Für immer, Emily (German Edition)
und Emily, und allmählich verblassten seine hasserfüllten Worte. An diesem Samstag hatte Mr. Gray, der Chef aus dem Bau- und Gartenmarkt, Emily gebeten, zur Arbeit zu kommen, denn der Laden musste umdekoriert werden. Sie hatte sehr gerne zugesagt, erstens, weil Mr. Gray ein sehr angenehmer, entgegenkommender Chef war, und zweitens, weil ihr solche Dekorationsarbeiten sehr viel Spaß machten. Mara hatte ihr das Auto geliehen, und nach Arbeitsende war sie auf dem Weg zu Niclas. Sie parkte den Wagen vor dem Grundstück der Delaneys und ging durch den Vorgarten zur Haustür. Niclas, der nicht hatte arbeiten müssen, hatte den Tag dazu nutzen wollen, seinem Vater bei Reparaturarbeiten an der Terrasse zu helfen. Emily klingelte, und gleich darauf öffnete Taylor ihr die Tür. „Emily, hallo. Komm rein, ich bin auch gerade erst gekommen. Von den Jungs ist nichts zu sehen, Peter ist noch mal weggefahren und Niclas ist wohl oben. Ist das heute ein Mistwetter, was?“
Emily nickte. „Ja, allerdings. Hallo Taylor. Wie geht es Ihnen?“ Sie mochte die junge Frau sehr und freute sich immer, wenn sie sich trafen.
„Danke, es geht so. Irgendwie bin ich urlaubsreif. Und du? Alles okay?“
„Ja, danke. Mir geht es gut. Vielleicht klappt es ja bald einmal mit einem Urlaub. Sie und Mr. Delaney, das wäre doch toll, oder?“
Taylor lachte. „Ja, sag ihm das mal. Er ist ein Arbeitstier. Lass das bei Niclas am besten gar nicht erst einreißen.“
Emily lächelte. „Ich werde es versuchen. Okay, ich geh dann mal hoch, bis nachher.“ Sie winkte Taylor zu und lief die Treppe nach oben. Vor Niclas‘ Zimmer blieb sie kurz stehen und lächelte. Eigenartig, wenn sie ihn nur ein paar Stunden nicht sah, vermisste sie ihn schon. Sie klopfte kurz an und öffnete schwungvoll die Tür, um dann jedoch mitten in der Bewegung zu verharren und ungläubig auf das Bild zu starren, das sich ihr bot. Niclas kam gerade aus dem angrenzenden Badezimmer. Er trug Shorts, sonst nichts. Und auf der Couch saß Laura Jennings, die sogleich aufsprang und flötete: „Hey, da bist du ja wieder. Ich hab schon gedacht, du kommst gar nicht mehr. Na ja, wenn man so verschwitzt ist, braucht man ein wenig länger, hm? Ach, Süßer, komm her, lass dich drücken.“ Damit fiel sie Niclas um den Hals und küsste ihn stürmisch auf den Mund. Emily stand wie erstarrt in der Tür und fühlte, wie sich ein eiskalter Klumpen in ihrem Magen bildete. Die Szenen auf dem Feuerwehrball standen schlagartig wieder vor ihrem inneren Auge ... Laura und Niclas. Auch dort hatte Laura ihn geküsst. Damals hatte er ihr versichert, es wäre nichts weiter passiert, und sie hatte ihm natürlich geglaubt. Doch was war das hier? Was tat Laura in Niclas‘ Zimmer? Und wieso sagte sie ihm, da wäre er ja wieder ? Wieso wieder? Wie lange war sie denn schon hier? Und von was war Niclas so verschwitzt? Von der Arbeit an der Terrasse, oder von etwas ganz anderem? Emily verspürte einen dicken Kloß in der Kehle und wandte sich hastig ab. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass die beiden sie bemerkt hatten, und rannte, so schnell sie konnte, die Treppe nach unten. Holte Niclas sich bei Laura das, was sie ihm nicht geben konnte?
Nein! Nein, nein, nein! Das würde er niemals tun. Niemals. Sie wusste das, dennoch hastete sie weiter. Sie hörte, wie Niclas nach ihr rief und oben aus seinem Zimmer kam.
Taylor trat gerade aus der Küche und sah ihr verdutzt hinterher. „Emily ... was ...“
Emily erreichte die Haustür, riss sie auf und zerrte dabei den Wagenschlüssel aus der Tasche ihrer Jeans. Tränen brannten in ihren Augen und ein heftiges Schluchzen stieg in ihr auf.
„Emily, warte! Warte doch! Du hast das völlig falsch verstanden.“
Sie blieb neben dem Wagen stehen und drehte sich wütend zu Niclas um, der hinter ihr an der Haustür auftauchte. „Ach ja? Was gibt‘s da falsch zu verstehen? Schon wieder Laura. Offenbar hast du dich ohne mich heute nicht gelangweilt.“ Ihr war klar, dass sie jetzt stehen bleiben und sich Niclas‘ Erklärung anhören sollte, aber tief in ihr fraßen sich die so mühsam in Schach gehaltenen Minderwertigkeitskomplexe wie Säure in ihr Herz. „Hau ab! Lass mich in Ruhe, kapiert? Ich hör mir deine Lügen nicht an“, schluchzte sie. Hastig schloss sie die Tür des Wagens auf und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Die Beifahrerseite war zum Glück verriegelt, sodass Niclas nicht einsteigen konnte. Sie knallte die Tür zu und drückte den Knopf auf ihrer
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