Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
der neben der Schlafstätte liegende Wasserkessel ins Auge. Offensichtlich hatte Chris sie gepflegt. Und jetzt war sie fort. Ob er wohl wusste, wohin?
Eliza trat mit ihrem Fuß gegen den Wasserkessel, der ein hohles
Dong!
von sich gab.
Chris fuhr erschrocken hoch. Misstrauen und Alarm zeigten sich auf seinem Gesicht, als er Eliza erkannte. Sein zweiter Blick galt Dhalias leerem Bett. "Wo hast du sie hingebracht?" Panik schwang in seiner Stimme. Er sah erschöpft, abgemagert und mit seinem struppigen Bart regelrecht verwildert aus. Die Zeit war nicht leicht für ihn gewesen.
Lässig ließ Eliza sich auf Dhalias Bett nieder. "Ich habe gar nichts mit ihr gemacht."
"Und wo ist sie dann?" fragte er anklagend.
"Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen. Ich verhehle nicht, dass ich auf der Suche nach ihr bin. Doch ich bin gerade erst zu dir gestoßen."
"Was willst du von ihr?" Chris verschränkte seine Arme abwehrend vor seiner Brust.
"Komm, setz dich zu mir", sagte Eliza plötzlich sanft. Irgendwie tat Chris ihr auf einmal richtig leid. Er hatte sie geliebt und verloren. Jetzt hatte er sie wieder und würde sie ein zweites Mal verlieren müssen. Ob er das wohl schon wusste?
Widerstrebend ließ er sich neben ihr nieder. "Und nun?"
"Weißt du, was sie ist?" fragte Eliza vorsichtig.
"Ja!" sagte Chris trotzig.
"Und trotzdem willst du sie nicht aufgeben?" fragte Eliza nachdenklich.
"Nein."
"Wieso?"
"Das spielt jetzt wohl kaum eine Rolle. Erst müssen wir sie finden. Sie ist sehr schwach. Sie kann nicht weit sein. Vielleicht ist sie zur Wasserquelle gegangen." Er sprang auf.
"Das glaube ich nicht, Chris", erwiderte Eliza leise.
"Wieso nicht?" Er klang beinahe verzweifelt.
"Sie ist schon vor einer Weile aufgebrochen."
"Woher willst du das wissen?" fragte er erstickt.
Eliza holte ihren Kompass hervor. "Die Nadel hat ihre Richtung geändert. Siehst du?" Sie klappte den Deckel auf.
Verwirrt starrte Chris auf den rotierenden kleinen Pfeil. "Was soll ich sehen?"
"So ein Mist!" fluchte Eliza laut. "Das darf nicht wahr sein! Nicht schon wieder!" Wütend ließ sie den Deckel wieder zufallen. "Das glaube ich einfach nicht!" Sie wandte sich Chris zu.
Doch der beachtete sie gar nicht. Er hatte seinen Kopf in den Händen verborgen. "Ich kann nicht fassen, dass sie es tatsächlich getan hat", flüsterte er heiser.
"Was getan?"
"Mich verlassen. Ich hatte ihr gesagt, dass es mir egal ist, dass wir es zusammen schaffen würden. Und sie hat mich trotzdem verlassen. Nach alldem ..." Er machte eine hilflose Bewegung, die das kleine Lager einschloss.
"Dann weißt du also, wohin sie wollte?"
"Ja." Er wirkte resigniert. "Sie wollte zu ihren Eltern, nach Annubia."
"Das ergibt keinen Sinn", widersprach Eliza. "Annubia liegt im Süden, doch sie ist nach Westen gegangen."
"Dann werde ich ihr folgen."
"Du? Allein?"
Chris fixierte sie hart mit seinem Blick. "Ich werde nicht zulassen, dass du ihr etwas antust."
Eliza gluckste amüsiert. "Ich wüsste nicht, wie du das verhindern könntest. Aber sei unbesorgt. Ich will ihr nichts tun."
"Was willst du denn?"
"Ich will Antworten."
Chris nickte. Das konnte er gut nachvollziehen. "Ich habe also dein Wort?" vergewisserte er sich.
"Ja, das hast du."
"Dann lass uns gehen." Chris griff nach einem dicken Ast, um eine Fackel daraus zu machen.
Doch Eliza hielt ihn zurück. "Das wird nicht nötig sein", sagte sie mit einem kleinen Lächeln und erschuf eine Lichtsphäre. "Du solltest dich allmählich an das Reisen mit einer Fee gewöhnen."
Er nickte und sie schlugen den Weg nach Westen ein. Hier und da konnte Chris im Schnee oder in der feuchten Erde erleichtert Dhalias Fußabdrücke erkennen. Sie waren auf dem richtigen Weg.
Sie waren noch nicht lange unterwegs, als der Tag anbrach. Bald hatten sie Elizas Sphäre nicht mehr nötig, um ihren Weg erkennen zu können. Dhalias Spuren zeichneten sich deutlich in dem weichen Schnee ab und Chris fragte sich verwundert, was sie vorgehabt haben konnte.
Schließlich erreichten sie einen kleinen Teich mit einer sprudelnden heißen Quelle. Anscheinend hatte Dhalia dort eine Zeitlang verweilt. Letztendlich führte ihre Spur eindeutig zum Rand des Teiches und brach dort ab.
"Nicht schon wieder!" stöhnte Chris frustriert auf, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihre Spuren an keiner Stelle aus dem kleinen Gewässer wieder hinausführten.
Verwirrt blickten Eliza und Chris sich um. "Das Wasser ist zu flach", stellte die Dunkelfee ratlos fest. "Ich kann bis auf den Grund sehen.
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