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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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» Tasso kannte nur zu gut die Ansichten, die sich den Männern und Frauen geboten haben mussten. Verblüffend. Rätsel. Metall.
    Plötzlich gab es einen quietschenden Laut, und klar und deutlich stand die Stimme im Raum. Der Rechner war in die intakten Bereiche der gespeicherten Information gelangt.
    »Die Expedition in die nächsthöhere Ebene kehrte nicht zurück. Später stellten wir fest, dass dort Methan-Ammoniak-Welten ihre Entsprechungen haben. Dort gab es Intelligenzwesen, die ebenfalls verschleppt worden waren. Die Verständigung mit ihnen gelang uns nicht. Wir haben vierzehn Menschen verloren. Die Forschungen nach unten gestalteten sich erfolgreicher. Wir trafen eine Spezies dreiäugiger Menschen, mit denen wir nicht reden konnten, ein Rechner-Rechner-Kontakt war alles, was gelang. Sie haben in den Tunnels von zwölf Etagen eine Zivilisation aufgebaut. Leider konnten sie uns nicht mitteilen, weshalb sie sich auf die Tunnels beschränkten. Weiter unten gibt es Ebenen voller außerirdischer Raumschiffwracks, Siliziumwesen und wieder Reste der merkwürdigsten Raumfahrzeuge. Keine Lebenden mehr. Die letzte Expedition schickte einen Mann auf einem Jeep hoch mit der Botschaft, dass sie von der dreihundertneunundneunzigsten Ebene weiter nach unten gehen wollen und nicht zurückkehren werden. Da brachen wir alle Expeditionen ab, weil wir unsere Kraft für das Befreiungsprojekt brauchten ...«
    Die Stimme riss ab. Tasso wartete, während die Scheibe weiter rotierte. Quälende Stille.
    »... beruht auf der Theorie, dass jenes Metall, das wir für das Baumaterial dieser gigantischen zylinderförmigen Welt gehalten haben, kein Stoff in unserem Sinne ist. Es ist ein supermodifiziertes Kraftfeld. Wir wollen es aufheben und hinausgelangen. Bei den Forschungen helfen uns die Beobachtungen des Eimers. Wir nennen das Artefakt den Brunnen, und das Objekt, das sich hinauf und hinab bewegt, den Schöpfeimer. Es fragt sich, was geschöpft wird. Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, wie das Objekt, in dem wir uns befinden, von außen aussieht; gut möglich, dass es sich um eine Art künstlich gefalteten, verschränkten Raum handelt. Diese Theorie würde die Diskontinuitäten der Zeit erklären. Wir wissen vieles nicht. Vor allem, welche Intelligenz dieses Gefängnis geschaffen hat. Denn es ist tatsächlich ...« Wieder kam die gelöschte Stelle.
    »... erwies sich die eingesetzte Energie als zu gering. Mehr als vorübergehende Eindellungen des künstlichen Kontinuums gelangen nicht. Hätten wir diesen Versuch vor zwanzig Jahren gemacht, als die Energie noch nicht für sinnlose Expeditionen vergeudet worden war ...« Tasso horchte auf. Energie als Ausweg? Er hörte geduldig den langatmigen Erörterungen zu. Es war nicht kompliziert.
    Die Stücke der Aufzeichnung verrieten, wie der Kommandant alterte, in Jahresabständen sprach. Die Rede ging von versagenden Aggregaten und erlöschender Energie, von neuen Naiven und rätselhaftem Verschwinden. Zuletzt sprach eine andere Stimme. Der alte Kommandant hatte über sechzig Jahre die Gemeinschaft angeführt, und das Schiff überlebte ihn nicht. Es versackte in Dunkelheit, wurde zum Wrack, die Überlebenden zurücklassend. Man verschloss jenen Raum hinter dem Schott. Die Schlusssätze zitterten vom falschen Pathos eines Eiferers. Die kleine Gruppe ging, abgeschnitten von der Menschheit, dreihundert Jahre lang Irrwege. Und ihren letzten Nachfahren hatte Tasso an Bord.
    Er beauftragte den Rechner, anhand der Angaben des namenlosen Kommandanten eine Ausbruchsvariante zu errechnen, und wandte sich dem jungen Mann zu. Stellenweise leuchtete neue Haut rosig auf dessen Gesicht. »Wie heißt du?«
    Verständnislose Grimassen; Tasso machte das alte Finger-ich-Finger-du-Spiel und bekam nach einigem Hin und Her heraus, dass Manu der Name seines Gastes war. »Wahrscheinlich aus Manuel entstanden ... Egal. Manu, sag mir, wo sind die andern? Ihr wart doch nicht nur die paar Mann? Ihr müsst ein paar hundert gewesen sein!«
    Manu begann zu plappern, und er nahm keine Rücksicht auf Tassos Versuche, ihm klarzumachen, dass seine Sprache nahezu unverständlich blieb. Er brabbelte von ganzganz Altenzeiten, als der Großvater noch nicht weggekommen war, von über tausend Menschen, die nach und nach vom Fressendenwasser dezimiert wurden.
    »Was frisst es? Menschen?«
    Manu wies auf sein Bein, in dem Fleisch fehlte, die Hälfte der Oberschenkelmuskulatur, wie herausgebissen, und was es halt bekomme, das

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