Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
Kind sei aber nicht unehelich, meinte er, da es nachträglich von ihrem Ehemann de la Gorce, dem Nachkommen eines alten Adelsgeschlechts aus Limoges, angenommen worden sei. »Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass es in der Familie einigen Streit gegeben hat, als der alte Graf aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrte und seine beiden Töchter mit Säuglingen vorfand, aber ohne Ehemänner.«
    »Und inzwischen gibt’s sogar Enkel, unter anderem den jungen Mann, der sich als Graf ausgibt. Wie kommt er an diesen Titel?«
    »Vielleicht wurde er ihm ehrenhalber zuerkannt, denn Adelstitel werden offiziell ja nicht mehr vererbt. Die Familie hätte jede Menge davon zu vergeben gehabt. Die de la Gorce stammen schließlich von Ludwig XIV . ab, wenn auch nur über eine seiner Mätressen.«
    Die beiden Frauen, dachte Bruno, schienen dem Vorbild ihrer Ahnin nachgeeifert zu haben. Die Rote Komtesse hatte nie geheiratet, ebenso wenig ihre Tochter, mit der sie 1968 vor den Werkstoren von Renault aufgetreten war, um den Jungrevolutionären wie Montsouris Mut zu machen. Die Tochter musste zu dieser Zeit schwanger gewesen sein, denn laut Pater Sentouts Liste war Athénaïs im Januar 1969 getauft worden. Nach altem französischen Erbrecht, das 1972 allerdings reformiert wurde, wäre Athénaïs als uneheliches Kind von der Erbfolge ausgeschlossen gewesen, und der Sohn der Tante, der Graf, hätte sowohl Titel wie auch Grund und Boden geerbt.
    »Gehen wir mal davon aus, dass dieser McPhee beide Töchter geschwängert hat, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis würden dann Athénaïs und der Graf zueinander stehen?«
    »Über ihre Mütter haben sie einen gemeinsamen Großvater, wären also Halbcousins. Wenn allerdings McPhee ihr gemeinsamer Großvater war, wären sie richtige Cousins.« Der Priester runzelte die Stirn: »Ein höchst ungewöhnlicher und komplizierter Fall. Einer Heirat der beiden würde die Kirche jedenfalls kaum zustimmen, dafür sind sie zu eng verwandt. Aber ich mache mich gerne kundig.«
    Bruno überlegte. Plötzlich tauchte vor seinem inneren Auge das Bild zweier Säuglinge auf, die uneheliche Athénaïs, die 1969 geboren wurde, und der Graf, der ein Jahr später zur Welt kam und alles erben würde. Und dann kam 1972 die Gesetzesänderung, nach der uneheliche Kinder nicht mehr von der Erbfolge ausgeschlossen wurden, und plötzlich erbte Athénaïs alles. Der Graf war damals noch zu klein gewesen, um etwas dagegen zu haben, doch für seine Großmutter Héloïse war es bestimmt ein Schock gewesen. Und so wie Bruno Héloïse kannte, hatte sie ihren Enkel zu einem missgünstigen jungen Mann erzogen, der seine jähe Enterbung nicht verwinden wollte. Könnte das Ganze sogar als Mordmotiv herhalten?
    »Wie vermögend ist die Rote Komtesse? Wissen Sie das, Pater?«
    »Ich glaube nicht, dass sie viel Bargeld hat, dafür aber sehr viel Land- und Grundbesitz. Einen Großteil der Einnahmen verschlingen jedoch die Kosten für die Instandhaltung alter Gebäude. Warum fragen Sie? Glauben Sie etwa, dass das Erbe in diesen Fall hineinspielt? Sie sagten, die tote Frau aus dem Kahn sei ihre Enkelin gewesen. Es interessiert Sie wohl, wer statt ihrer erbt, nicht wahr?«
    »Sie hat selbst eine Tochter in Amerika. Wahrscheinlich erbt sie. Deshalb ist mir das Motiv für die Tat immer noch ein Rätsel.«
    »Hoffen wir, dass dieser amerikanischen Tochter nichts zustößt. Übrigens, ich nehme an, Sie haben Ihr Hündchen nicht von ungefähr Balzac genannt, sondern aus Verehrung für unseren großen Schriftsteller. Ich verehre ihn jedenfalls sehr.«
    »Ich kenne nur wenig von ihm, erinnere mich aber an einen Satz von ihm, der besagt, dass hinter jedem großen Vermögen ein Verbrechen steht.«
    »Ja, ich dachte aber in unserem Zusammenhang an Vetter Pons. Darin heißt es: ›Einen Verwandten zu töten, dessen man überdrüssig ist, hat was für sich; aber dann auch noch seinen Besitz zu erben ist das reinste Vergnügen.‹ Wenn ich daran denke, wie viel im Beichtstuhl von Hass und Bosheit die Rede ist, wenn Erbschaften in Aussicht stehen, möchte ich am liebsten verzweifeln.«
    Bruno verabschiedete sich und stieg über das im Vorgarten verstreute Spielzeug hinweg, als sein Handy vibrierte. Fabiola ließ ihn wissen, dass sie in den vergangenen vierzig Minuten mit verschiedenen Ärzten des Gedächtniszentrums in Paris gesprochen hatte. Es gebe dort keine Patientenakte der Komtesse, und man habe sich empört über die

Weitere Kostenlose Bücher