde. Ihr wurden die Hände feucht, als sie sich in Erinnerung rief, dass sie diese zerstörerische Beziehung beenden würde. Die letzten Stunden hatten ihr eindrucksvoll bewiesen, dass sie endlich wieder leben musste. Immer nur darauf zu warten, dass er Zeit für sie hatte, war nicht nur demütigend, sondern auch ungesund für ihre Seele, die langsam verkümmerte.
Ein weiterer Punkt bestärkte sie in dem Vorhaben, ihn in die Wüste zu schicken. Ryan gehörte ihr nicht. Außer seinem Körper hatte er ihr nichts zu geben, und im Grunde kannten sie sich kaum. Sicher, sie hatten sich schon in allen erdenklichen Stellungen geliebt. Nein … das stimmte so nicht. Sie hatte geliebt – zumindest im körperlichen Sinne. Er hatte gevögelt. Doch egal, wie man es auch nennen mochte, in seinen Kopf und in sein Herz hatte er sie nie blicken lassen. Ihre Unterhaltungen beschränkten sich stets auf Belanglosigkeiten, obwohl sie liebend gerne mehr von ihm erfahren hätte. Leider blockte er Persönliches immer ab, wenn er nach dem Sex mal länger blieb als nur eine Zigarettenlänge. Meistens verließ er sie direkt im Anschluss, um zurück zu Leanne zu gehen.
Sie war nicht wichtig für ihn, nicht in dem Maße, wie sie es gerne gewesen wäre. Eine Zeit lang hatte sie das gut ertragen. Immerhin waren ihre gemeinsamen Stunden nicht von dieser Welt und katapultierten sie in sexuelle Sphären, von denen sie früher noch nicht mal zu träumen
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