Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Stück kürzer.«
»Tut mir leid, Miss Kelsey. Mir wurde die klare Anweisung gegeben, es keinesfalls kürzer als bis zur Hüfte abzuschneiden.«
»Oh, wirklich? «
»Ja. Ren hat gedroht, mich zu entlassen, und theoretisch hat er das Recht dazu.«
»Er wird Sie nicht entlassen. Er blufft.«
»Trotzdem scheint es ihm ernst zu sein.«
»Na gut. Dann werde ich es später selbst schneiden.«
» Nein, das wirst du nicht! « Beim Klang der Männerstimme drehte ich mich um. Ren lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen. »Ich werde alle Scheren im Ozean versenken.«
»Nur zu. Mir fällt schon etwas anderes ein. Vielleicht benutze ich einfach die Chakram . Du würdest nicht wagen, sie ins Meer zu werfen.«
»Versuch es. Du wirst mit den Konsequenzen leben müssen, und die werden dir nicht zusagen.«
Ich runzelte die Stirn wegen seines verbissenen Gesichtsausdrucks, bis Nilima meinen Kopf drehte und sich wieder ans Haareschneiden machte.
»Soll ich fortfahren?«, fragte Mr. Kadam.
»Ich bitte darum«, erwiderte ich schmallippig.
»Da wäre noch Phineus, der bestraft wurde, weil er zu viel über die Götter verriet. Er wurde geblendet und auf eine Insel mit einer Tafel voller Speisen verbannt, die er jedoch nicht berühren konnte.«
»Der Name sagt mir etwas«, erklärte ich. »Jason und die Argonauten haben ihn gerettet. Sie haben gegen die Harpyien gekämpft, damit er essen konnte, und im Gegenzug hat er ihnen verraten, wie sie durch die Symplegaden an der Einmündung des Bosporus gelangen.«
»Korrekt. Dann war da natürlich Ödipus, der sich eigenhändig die Augen ausgestochen hat, nachdem er herausfand, dass sich die Worte des Orakels als wahr herausgestellt und er seine eigene Mutter geheiratet hatte. Er fand ihren Leichnam, nachdem sie Selbstmord begangen hatte, und stach sich mit zwei goldenen Nadeln die Augen aus.«
Sarkastisch sagte Ren: »Vielleicht gibt es hier eine Parallele: Beide haben die Frau eines anderen gestohlen.«
»Zuerst einmal, Mr. Scharfsinnig, hat Kishan nichts gestohlen, was nicht freiwillig mit ihm gegangen wäre. Zweitens kann ich mir nicht vorstellen, dass Laios seiner Frau den Laufpass gegeben hat. Und drittens denke ich nicht, dass die Geschichte über Ödipus irgendetwas mit uns zu tun hat!«, spuckte ich ihm erzürnt entgegen. »Der offensichtliche rote Faden hier windet sich um Prophezeiungen und Orakel.«
Verlegen räusperte sich Mr. Kadam. »Ich neige dazu, Ihnen zuzustimmen, Miss Kelsey.«
Ich feixte Ren an, der tief seufzte und sagte: »Ihr haltet es also für möglich, dass Kishan eine Art Orakel ist? Dass er uns zum vierten Drachen führen wird?«
»Die Zeit wird es zeigen.« Mr. Kadam erhob sich. »Vielleicht sollte ich jetzt nach ihm schauen.«
»Er hat geschlafen, als ich gegangen bin«, rief ich ihm nach, als er überhastet den Raum verließ.
»Ja«, höhnte Ren. »Du warst eine ganz aufopferungsvolle Krankenschwester. Hast ihm das weichste Kissen angeboten, auf das er seinen erschöpften Kopf betten konnte.«
»Ich werde Großvater wohl lieber begleiten«, sagte Nilima. Sie legte die Schere hin, betrachtete nachdenklich meinen Gesichtsausdruck, änderte dann ihre Meinung und nahm sie doch lieber mit. Rasch glitt sie an Ren vorbei zur Tür.
Ich holte einen Haargummi aus der Tasche und begann, mir die Locken zu flechten. »Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du kleinkariert klingst, wenn du eifersüchtig bist?«
»Denkst du etwa, mich interessiert, wie ich mich anhöre?«
»Offensichtlich nicht.«
»Das stimmt. Es interessiert mich nicht. Und ja, ich gebe es gerne zu, ich bin eifersüchtig. Ich bin auf jede einzelne Minute eifersüchtig, die du mit ihm verbringst, auf jeden besorgten Blick, den du ihm zuwirfst, auf jede Träne, die du seinetwegen vergießt, auf jede Berührung und jeden Gedanken . Ich will ihn in Stücke reißen und aus deinem Bewusstsein und deinem Herzen verbannen. Aber das kann ich nicht.«
Ich stand auf und schleuderte den Zopf über meine Schulter. »Kishan braucht mich im Moment, und es tut mir leid, wenn du das nicht akzeptieren kannst.«
Er kam einen Schritt näher. »Kishan ist nicht der Einzige , der dich braucht, Kelsey.«
Ich sog scharf die Luft ein. »Vielleicht nicht. Seine Not wiegt jedoch schwerer.«
»Im Moment. Aber die Zündschnur brennt, und du kannst so weit laufen, wie du willst, du hinterlässt eine Spur mit Schießpulver. Irgendwann kommt der Tag der Abrechnung.« Er machte einen
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