Fluegellos
einen Zusammenhang mit der Bibel zu haben.
»Und …« Valentin fand allmählich die Sprache wieder. »Wie kommunizieren Engel denn mit den Gedanken anderer?«
»Das ist das Seele-Körper-Prinzip. Die Seele verlässt den Körper und kann so mit anderen Seelen – und auch deren Gedanken – kommunizieren. Und sie manipulieren. So kann man jemanden ganz einfach etwas tun lassen, ohne, dass derjenige oder jemand anders jemals den Verantwortlichen für seine Handlung kennt.«
Valentin schluckte und wollte etwas erwidern, aber er kam nicht dazu. Fast gleichzeitig realisierten wir, dass neben uns der junge, asiatische Kellner stand und mich anstarrte.
Verdammt.
»Finden Sie, dass das plausibel klingt?«, fragte ich sofort. Als er nicht antworte, führte ich weiter aus. »Ich schreibe gerade ein Buch, in dem es unter anderem um Engel geht. Ergibt das für Sie einen Sinn?«
Jetzt trat wieder ein Lächeln auf seine Züge und er wirkte ungemein erleichtert. »Bitte, du kannst mich duzen. Ich heiße Ming.«
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren solle, also lächelte ich nur.
»Und ja, das klingt plausibel. Sehr sogar. Ich dachte kurz, dass ihr …« Er ließ den Rest des Satzes in der Luft schweben, als wollte er, dass wir ihn selbst beendeten.
»Dass ich davon rede, dass ich das selber kann?« Ich lachte kurz auf. »Nein, das wäre es ja.« Ich grinste ihn kopfschüttelnd an. »Du kommst auf Ideen.«
Ming hob die Schultern.
»Ich hätte übrigens gerne noch einen von diesen Zombies. Der Kerl hier hat eine Wette verloren und ist jetzt dazu verdammt, mir den Rest meines Lebens die Drinks zu bezahlen.«
»Du meinst, er ist dein Freund?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
Ich erstarrte. »Was? Nein! Ich meine, dass wir vorhin etwas gewettet haben, und ich gewonnen habe. Deswegen. Nein, nicht weil er mein Freund ist.« Ich lächelte unsicher.
Valentin seufzte. »Ich nehme auch noch einen.«
Der Kellner nickte, lächelte mir ausgesprochen warm zu, nahm unsere Gläser und entfernte sich in Richtung Küche. Ich konnte erkennen, wie Valentin sich entspannte, als er verschwunden war.
»Das war knapp«, murmelte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist einfacher für ihn, das Logische zu glauben, als das, was irgendwie übernatürlich klingt. Du würdest mir auch eher glauben, wenn ich dir sagen würde, dass dieser Junge da hinten Jonas heißt, ich ihn persönlich kenne und ihm vorhin per SMS aufgetragen habe, das Mädchen anzusprechen.«
Jetzt stutzte Valentin erneut. »Hast du?«
Ich lächelte. »Siehst du? Das hältst du für möglich, ohne zu zweifeln. Und nein, das habe ich nicht.«
»Sicher?«
Ich rollte mit den Augen. »Ja. Das, was ich dir vorhin gesagt habe, war die Wahrheit. Ich bin ein Engel.«
Er nickte langsam. »Das mit dem Buch war gut. Hast du das schon öfter angewendet?«
»Ich habe mich mal mit einem Professor für Religion aus San Diego darüber unterhalten, der gerade hier in Köln war. Da habe ich auch gemeint, dass ich die Informationen über Engel für ein Buch brauche.«
»Und er hat nicht nachgefragt, was aus dem Buch geworden ist?«, wollte er wissen.
Ich hob die Schultern. »Konnte er nicht. Er war zwei Tage später tot.«
Ich sah, wie ein Schaudern durch Valentins Körper huschte.
»Was ist?«, fragte ich grinsend. »Hast du Angst, dass ich von einem Fluch heimgesucht bin, der jeden umbringt, mit dem ich darüber rede?«
»Oder verrückt macht«, murmelte er. »Also ist es das, was Emilia so faszinierend an dir findet.«
Das Grinsen verschwand aus meinem Gesicht und ich nickte langsam. »Ja. Ich meine, ihr habt Geldprobleme und da kommt eine solche Enthüllung gerade richtig, oder?«
Valentin nickte. Er sah nachdenklich auf die Tischplatte, wo er mit den Fingern trommelte. Als der Kellner sich wieder zu uns gesellte, zwang Valentin sich ein Lächeln auf und nahm sofort einen Schluck von seinem Zombie. »Können wir vielleicht jetzt noch über etwas anderes reden?«, fragte er und sah wieder mich an. »Ich muss mir über das alles Gedanken machen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das wieder ins Ernste abdriften wird. Ich habe lange nicht mehr so ausgelassen mit jemandem reden können.«
Ich ließ mein Glas kreisen. Überraschenderweise hatte er recht, es ging mir genauso. Spaß? Hatte ich zuletzt gehabt, als ich mit sechs Jahren mit meinem Vater zusammen eine fünf Meter lange Murmelbahn durch die ganze Küche verlegt hatte. Ich musste lächeln, als ich mich daran
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