Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
raunte James auf einmal und seine Stimme hallte in dem großen
Gewölbe ungewohnt verzehrt und wurde schließlich wieder zurück geworfen. Ihn
überkam ein Schaudern. Das war nicht der Ort, an dem sich ein Lebewesen
aufhalten sollte. Trotzdem fuhr er fort zu sprechen.
„Wer sucht zur
rechten Zeit, wird finden eine Kleinigkeit. Wo kaltes Wasser ist so starr, und
Bäume stehen so bizarr. Wie dunkel es auch mag sein, halte stets dein Herze
rein. Eigentlich haben wir alles erfüllt oder? Es fehlt nur noch die
Kleinigkeit.“
„Warte, sei
nicht zu voreilig! Was ist mit diesem ‚halte stets dein Herze rein'
gemeint?“ Ein Lachen erfüllte die unterirdische Höhle.
„Soll das ein
Witz sein Alex? Das ist die einzige Zeile in diesem verdammten Vers, die ich
von Anfang an verstanden habe!“ Alex verdrehte die Augen, dann fiel ihm ein,
dass James dies im Dunkel ja nicht sehen konnte.
„Ich weiß was
du meinst. Aber schau dich doch einmal um. Wir können hier nicht Tage umher
laufen. Diese Zeile muss eine Bedeutung haben und uns die Richtung
weisen!“
Wieder senkte
sich die Stille wie eine schwere Last auf ihre Schultern. Leise tropfte
irgendwo hinten das Wasser von der Wand. Das Geräusch ihrer Atemzüge klang
unglaublich laut. Während Alex nachdachte, schweiften seine Gedanken langsam ab.
Eine Melodie ging ihm plötzlich durch den Kopf. Er konnte nicht sagen wieso,
aber sie kam ihm erstaunlicherweise bekannt vor, obwohl er sich sicher war
diese Melodie noch nie gehört zu haben. Irritiert blickte er auf, als eine hohe
Frauenstimme sanft und traurig anfing zu singen. Dann begriff er. Er hörte
diese Stimme nicht in seinem Kopf! Sie war tatsächlich da! Er öffnete die Augen
die er, ohne es gemerkt zu haben, geschlossen hatte. Ein leichter Lichtschimmer,
von undefinierbarer Herkunft, erhellte plötzlich die Höhle, die überraschenderweise
gar nicht so groß wie angenommen war. Er blickte James an und erst jetzt
bemerkte er, dass auch die Kette der Mylanya in eben jenem blauen Licht
schimmerte wie die Höhle, kalt und gefährlich, viel heller als zuvor und doch
übte sie nun einen gewissen Reiz aus. Alexander sah sich um. Die Stimme wurde
immer lauter und berührte ihn tief in seinem Innersten. Er fühlte sich
ergriffen. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so etwas Wunderschönes und
dennoch trauriges zugleich gehört. Als er sich in die Richtung wandte, aus der
der Gesang kam, spürte er wie James ihm wortlos folgte. Wie in Trance schritten
sie auf einen schmalen Spalt in der nächstliegenden Felswand zu. Und endlich
konnte er auch den Text zur Melodie verstehen.
„Ihr
habt mein Reich betreten,
seid
gekommen um mich zu befreien?
So
lang schon bin ich am beten,
dass
jemand kommt aus euren Reihen.
Lasst
die Finsternis vergehen
Bleibet
wie ihr wart
Sollt
mich mit euch nehmen
Sonst
das Ende sehr bald naht.
Ich
kann euch nicht…“
Ein ohrenbetäubender, gellender
Schrei zerriss die Melodie und verschluckte die restlichen Worte. Etwas schien
wie Glas zu zersplittern. Erschrocken fuhren James und Alex zusammen. Als hätte
jemand eine Kerze ausgepustet wurde es schlagartig wieder stockfinster. Auch
die Kette hörte auf zu glimmen. Wieder war nur das leise Tröpfeln zu hören. Ein
leichter Wind kam auf und fuhr den Beiden durch die Haare. Alex schauderte.
Hier unten durfte es keinen Wind geben! Und da begannen die Stimmen zu
flüstern. Tausende schienen es zu sein und sie kamen von überall her.
„Rennt, flieht,
eilt, so geht doch! Das Böse naht! Lasst euch nicht täuschen, ihr verliert, ihr
habt keine Chance, rennt, rettet euch! Versteckt euch!“ Immer wieder
wiederholten die Unsichtbaren diese Worte. Alex schwirrte der Kopf und dann
machte sich ein sonderbares Gefühl in ihm breit. Er fühlte sich so leicht und
sorglos! Ja!, dachte er. Die Stimmen hatten doch Recht? Wozu in Gefahr begeben?
Warum nicht einfach hier verstecken bis alles vorbei war und…nein! So durfte er
nicht denken. Sie mussten weiter! Das Schicksal des Landes lag in ihren Händen!
Plötzlich, ohne zu wissen warum, griff er nach James Hand und rannte wie in
Panik los. Immer weiter in die Richtung aus der das Licht gekommen war. Lauter
und lauter wurden die Stimmen. Sie schrien wie unter Schmerzen, flehten ihn an
doch endlich umzukehren.
Panisch suchte
der junge Ritter nach einem kleinen Lichtstrahl, der ihm den Weg weisen würde,
doch da war nichts. Er hatte das Gefühl dem Ziel so nah gewesen zu sein. Doch jetzt
entglitt
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