Für immer, Emily (German Edition)
er die Klasse mit seinen sonst üblichen Schikanen.
K apitel 23
Die Klausur am Freitag lief dank Niclas‘ Hilfe schließlich um einiges besser als gedacht für Emily, und sie freute sich sehr darüber. Dennoch blieb sie still, war nervös und bedrückt. Am Samstagmorgen war ihr fast schlecht vor Aufregung, doch am Mittag, als ihre Familie dann eintraf, überwog letztendlich doch die Freude. Sie flog ihrer Mutter in die Arme und drückte sie so fest, dass Kate lachend nach Luft japste. „Drück mich nicht tot, mein Schatz. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Kleine. Nun bist du achtzehn Jahre alt, ich kann es kaum glauben.“
„Ja, ich auch nicht. Ach, Mom, ich freu mich so, dich zu sehen. Ich hab dich total vermisst.“
„Mich etwa nicht?“
Emily lächelte und löste sich von ihrer Mutter.
„Doch, Dad, dich natürlich auch.“ Sie umarmte ihren Vater.
„Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz, zu deinem Geburtstag. Ich wünsch dir alles Glück der Welt.“
„Danke, Dad. Ich bin froh, dass du da bist.“
Jack nickte schmunzelnd. „Das will ich hoffen.“ Er ließ seine Tochter los, und Emily wandte sich zu dem dritten Besucher um, der bis jetzt kein Wort gesagt hatte, sondern stumm Bens Ohren kraulte.
„Connor, hi. Wie schön, dich zu sehen.“
Die Geschwister sahen sich einen Moment an, dann trat Connor auf Emily zu und umarmte sie zögernd. „Happy Birthday, Schwesterherz. Alles Gute zum Geburtstag.“
„Danke.“ Emily drückte ihr Gesicht an seine Schulter. „Ich hab dich vermisst.“ Und das stimmte. Sie vermisste ihren Bruder, der sie oft zum Lachen gebracht hatte. Sie vermisste ihn als Ratgeber und besten Freund. Es war, als hätte sich eine Kluft zwischen ihnen aufgetan, die sie nicht überwinden konnten. Oder besser, die Connor nicht überwinden wollte.
Sie hatte ihm immer und immer wieder die Hand gereicht, aber er ergriff sie nicht. Am Ende waren beide völlig frustriert und genervt voneinander gewesen, und kein Gespräch endete mehr ohne Streit.
„Du hast mir auch gefehlt.“
Emily hörte zwar die Worte, und sie wünschte, sie wären wahr, aber wirklich daran glauben konnte sie nicht. „Ja? Das freut mich.“ Gott, wie sie miteinander redeten. Wie zwei Schauspieler, die ihren Text einstudiert hatten.
Connor ließ sie los und schob verlegen die Hände in die Taschen seiner Jeans. Emily sah ihn forschend an. Er sah gut aus, wie immer, allerdings wirkte er fast fremd auf sie. Seine frühere Fröhlichkeit, die Vertrautheit zwischen ihnen, all das war wie ausgelöscht. Und plötzlich spürte sie eine tiefe Traurigkeit in sich. Hatte sie ihren Bruder für immer verloren, wegen etwas, für das sie überhaupt nichts konnte? Und er ja auch nicht, auch wenn er das anders sah.
„Wie geht‘s dir, Connor?“ Sie sah ihn fragend an.
Er zuckte mit den Schultern. „Gut, danke. Ich hoffe, dir auch.“
Text, einstudierter Text.
„Ja, danke, es geht schon.“ Emily sah ihren Eltern nach, die schon mal vor ins Haus gingen, während Ben um sie herumhüpfte. „Wo ist Kelly? Warum ist sie nicht mitgekommen?“
Kelly war Connors Freundin, seit zwei Jahren bereits.
„Wir sind nicht mehr zusammen.“ Er verzog keine Miene bei diesen Worten.
Emily starrte ihn verdutzt an. „Was? Seit wann das denn? Und warum?“
Er zuckte wieder mit den Schultern. „Hat sich halt so ergeben.“
Das hatte sich so ergeben? Emily schüttelte den Kopf. Sie konnte sich gut daran erinnern, wie glücklich und verliebt die beiden gewesen waren. Sicher, sie waren noch jung, und da kam es natürlich vor, dass man sich wieder trennte, aber so, wie Connor das sagte ... Völlig teilnahmslos. In ihr keimte ein Verdacht auf, der ihr überhaupt nicht gefiel. Connor war damals bei Kelly gewesen, in dieser Nacht, in der alles zerbrach. Er hatte seinen Eltern, die bei Jacks Chef zu einer Feier eingeladen gewesen waren, versprochen, Emily abzuholen. Weil Kelly und er sich gestritten hatten, war er zu spät losgefahren und hatte Emily verpasst. Machte er am Ende Kelly die gleichen Vorwürfe wie sich selbst? Hatte das ihre Beziehung kaputtgemacht? Das durfte doch nicht wahr sein, oder? Emily musterte ihren Bruder, der eine Tasche aus dem Wagen hob und für den das Gespräch damit offenbar beendet war. Er trug seine blonden Haare jetzt etwas länger, er schien viel Sport zu machen, denn seine Figur war durchtrainiert. Emily seufzte. Sie hoffte
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