Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
Pug. »Die Seelen der Valheru
sind an den Stein gebunden, und möglicherweise
werden sie freigesetzt, wenn man sich an ihm zu
schaffen macht. Selbst wenn sie körperlos sind,
könnte die Kraft ihrer vereinigten Gedanken noch
stark genug sein, um den Stein des Lebens zu benutzen. Wir wissen es nicht, aber wir können das
Risiko nicht eingehen.«
»Also will Makala uns vernichten?«, fragte Locklear.
»Ganz so wahnsinnig ist er nicht«, sagte Pug.
»Aber er ist dem Kaiserreich blind ergeben und
denkt, dass das Königreich eine Waffe besitzt,
deren Zerstörungskraft sich einmal gegen sein
Volk richten könnte. Er ist wild entschlossen,
das Geheimnis dieser Waffe zu ergründen, denn
er will entweder ein Mittel finden, um sich gegen sie verteidigen zu können, oder aber für sein
Heimatland eine neue bauen, damit Tsuranuanni
dem Königreich aus einer Position der Stärke entgegentreten kann.«
»Dieser Narr!« Gorath spuckte aus. »Was für ein
armseliger Geist er sein muss.«
»Vielleicht armselig, was seine Sicht des Universums anbelangt«, sagte Pug, »aber mächtig und
begabt, wenn es um Magie geht. Wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte wäre, könnte ich ihn ohne
allzu große Schwierigkeiten überwältigen, aber in
meinem geschwächten Zustand bin ich ihm nicht
gewachsen. Deshalb müssen wir zuerst seine sechs
Kameraden loswerden und ihm uns dann gemeinsam entgegenstellen – das heißt Owyn und ich.«
Er blickte Gorath und Owyn an. »Ich bringe euch
beiden großes Vertrauen entgegen – einem abtrünnigen Moredhel-Anführer aus den Nordlanden
und dem jüngsten Sohn eines Adligen aus dem
Osten. Nur die Königliche Familie und ein paar
andere, die bei der Schlacht von Sethanon dabei
waren, so wie Locklear und James, wissen von dem
Geheimnis des Steins des Lebens.«
»Ich werde eher sterben, als irgendjemandem
davon erzählen«, sagte Gorath.
Owyn vermochte nur zu nicken.
»Und nun folgt mir.«
Pug führte sie den langen Gang entlang; er war
früher einmal offensichtlich der Eingang zu einer
gewaltigen Stadt unter der Erde gewesen. »Die
Städte im Norden, Sar-Sargoth und Sar-Isbandia,
sind von den Glamredhel errichtete Nachahmungen dieser Stadt hier. Sie hieß einmal Drakin-Korin.«
»Wir kennen diesen Namen aus unseren Überlieferungen«, sagte Gorath. »Selbst bei den Valheru
galt er als wahnsinnig.«
»Und doch war er es, der sie davon überzeugt
hat, ihre Essenz dem Stein des Lebens zu übergeben.«
Der Tunnel war gewaltig. »Wieso ist dieser Gang
so riesig?«, fragte Owyn.
Pug lächelte. »Habt Ihr jemals einen kleinen
Drachen gesehen?«
»Nein.«
»Dieser Gang hier eignet sich hervorragend für
einen Drachen, und die Valheru ritten auf sehr
großen.«
Sie gelangten zu einer gewaltigen Doppeltür,
die aus uraltem Holz bestand, das durch die
Versteinerung hart wie Eisen geworden war.
Die Scharniere – sie hatten etwa die Höhe eines
Menschen – waren seit Jahrhunderten nicht mehr
bewegt worden. Doch es war genug Platz zwischen
den Türen, dass sie hindurchgehen konnten, und
sie betraten eine riesige Halle. Sie hielten inne.
Plötzlich bewegte sich Gorath, und ehe Owyn
oder Pug einen Zauberspruch aussprechen konnten, hatte er sein Schwert aus der Scheide gezogen,
und zwei Goblins lagen in der Mitte des gewaltigen
Raums tot auf dem Boden.
»Das bedeutet, dass wir dicht dran sind«, erklärte
Pug.
»Es bedeutet auch, dass Delekhan in der Nähe
ist«, fügte Gorath hinzu.
»Makala mag ihn benutzen«, sagte Pug, »aber ich
bezweifle, dass er ihm das Geheimnis vom Stein
des Lebens bis ins Letzte enthüllt hat. Keine von
euren Moredhel-Zauberinnen könnte ihn hierher
bringen. Er müsste einen Weg finden, der von
oben hier herunterführt.«
»Ich glaube nicht, dass diese Anlage nur einen
Eingang hat.«
»Richtig. Makala könnte mittels seiner Magie
jemanden hier herunterholen, wenn er erst einmal
weiß, wohin er gehen muss, aber das erste Mal, als
er hierher kam, muss ihn jemand geleitet haben.«
»Nago«, sagte Gorath. »Er war beinahe ein Jahr
im Süden, bevor dieser ganze Wahnsinn angefangen hat. Ich wette, falls wir diesen Makala zum
Reden bringen können, wird er uns Nago als denjenigen nennen, der ihm den Weg zu diesem Ort
zeigte.«
»Wir können später darüber spekulieren«, meinte Pug. »Wie sie sich auch getroffen haben mögen, sie haben jedenfalls gemerkt, dass sie genug
Gemeinsamkeiten hatten, um dieses Unterfangen
durchzuführen.« Pug blickte
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