Franzen, Jonathan
wollen. Und
Ihr Freund von der Gazette soll mich
heute mal anrufen.» Walter zog eine Visitenkarte aus der Brieftasche und
reichte sie Zorn. «Sagen Sie ihm, wir würden auch ihn sehr gern nach Washington
holen, wenn er Interesse hat.»
Tiefer aus
den Bergen erscholl ein Donnergrollen, das wie eine Sprengung klang,
wahrscheinlich in Forster Hollow. Zorn
steckte die Visitenkarte in eine Tasche ihres Regenparkas. «Übrigens», sagte
sie, «ich habe mit Coyle Mathis gesprochen. Ich weiß schon, was ihr da macht.»
«Coyle
Mathis ist gerichtlich untersagt worden, darüber zu sprechen», sagte Walter.
«Ich setze mich aber gern selbst mit Ihnen zusammen und rede mit Ihnen
darüber.»
«Dass er
jetzt in einem nagelneuen Sechs-Zimmer-Bungalow in Whitmanville wohnt, spricht
für sich.»
«Ein
hübsches Haus, nicht?», sagte Lalitha. «Viel, viel hübscher als sein voriges.»
«Vielleicht
besuchen Sie ihn ja mal und fragen ihn, ob er das auch findet.»
«Jedenfalls»,
sagte Walter, «müssen Sie Ihre Autos beiseitefahren, damit wir durchkönnen.»
«Hm»,
sagte Zorn desinteressiert. «Vermutlich könnten sie jemanden rufen, der uns
wegschleppt, wenn hier Handyempfang wäre. Was aber nicht der Fall ist.»
«Ach,
kommen Sie, Jocelyn.» Walters Wut überwand seine dagegen errichteten
Barrikaden. «Können wir uns nicht wenigstens wie Erwachsene verhalten?
Anerkennen, dass wir grundsätzlich auf derselben Seite stehen, auch wenn wir
uneins über die Methoden sind?»
«Nein, tut
mir leid», sagte sie. «Meine Methode ist es, die Straße zu blockieren.»
Da Walter
sich zu sehr misstraute, um noch etwas zu sagen, schritt er energisch die
Straße hinauf und ließ Lalitha hinterherhasten. Ein Chaos, der ganze Vormittag
wurde zu einem einzigen Chaos. Der behelmte Bauleiter, der nicht älter als
Jessica aussah, erklärte den anderen Frauen mit beachtlicher Höflichkeit,
warum sie ihre Autos wegfahren müssten. «Haben Sie ein Funkgerät?», fragte
Walter ihn abrupt.
«Entschuldigung.
Wer sind Sie?»
«Ich bin
der Geschäftsführer der Waldsängerberg-Stiftung. Wir wurden um sechs Uhr oben
an der Straße erwartet.»
«In
Ordnung, Sir. Leider ist das ein Problem, falls die Damen hier ihre Autos nicht
wegfahren.»
«Und wenn
man per Funk jemanden ruft, der uns holt?»
«Keine
Reichweite, leider. Diese verdammten Senken sind Funklöcher.»
«Also.»
Walter holte tief Luft. Er sah, dass hinter dem Tor ein Pick-up stand.
«Vielleicht können Sie uns ja in dem da hinfahren.»
«Ich bin
leider nicht befugt, den Torbereich zu verlassen.»
«Na, dann
leihen Sie ihn uns.»
«Das kann
ich auch nicht, Sir. Auf dem Arbeitsgelände sind Sie damit nicht versichert.
Aber wenn die Damen einfach mal für ein Momentchen zur Seite fahren würden,
könnten Sie gern in Ihrem eigenen Fahrzeug weiter.»
Walter
wandte sich an die Frauen, von denen offensichtlich keine jünger als sechzig
war, und lächelte vage flehend. «Ich bitte Sie», sagte er. «Wir gehören zu
keinem Kohleunternehmen. Wir sind Umweltschützer.»
«Von wegen
Umweltschützer!», sagte die Älteste.
«Nein, im
Ernst», sagte Lalitha besänftigend. «Es wäre gut für uns alle, wenn Sie uns
durchlassen würden. Wir sind hier, um die Arbeiten zu überwachen und dafür zu
sorgen, dass alles verantwortungsvoll geschieht. Wir stehen ganz auf Ihrer
Seite, und wir teilen Ihre Bedenken wegen der Umwelt. Und wenn eine oder zwei
von Ihnen mitkommen wollen -»
«Das ist
leider nicht genehmigt», sagte der Bauleiter.
«Scheiß
auf die Genehmigung!», sagte Walter. «Wir müssen hier durch! Dieses Scheißland
gehört mir! Verstehen Sie? Mir gehört
alles, was Sie hier sehen.»
«Wie
gefällt Ihnen das?», sagte zu ihm die älteste Frau. «Ist nicht so dolle, wie?
Auf der falschen Seite des Zauns zu sein.»
«Sie
dürfen sehr gern zu Fuß gehen, Sir», sagte der Bauleiter, «ist aber ein schönes
Stück. Ich schätze mal, bei dem Schlamm dauert das rund zwei Stunden.»
«Leihen
Sie mir doch einfach den Pick-up, ja? Ich stelle Sie von der Haftung frei, Sie
können auch sagen, ich habe ihn gestohlen oder was weiß ich. Leihen Sie mir
einfach nur den Scheiß-Pick-up.»
Walter spürte
Lalithas Hand auf dem Arm. «Walter? Setzen wir uns doch mal kurz in den Wagen.»
Sie wandte sich an die Frauen. «Wir sind ganz auf Ihrer Seite, und wir freuen
uns, dass Sie gekommen sind, um Ihre Sorge um diesen wunderbaren Wald zum
Ausdruck zu bringen, für dessen Bewahrung wir uns sehr
Weitere Kostenlose Bücher