First Night - Der Vertrag (German Edition)
wenn nicht! Wie jetzt gerade eben:
„Es kommt gar nicht in Frage, dass meine Frau für diese moralisch verlotterte … bla, bla, bla …“ Benni verdrehte die Augen und versuchte, sich auf den Strudel in seiner Cornflakes-Schale zu konzentrieren. Das war immerhin ein interessantes physikalisches Phänomen. Eric war in sein Zimmer gegangen, um sich anzuziehen, und Benni wünschte sich, er hätte ihn mitgenommen und nicht hier am Tisch in der Küche sitzen lassen.
„Ich bin aber nicht deine Frau“, antwortete Julia erstaunlich ruhig.
„Das ist nur noch eine Formsache!“
„Und außerdem, wenn Astrid Raschberg gut genug ist, um in deine intimen Vorlieben eingeweiht zu werden, dann ist die Kanzlei Raschberg auch gut genug für mich, um dort mein Praktikum zu absolvieren.“
„Meine … meine Vorlieben?“
Thomas warf einen Blick auf Benni, der dem Gespräch gar nicht zuzuhören schien, aber Thomas traute sich trotzdem nicht, konkreter nachzufragen. Hatte diese blöde Raschberg etwa brühwarm das Gespräch vom Samstagabend weitergetratscht? Wenn ja, dann konnten sie beide das wohl schlecht vor den Ohren des Jungen klären, und wenn ja, dann würde er dieser Scheißkuh ihren dürren Hals umdrehen. Das hatte er doch nur aus lauter Frust gesagt und um die Frau zu provozieren, weil Julia nicht angerufen hatte, weil er stinkwütend war, weil er … Hätte er doch besser seine Klappe gehalten.
„Es ist nicht, wie du denkst. Gib mir die Chance, dir das unter vier Augen zu erklären, später.“
Sie seufzte und lächelte sogar. Sie würde keinen Streit mit ihm beginnen. Nicht an einem Tag wie heute, nicht wenn sie um sein Leben bangen musste.
„Ja, manchmal sind die Dinge anders, als man denkt.“
Nicht jede Frau, die schwanger ist, will einen Heiratsantrag hören und nicht jeder, der intime Details seiner Geliebten ausplaudert, will diese damit abgrundtief demütigen. Thomas verstand Julias Anspielung auf Anhieb und er war froh, dass sie im Augenblick nicht weiter auf dem Thema herumritt. Ines hätte ihm schon längst eine höllische Szene gemacht. Gott, wie ihn das jeden Morgen genervt hatte, ihr Gezicke und Genörgel, und immer hatte sie irgendetwas auszusetzen gehabt, an dem, was er tat oder sagte oder nicht tat und nicht sagte. Nichts war ätzender, als einen anstrengenden Arbeitstag mit dem Gezeter einer streitsüchtigen Frau zu beginnen.
Ja, er war ein Steinzeitmensch, verdammt noch mal, und deshalb wollte er morgens von seiner Frau angespornt und bewundert werden, bevor er zur Jagd ging. Er legte sein Besteck weg und griff über den Tisch nach ihrer Hand und küsste sie ehrerbietig.
„Danke!“ Er meinte: Danke für deine Nachsicht und deine Sanftmut , aber sie sah ihn nur verwirrt an.
Sie frühstückte nicht, hatte sich nur einen Kamillentee gekocht und den trank sie jetzt nicht einmal. Sie sah erschöpft aus und zerbrechlicher denn je. Ihr Haar hatte sie mit kleinen Haarklammern hochgesteckt und ein paar Strähnen hatte sie herausgezupft oder sie hatten sich von selbst wieder g elöst, sie sah jedenfalls atemberaubend aus. Als hätte sie gerade gründlich Sex gehabt und noch keine Zeit, um die Frisur wieder in Ordnung zu bringen.
Oh Mann, sie hatte gerade gründlich Sex gehabt …
Er versuchte nicht an das Bild zu denken, das sie abgegeben hatte auf dem Waschtisch mit gespreizten Beinen. Ihre purpurnen Nippel, die sich ihm einladend entgegenreckten und das schwarze Stückchen Seide zwischen ihren Beinen, feucht von ihrer Begierde.
Er versuchte, sich auf das Spiegelei zu konzentrieren. Er hatte Hunger wie ein Wolf. Ob Brockmann ihm wohl irgendetwas damit zu verstehen geben wollte? Sonst briet er nie Spiegeleier zum Frühstück. Meist gab es nur eine Scheibe Vollkornbrot oder Müsli oder bestenfalls Cornflakes mit Mage rmilch. Manchmal machte Conni im Büro noch ein zweites Frühstück für ihn. Er würde auf jeden Fall künftig deutlich mehr Kalorien verbrauchen mit dieser Frau im Bett.
Thomas schaute auf die Uhr – es war kurz vor halb acht – und er überlegte allen Ernstes, ob er mit Julia noch einmal kurz in seinem Schlafzimmer verschwinden konnte, bevor der anstrengende Tag begann. Aber eigentlich sah sie aus, als ob sie ein paar Stunden Schlaf und ein Stärkungsmittel dringender gebrauchen konnte als Sex.
Zum Glück kam Silvio in diesem Moment , um Julia und Benni abzuholen. Zuerst würde er Benni bis zur Tür des Schulgebäudes eskortieren und dann würde er bei Raschberg vorbeifahren
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