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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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lange«   – zu ihrem fünfzigsten Geburtstag letztes Jahr hatte sie sich einen zweikarätigen Diamanten in den Bauchnabel piercen lassen, um ihre Bauchmuskeln noch besser in Szene setzen zu können   – »und meiner Erfahrung nach freuen sich viele der Frauen, die nie Kinder wollten, besonders über eine überraschende Schwangerschaft, und sogar die, die sich selbst als ungeeignet einschätzten, wurden großartige Mütter. Das ist einer der rätselhaftesten, aber auch schönsten Aspekte meiner Arbeit.«
    Ja, ja. Sheila konnte sich ihre Rhetorik für eine der dürren Enddreißigerinnen aufsparen, die ihr Wartezimmer bevölkerten und sich so unvollkommen wie ein BH mit nur einerSchale fühlten, solange sie sich nicht fortgepflanzt hatten. Ich bin keine der Frauen, die Kinder brauchen, um einen Sinn im Leben zu sehen und Dehnungsstreifen zu bekommen, die sie dann lautstark beklagen, aber insgeheim wie Goldmedaillen tragen.
    »Ich werde drüber nachdenken«, log ich. »Ich respektiere deine Meinung.« Die ja schließlich gratis war. »Wann kann ich wegen des Ergebnisses anrufen?«
    »Morgen oder übermorgen, das hängt ganz davon ab, wie träge die im Labor mal wieder sind. Jetzt musst du mich aber entschuldigen   – ich will dem Ehepaar im Nebenzimmer sagen, dass es Drillinge sind. Sie haben schon zwei Fehlgeburten hinter sich.« Diskretion war nicht Sheilas vornehmste Eigenschaft. »Erschrick also nicht, wenn du gleich Schreie hören solltest.«
    Drillinge   – das hätte die Dinge in ein anderes Licht rücken sollen. Aber das tat es nicht. Auch ein einziges Baby war immer noch wie eine Atombombe oder Geschlechtsumwandlung. Es würde meinem ganzen Leben eine neue Gestalt verleihen, die ich nicht zu fassen bekam; und dabei dachte ich noch nicht mal   –
quelle horreur
– an meinen Körper. Vielleicht sollte ich mir erst mal Gedanken über Arthur machen.
    Meine Fähigkeit, mir etwas auszumalen, ist sehr stark ausgeprägt, und wenn ich mir Menschen in meiner Fantasie in einer bestimmten Rolle nicht vorstellen kann, dann ist das ein Zeichen dafür, dass ich sie darin auch nicht sehen will. Arthur als Vater. Arthur als Lebensgefährte. Arthur als Ehemann. Arthur und ich als Eltern. Ich versuchte, mir all das eins nach dem anderen vorzustellen, und sah   … nichts.
    Ich beschloss, den Jules-Regeln eine neue hinzuzufügen:
Bist du schwanger, behalte es für dich, bis du sicher bist, dass dich die Meinung des Vaters interessiert.
Denn ehrlich gesagt konnte ich mir Arthurs Reaktion darauf, mich geschwängert zu haben, genauso wenig vorstellen wie ihn in welcher Rolleauch immer. Er war fünfzig. Wollte er ein Kind? Wollte er mich? Wäre er entsetzt oder erleichtert, wenn ich mich entschloss   …
    Aber ich konnte diesen Gedanken nicht zu Ende denken. War der heutige Tag nicht schon ein All-You-Can-Eat-Büfett der Überraschungen gewesen? Ich zog ein Papiertaschentuch aus der Schachtel auf Sheilas Schreibtisch und tupfte mir die verlaufene Mascara ab. Als eine Helferin mit der Karteikarte einer anderen Patientin in der Hand ins Sprechzimmer kam, ging ich ins Bad, um mich dort zu sammeln und mir das Gesicht zu waschen. Auf dem Weg dorthin hörte ich sie tatsächlich noch, die Freuden- oder Entsetzensschreie, die Sheila vorausgesagt hatte.
    Ich schloss die Tür hinter mir und bewunderte das Dekor. Das Bad war aus weißem Kalkstein mit elegant geschwungenen Becken, einem Korb mit weißen Leinenhandtüchern und einer diskret beschrifteten Ablage für Urinproben. Es waren sechs in einer Reihe, und jedes Fläschchen wirkte wie ein edler Parfümflakon.
    Ich ging näher ran. Unter den goldgelben Proben war auch eine, auf der einfach nur »Q.   Blue« stand.
    Ach du heilige Scheiße.
    Ich sank auf den Toilettendeckel. Quincy: Drillinge. Das war einfach zu viel, um allein damit fertig zu werden. Ich musste dringend mit jemandem reden. Trotz des Verbots, in der Praxis Handys zu benutzen, holte ich meins heraus.
    Arthur nahm nach dem ersten Klingeln ab.

»Darf ich Ihnen noch einen Drink bringen?«
    »Ja, bitte!« Ich hatte meinen ersten Mojito hinuntergestürzt, als wäre es Limettenlimonade. Leider wagte ich nicht, den Kellner zu fragen, ob die Blondine mit dem dunklen Haaransatz in der nächsten Strandhütte zufällig Maizie May sei oder irgendein anderer jener Stars, die vor allem für ihre Berühmtheit berühmt waren. Junge Mädchen mit perfekt pedikürten Füßen in Flip-Flops scharwenzelten um sie herum, und mein Blick

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