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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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einen Schmetterling auf einem Holzbrett. Türen schlugen, und rechts und links von mir erklangen gleichzeitig Schritte. Ich ballte die Fäuste und bereitete mich darauf vor, kämpfend unterzugehen.
    »Entspannen Sie sich, Castor.«
    Ich tat es, aber nur andeutungsweise. Es war Gary Coldwoods Stimme. Einen Moment später tauchte er wie eine Art Nosferatu-Negativ aus dem Licht auf und legte – ein wenig zu dicht an meinem Hals – eine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen. Mein Kopf schmerzte jetzt so heftig, dass sogar diese übertrieben freundliche Berührung brennende Pfeile hindurchjagte.
    »Ihre Kerze brennt wohl an beiden Enden«, sagte Coldwood. »Sie sehen beschissen aus.«
    »Ich fühle mich auch beschissen«, sagte ich. »Beides gehört zusammen.«
    Er musterte mich einige Sekunden lang schweigend. Er wollte offenbar etwas sagen, und es musste etwas sein, wozu ein Anlauf nötig war.
    »Geht es um Pauley?«, fragte ich.
    Er sah mich verständnislos an. »Um wen?«
    »Robin Pauley. Drogenbaron und Mörder. Ich soll als Zeuge bei seinem Prozess aussagen, erinnern Sie sich? Sie rieten mir, die Augen offen zu halten, weil man mich vielleicht einschüchtern will.«
    Coldwood nickte und wischte dieses Thema mit einer heftigen Geste beiseite.
    »Pauley ist tot«, sagte er. »Drei seiner Leutnants ebenfalls. Wir haben sie heute Morgen aus der Themse gefischt. Wir glauben jetzt, dass Sheehans Ermordung der erste Akt eines Bandenkriegs war. Tut mir leid, Fix. Ich hätte es Ihnen mitteilen sollen.«
    »Ja«, pflichtete ich ihm todernst bei. »Hätten Sie. Und jetzt haben Sie es. Nächstes Mal reicht es mir, wenn Sie mir eine E-Mail schicken. Streifenwagen mitten in der Nacht vor der Tür bringen mich bei den Nachbarn ins Gerede.«
    Er rührte sich nicht. Er schien mir nicht zuzuhören. »Wir kennen uns schon ziemlich lange, Fix«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte ich. »Tun wir nicht.«
    Er lachte unsicher. »Verdammt, Sie haben recht. Das tun wir nicht, oder? Aber irgendwie vertraue ich Ihnen. Ich meine, bis zu einem gewissen Punkt. Allen Unfug beiseite – und Sie sind ein wahrer Meister in Sachen Unfug –, glaube ich nicht, dass Sie mich jemals angelogen haben.«
    Erneutes Schweigen. »Und nun?«, sagte ich. »Sind Sie den weiten Weg hierhergekommen, um mich an Ihr Herz zu drücken?«
    Coldwood schüttelte den Kopf. Eine Frau und ein Mann waren rechts und links von ihm erschienen, während wir redeten, und jetzt streifte er beide mit einem kurzen Seitenblick. Ich machte mir die Mühe, genauer hinzuschauen. Im grellen Licht der Scheinwerfer konnte ich sowieso nicht viel von ihnen erkennen. »Fix, dies sind Detective Sergeant Basquiat und Detective Constable Fields. Sie arbeiten gerade an einem neuen Fall und möchten, dass Sie sich mit ihnen einen Tatort ansehen. Da ich Ihr offizieller Verbindungsmann bin, haben sie sich an mich gewandt. Ich meinte, Sie seien einverstanden. Ich meinte außerdem, da es schon ziemlich spät sei, müssten wir Sie vielleicht bitten, am Morgen mitzukommen.«
    Coldwoods Tonfall hatte sich verändert. Er klang jetzt knapp und formell, wählte seine Worte sorgfältig fürs Protokoll. Es war vor allem dieser Tonfall, der mich zustimmend nicken ließ – ebenfalls vorsichtig, um die Gefahr zu minimieren, dass mein Kopf doch noch explodierte oder herunterfiel. Das Ganze klang nach jener Art von Scheiße, die unangenehme Nachwirkungen hatte. Ich musste wissen, um was es ging.

    Wir fuhren nach Westen, was irgendwie unausweichlich erschien. Durch Muswell Hill und Finchley und weiter nach Hendon. Wir waren auf zwei Wagen verteilt. In einem hatte Coldwood mich auf den Rücksitz gepackt und sich neben mich gesetzt, am Steuer saß ein Polizist in Uniform. Fields und Basquiat folgten im zweiten Wagen.
    »Wollen Sie mir nicht etwas mehr darüber erzählen?«, fragte ich nach einer Minute eisernen Schweigens.
    Coldwood sah mich kurz an. »Nein, vorerst nicht«, war alles, was er erwiderte.
    Es war keine lange Fahrt, aber mir kam sie ewig vor. Ich war jetzt so müde, dass meine Augen von selbst zufielen, und der Schmerz hatte sich zu einer Art schmerzhaften Rauschens in meinen Augen entwickelt. Es musste so etwas wie eine schwere Grippe sein, und sie konnte mich kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt erwischen. Pen las gelegentlich die Zukunft aus Teeblättern, was bestenfalls ziemlich unsicher war. Die Körpersprache eines Cops hingegen konnte ein sehr zuverlässiger Hinweis darauf sein, wie sich

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