Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Warum.«
    »Und das Wie«, fügte Mutter Winter hinzu.
    »Denk nach«, drängte mich die Mutter des Sommers. »Was hat der Diebstahl des Umhangs bewirkt?«
    Ich überlegte. Zuerst einmal einen Krieg zwischen den Höfen sowie eigenartige Aktivitäten in der magischen und der natürlichen Welt. Das Wichtigste war zweifellos der drohende Krieg, da Winter und Sommer ihre Kräfte sammelten, um am Steintisch zu kämpfen.
    »Genau«, flüsterte Mutter Winter. Mir sträubten sich die Haare, mir war kalt, ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Bei den Toren der Hölle, sie hatte meine Gedanken gelesen. »Nun denk nach, Magier. Wie wurde die Tat vollbracht? Ein Diebstahl ist ein Diebstahl, ob es nun um Essen, Reichtümer, Schönheit oder Macht geht.«
    Da es sowieso keine Rolle spielte, konnte ich auch gleich laut überlegen. »Wenn etwas gestohlen wird, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man könnte es mitnehmen, damit es nicht zurückgeholt werden kann.«
    »Schätze horten«, warf Mutter Sommer ein. »Wie die Drachen es tun.«
    »Ja, gut. Oder man könnte es zerstören.«
    »Nein, das ist nicht möglich«, widersprach Mutter Winter. »Euer eigener Weiser hat euch das erklärt. Dieser Deutsche mit den buschigen Haaren.«
    »Einstein«, murmelte ich. »In Ordnung. Aber man kann es wertlos machen oder an jemand anders verkaufen.«
    Mutter Sommer nickte. »Beides wäre eine Veränderung.«
    Ich hob eine Hand. »Warte mal, warte. Soweit ich es verstehe, kann die Macht des Sommerritters, sein Umhang, nicht für sich allein existieren. Er braucht einen Träger.«
    »Ja«, murmelte Mutter Winter. »Eine Königin oder einen Ritter.«
    »Aber der Umhang und die Macht sind nicht bei den Königinnen.«
    »Wohl wahr«, sagte Mutter Sommer. »Wäre dem so, dann würden wir es spüren.«
    »Also ist die Macht derzeit bei einem anderen Ritter«, fuhr ich fort. »In diesem Fall gäbe es allerdings kein Ungleichgewicht.« Ich kratzte mich am Kopf, bis es mir allmählich dämmerte. »Es sei denn, sie hat sich verändert, oder der neue Ritter wurde verändert. In etwas anderes verwandelt. Etwas, das die Macht gefangen hält, damit sie nutzlos und wirkungslos ist.«
    Die beiden betrachteten mich schweigend.
    »Also gut«, sagte ich. »Jetzt habe ich meine Frage gefunden.«
    »Dann stelle sie«, sagten sie gleichzeitig.
    »Wie geht der Umhang von einem Ritter auf den nächsten über?«
    Mutter Sommer lächelte, aber es war kein freudiges Lächeln. »Er kehrt zum nächstbesten Spiegelbild seiner selbst zurück. Also zu einer Vertreterin des Sommers. Diese wählt dann den Nachfolger des Ritters aus.«
    Das bedeutete, dass nur eine Königin des Sommers dahinterstecken konnte. Titania war bereits entlastet – sie hatte den Krieg gegen Mab nur begonnen, weil sie nicht wusste, wo der Umhang war. Mutter Sommer hätte mir diese Information nicht gegeben, wenn sie selbst verantwortlich gewesen wäre. So blieb nur noch eine Person.
    »Bei den Sternen und Steinen«, murmelte ich. »Aurora.«
    Die beiden Mütter stellten gleichzeitig ihre Teetassen ab. »Die Zeit drängt«, sagte Mutter Sommer.
    »Weil sein kann, was nicht sein darf«, ergänzte Mutter Winter.
    »Du bist unserer Meinung nach der Einzige, der die Dinge wieder in Ordnung bringen kann…«
    »… wenn du stark genug bist.«
    »Tapfer genug.«
    »Halt, immer mit der Ruhe«, wandte ich ein. »Kann ich all das nicht einfach Mab und Titania mitteilen?«
    »Sie reden nicht mehr«, widersprach Mutter Winter. »Sie ziehen in den Krieg.«
    »Dann hindert sie daran«, sagte ich. »Ihr zwei seid doch stärker als Mab und Titania. Sorgt dafür, dass sie den Mund halten und zuhören.«
    »So einfach ist das nicht«, widersprach Mutter Winter.
    Mutter Sommer nickte. »Sogar unsere Macht ist begrenzt. Wir können die Königinnen oder Ladys nicht stören. Nicht einmal in einer so wichtigen Angelegenheit.«
    »Was könnt ihr denn tun?«
    »Ich?«, fragte Mutter Sommer zurück. »Überhaupt nichts.«
    Ich runzelte die Stirn und wandte mich an die Wintermutter.
    Eine alte, rissige Hand winkte mir. »Komm her, mein Junge.«
    Ich wollte mich weigern, doch meine Beine bewegten sich ohne mein Zutun, und ich kniete vor Mutter Winters Schaukelstuhl nieder. Nicht einmal von hier aus konnte ich ihr Gesicht erkennen. Auch ihre Füße waren in dunkle Tücher gehüllt. In ihrem Schoß lagen zwei Stricknadeln und ein einfaches viereckiges Stück Stoff, aus dem die grauen Fäden ungefärbter Wolle heraushingen. Mutter

Weitere Kostenlose Bücher