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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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beantworten wird, ob sie einen Mann hat, ob sie Kinder hat, vermutlich nicht, und die Unausgewogenheit zwischen ihr und dem Verstorbenen tut ihm weh, als er die dunkle Erdgeschosswohnung betritt, in der kleinen Gasse, die zu der nahen belebten Hauptstraße führt, und dabei an das prächtige Haus des Toten in dem ruhigen Viertel mit Gärten denkt, erfasst ihn Mitleid mit der kleinen Frau und ihrer kleinen Wohnung, und alle möglichen unpassenden Schwüre hallen in ihm wider, und auch als das Licht angeht und einen herzerfreuenden Anblick bietet, helle Vorhänge, die bis auf den goldenen Boden herunterfallen, und ein cremefarbenes Sofa, auf dem Kissen verstreut sind, ist er noch immer traurig, denn für wen ist das alles.
    Wie schön ist es hier, betont er, und sie sagt, danke, es ist noch nicht ganz fertig, ich bin gerade erst in diese Wohnung eingezogen, nachdem ich sie renoviert habe, es ist die Wohnung meiner Eltern, und er erinnert sich erstaunt an den Baulärm, als dieses Haus in der Seitenstraße renoviert wurde, und dass er mit Jotam im Kinderwagen vorbeigefahren war und geschimpft hatte, weil die Straße fast von einem riesigen Container und den parkenden Lastwagen versperrt war, ihretwegen, wie sich jetzt herausstellt, und auch seinetwegen, denkt er, denn er genießt es, es sich auf dem Sofa bequem zu machen und sich umzuschauen, er sieht die rhombenförmigen blauen Kacheln mit dem Fischmuster, die Essecke, die von einem geflochtenen Lampenschirm überschattet wird, die wilden, bunten, ausdrucksstarken Landschaftsbilder, und während er ihre Fragen beantwortet, Wein, Kaffee, Wasser oder Limonade?, bemerkt er ein Foto in einem Fach des Bücherregals und steht auf, um es zu betrachten, denn es sieht aus, als wäre es genau an jenem gewissen Tag aufgenommen worden. Arm in Arm stehen sie da, ans Auto gelehnt, ist das Gebäude im Hintergrund das Krankenhaus? Sie trägt die rote Bluse, an die er sich so gut erinnert, und er das graue Trikothemd, das lose von seinem mageren Körper hängt, kein Zweifel, das Foto ist an jenem Morgen entstanden, und er hat das Gefühl, er müsse nur die Augen genug zusammenkneifen, dann würde er sich selbst erkennen, wie er sie von der Krankenhaustür aus beobachtet, und erstaunt fragt er sich, wer sie fotografiert hat. Auch sie ist erstaunt über seine Frage, sie zieht den Korken aus einer Weinflasche, wir haben jemanden gebeten, der gerade vorbeigekommen ist, sagt sie, und er ist fast gekränkt, weil nicht er es war, den sie gebeten haben, wie gern hätte er sie verewigt, er hat sich in den letzten Wochen ohnehin nur um ihre Verewigung gekümmert.
    Haben Sie beide es gewusst?, fragt er vorsichtig, haben Sie gewusst, dass es keine Chance mehr gab? Und sie sagt, ja, natürlich, als spräche sie über eine Bagatelle, und er möchte fragen, warum haben Sie es ihm dann versprochen, warum haben Sie es mir versprochen, doch da bemerkt er ein weiteres Foto auf dem Regalbrett, kleiner und bereits verblasst, ein junges Mädchen und ein junger Mann, Arm in Arm an einen Baumstamm gelehnt. Wer der junge Mann ist, weiß er sofort, denn sein Lächeln hat sich nicht verändert, genau so hat er auch am letzten Tag seines Lebens gelächelt, und Avner hat das Gefühl, diesen Ausdruck bereits gut zu kennen, eine Art nachdenkliche Traurigkeit, darüber ein Lächeln, das die Traurigkeit ganz und gar überlagert, aber das junge Mädchen mit den langen schwarzen Haaren an seiner Seite ist schwerer zu erkennen, denn der trotzige Ausdruck auf ihrem Gesicht ist ganz anders als bei der erwachsenen Frau, und er wundert sich laut, sind Sie das, obwohl er die Antwort weiß, und sie nickt ein bisschen entschuldigend, habe ich mich so sehr verändert?
    Ja und nein, sagt er, Ihr Gesicht hat sich nicht viel verändert, wohl aber der Ausdruck, und er greift nach dem gerahmten Foto und hält es dichter vor die Augen, fährt mit dem Finger darüber, obwohl nicht das kleinste Stäubchen zu sehen ist, er streichelt ihre entzückenden Porzellanwangen und die scharf gezeichneten Lippen und die stolzen schwarzen Augen, und sofort hält er das andere Foto dagegen, natürlich sucht er die Unterschiede, die zum Teil offensichtlich und zum Teil dem Auge verborgen sind, eine Art Spiel, dessen Überheblichkeit und Minderwertigkeit ihm bewusst ist, denn auf dem Jugendbild hat die Art, wie der junge Mann ihren Arm hält, etwas Flehendes, und im letzten Bild scheint sie es zu sein, die fleht, und er setzt sich wieder auf das Sofa,

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