Flammende Sehnsucht
Reggie, was ich nicht besonders mag, da es eher nach einem Jagdhund als nach einem Gentleman klingt, doch ich nehme es hin. Die bereits genannten engsten Freunde würden mich, so man sie befragte, als ziemlich guten Charakter, meist amüsanten Unterhalter, als wunderbaren Sohn und aufmerksamen Bruder beschreiben und, trotz anderslautender Behauptungen, alles in allem anständigen Burschen. Ich zahle prompt meine Schulden, nehme tiefen Anteil an allen, die sich in meinen Diensten und unter meinem Schutz befinden, und bin stets nett zu kleinen Kindern und Haustieren.«
»Sie haben Ihren schlechten Ruf vergessen.«
»Den habe ich weggelassen, weil mich bis heute Morgen noch nie jemand als ruchlos oder berüchtigt bezeichnet hat.«
Sie betrachtete ihn skeptisch. »Nie?« Er nickte. »Nicht ein einziges Mal. Aber ich stehe Ihnen zu Diensten, Miss Effington.« Er machte eine übertriebene Verbeugung. »Mit meinem Charme, meinem miesen Ruf, mit allem, was Sie wünschen.«
»Allem?«
»Absolut allem.«
Lange sah sie ihn an, und die unterschiedlichsten Möglichkeiten kamen ihr in den Sinn. Der überwiegende Teil davon höchst unschicklich, absolut skandalös und durch und durch sündig. Entschieden schob sie sie alle beiseite.
»Und Sie?«, versuchte er ihr auf die Sprünge zu helfen.
»Oh ja, natürlich.« Sie machte einen höflichen Knicks. »Ich bin Miss Effington, Cassandra, für meine liebsten Freunde Cassie, was ich recht gerne mag, wahrscheinlich weil es ganz und gar nicht nach einem Jagdhund klingt.«
Sie lachte und er grinste.
»Meine engste Freundin ist gleichzeitig meine Zwillingsschwester, Lady St. Stephens. Ich bin die Tochter von Lord und Lady William, William und Georgina Effington, mein Onkel ist der Herzog von Roxborough, was bedeutet, dass ich eine weitverzweigte Effington-Verwandtschaft habe, unter anderem drei Brüder, die alle stets der Überzeugung waren, man müsse gut auf mich aufpassen.«
Er hob die Augenbraue. »Warum denn das?«
»Weil sie immer das Gefühl hatten, ich sei diejenige unter uns Schwestern, die früher oder später einen Skandal provozieren würde«, erwiderte sie, ohne nachzudenken, und hätte ihre Worte am liebsten gleich wieder zurückgenommen.
Neugierig riss er die Augen auf. »Wirklich? Darf ich fragen, weshalb?«
»Wegen meiner direkten Art vermutlich.« Es hatte keinen Zweck, dem Thema jetzt, da sie es dummerweise angeschnitten hatte, auszuweichen. Sie holte tief Luft. »Meine Brüder waren stets der Meinung, dass eine Frau, die ihre lose Zunge nicht im Zaum halten will, auch all ihre anderen Impulse nicht beherrscht.«
»Verstehe.« Er hielt einen Moment inne. »Und haben Sie recht damit?«
»Nicht ganz. Ich habe mich nie ernsthaft über die Grenzen des Anstands hinweggesetzt.« Sie dachte kurz nach. »Außer natürlich in diesem Punkt.« Sie machte eine Geste, die den Raum einschloss. »Meine Brüder betrachten meine Arbeit zwar nicht als absoluten Skandal, aber auch nicht als besonders schicklich. Im Grunde halten sie sie für ziemlich ...«
»Exzentrisch?« Er lachte
»Genau.« Sie verzog das Gesicht. »Und dabei habe ich nicht nur Spaß am Tapezieren und Dekorieren fremder Häuser, sondern«, sie senkte die Stimme und neigte sich ihm verschwörerisch zu, »verdiene sogar Geld damit, was den Skandal auf die Spitze treibt.«
Er schnappte nach Luft und presste eine Hand aufs Herz. »Nein, nicht auch das noch.«
»Ja, es ist ziemlich erschreckend, ich weiß, aber so ist es nun mal. Und dazu noch die Tatsache, dass ich immer noch unverheiratet bin; tja, ich fürchte, dass meine Brüder ein schreckliches Schicksal für mich voraussehen.« Sie schüttelte in gespielter Bestürzung den Kopf. »Irgendwann bin ich wirklich die exzentrische Miss Effington. Die ledige Tante ihrer Kinder, die sich mit den merkwürdigsten Dingen die Tage vertreibt und über die sich der Rest der Familie nur noch flüsternd unterhält. Sie werden nicken und sagen, was für eine Schande es doch ist. »Hätte sie nur den Mund gehalten, dann wäre ihr Leben ganz anders verlaufend« Cassie seufzte dramatisch und klimperte mit den Wimpern.
»Ach, aber dann wär’s nicht Ihr Leben gewesen.«
»Was wollen Sie denn damit sagen?«
»Nur, dass Sie sich Ihr Leben so einrichten, dass es weniger den anderen, sondern vor allem Ihnen selbst gefällt. Sie tun genau das, was Sie tun wollen. Was nicht viele Frauen und auch nicht viele Männer von sich behaupten können.« Bewunderung schwang in
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