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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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auf dem Laufenden, was rund um unsere Familie geschah. Ich war auf einmal so neugierig! Wenigstens wurde ich nun umgehend in Kenntnis gesetzt, wenn etwas berichtenswert war, etwa wenn jemand aus der Verwandtschaft heiratete oder Nachwuchs erwartete.
    Auch Hatice hatte wieder einen Lebensgefährten, einen deutschen Piloten. Dieser Mann verdiente nicht nur viel, er hatte auch noch gut geerbt. Und er verwöhnte seine Angebetete nach Strich und Faden. Und dennoch passte es ihm nicht, dass sie als einfache Friseurin arbeitete. Er schlug vor, dass sie sich selbstständig machte. Und war bereit, ihr dabei finanziell unter die Arme zu greifen.

    Hatice war hellauf begeistert. Allerdings ging sie nicht blindlings auf das Angebot ein. Sie stellte eine ganz bestimmte Bedingung …
    Ich stand gerade im Laden, mit Lockenwicklern in der Hand, als das Telefon klingelte.
    »Ayşe, hier ist Hati. Sei jetzt ganz stark. Kannst du dich setzen?«
    O Gott, was war denn nun schon wieder? Ich hatte gedacht, das Zeitalter privater Katastrophen sei vorbei!
    »Ich habe eine Kundin«, wiegelte ich ab, »was ist denn los?«
    Schon machte ich mich auf das Schlimmste gefasst. Tief sitzende Erinnerungen.
    »Ayşe, mein Freund will mich finanziell unterstützen, damit ich mich selbstständig machen kann.«
    Ich atmete tief durch. Also doch keine Katastrophe.
    »Hati, das ist doch wunderbar! Und, was hast du gesagt?«
    »Nicht ohne meine Schwester.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gesagt: Nicht ohne meine Schwester!«
    Ich fühlte mich, als wenn mir jemand von hinten mit einer Holzlatte in beide Kniekehlen geschlagen hätte. Die Lockenwickler machten ein klackerndes Geräusch, als sie auf den Boden fielen. Der ganze Laden schaute sich plötzlich nach mir um. Jetzt hätte ich mich wirklich gern gesetzt! Mühsam rang ich um Fassung, niemand sollte mitbekommen, worum es hier ging.
    »Das hast du gesagt?«, nuschelte ich ins Telefon. Jetzt hatte ich auch noch einen Frosch im Hals. »Hast du das wirklich gesagt, Schwesterherz?«

    »Aber ja.«
    Man schien ein wenig amüsiert auf der anderen Seite der Leitung. Offenbar die selbstverständlichste Sache der Welt! Ich hätte meine Hati von oben bis unten abknutschen können. Kaum zu fassen!
    »Du meinst … du und ich, wir sollen unseren eigenen Laden aufmachen?«
    »Ja klar, das wollten wir doch immer schon. Und mein Freund würde für uns bürgen. Aber was hast du denn? Willst du dir diese Chance etwa entgehen lassen? Du hast es doch damals selber vorgeschlagen!«
    Und ob ich wollte! Das war die Chance unseres Lebens! Jetzt gab es nur eins: Zugreifen!
    Bingo! Die Erfüllung eines Traums war in greifbare Nähe gerückt. Ich schwebte wie auf Wolke sieben. Und in meinem Kopf begann es zu arbeiten. Georg anrufen, damit er Cenk vom Hort abholt. Sofort nach Dienstschluss mit Hati und ihrem Freund zusammenkommen und alles besprechen. Nur ja nichts anbrennen lassen!
    Und so kam es, dass wir schon am folgenden Tag beim Bankberater saßen. Die Finanzierung - kein Problem, dank der Bürgschaft. Wir bekamen sogar einen günstigen Jungunternehmerkredit. Und klar war auch, wo wir unseren Laden eröffnen würden: nicht in Darmstadt, Offenbach oder Wiesbaden - nein, Frankfurt musste es sein!

Neue Räume, neue Träume
    F rankfurt, wir kommen!«
    Doch was ist das? Ich blicke in ein mürrisches Gesicht. Georg ist so merkwürdig reserviert. Hat sich zwar alles angehört und auch ein paar Fragen gestellt, von Begeisterung aber keine Spur. Auf einmal wird mir klar: Wir haben ein Problem!
    »Ich habe so ein komisches Gefühl«, brummelt er, »ich habe Angst, unsere Beziehung geht in die Brüche, wenn du in Frankfurt bist.«
    Aha, von daher weht der Wind. Einen kurzen Moment lang drängt es mich, meinen Schatz mit einer Grundsatzerklärung abzuspeisen, etwa in der Art von: »Entweder eine Beziehung hält es aus, dass sich jeder Partner verwirklicht, oder es ist nicht die Beziehung, die ich mir wünsche!«
    Doch etwas hält mich zurück. Obwohl ich mich in meinem Drang nach Selbstverwirklichung wieder einmal scharf ausgebremst fühle, ist dies nicht die Situation, um sich beleidigt zu fühlen. Oder um jemandem demonstrativ den Rücken zu kehren. Georg ist nicht mein Vater!
    Ich nehme ihn in den Arm, drücke ihn fest und schaue ihm tief in die Augen.
    »Bitte versteh mich. Du weißt doch, wie wichtig es mir ist, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das hat
doch mit uns beiden nichts zu tun. Wenn wir uns lieben, können wir uns

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