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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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anziehend. Sie schloss die Augen und er zog sie ganz nah an sich heran und hielt sie fest.Ihre schlanken Kurven schmiegten sich an seinen Körper. Sie spürte seine warme Haut. Und dann beugte er sich zu ihr herunter, um sie zu küssen.
    Aus Wärme wurde Hitze, aus Zärtlichkeit Leidenschaft. Ihre Lippen öffneten sich für ihn. Sie hatte die Heftigkeit, mit der er auf ihren Kuss reagierte, nicht erwartet.
    Schließlich schob Ben sie von sich weg. Seine Stimme klang ernst. Er lachte nicht mehr. „Das war keine gute Idee.“
    Dawn war zu durcheinander, um zu begreifen, was er meinte. Wortlos drehte sie sich weg und ging zum Auto ihrer Mutter.
    Zu Hause verschwand sie wortlos ins Bett und wälzte sich die halbe Nacht schlaflos hin und her. Bens Kuss hatte sie mit einem Schlag ins Erwachsenenleben katapultiert, in eine Welt, wo das Handeln alles bestimmte und Träume nichts mehr bedeuteten. In ihrem Kopf vermischten sich die Gedanken an den Kuss mit dem Plan, den sie auf der Veranda ihres Onkels gefasst hatte. Am frühen Morgen waren alle Probleme gelöst.
    Dawn stand früher auf als sonst und schlüpfte in ihre Schuluniform. Dann, noch bevor sich jemand rührte, ging sie nach unten ins Wohnzimmer und telefonierte. Als Sarah Jane den Tisch für das Frühstück deckte, war Dawn schon auf dem Weg nach draußen.
    Sie trug nur eine dünne Jacke und fröstelte, während sie den Gehweg unter alten Eichen entlanglief. Auf der Jackson Avenue fuhren Busse an ihr vorbei. Sie brachten die Dienstmädchen zu den Häusern, die sie sauber hielten, in denen sie Essen kochten und die Kinder aufzogen. Die Kinder der Menschen, die die Kinder ihrer Dienstmädchen für zu zweitklassig hielten, sodass sie keine weißen Schulen besuchen durften.
    Als Dawn sich ihrem Ziel näherte, war es bereits wärmer geworden. Obwohl sie schon oft mit dem Auto durch diese Gegend gefahren war, kam sie ihr nicht vertraut vor.
    Dawn stellte recht schnell fest, dass sie zu den wenigen Weißen im Straßenbild gehörte. Man musterte sie skeptisch, so als ob ihre Anwesenheit kein gutes Zeichen war. Dawn hoffte,dass sie sich irrten.
    Sie war müde und angespannt, als sie schließlich einer Gruppe von Studenten in die Highschool für Schwarze folgte. Sie war nicht willkommen. Sie war eine Fremde mit der falschen Hautfarbe – und daran hätte sich vermutlich auch nichts geändert, wenn der Grund ihrer Anwesenheit bekannt gewesen wäre. In den Jahren, in denen sie Onkel Hugh begleitet hatte, hatte sie erfahren, dass gut gemeinte Vorhaben nicht viel bedeuteten. Und dass ihre genetische Herkunft nicht automatisch hieß, dass sie wusste, was das Beste für alle anderen war. Sie hatte gelernt, dass sie nur sehr wenig wusste, und hoffte, dass sie an diesem Tag etwas dazulernen würde.
    Als sie sich dem weißen Stuckgebäude der Highschool zuwandte, das zwischen heruntergekommenen, aber architektonisch großartigen Häusern lag, spürte sie fast, wie die Luft vor Spannung knisterte. Ihre Anrufe hatten sich ausgezahlt. Wie sie gehofft hatte, parkte ein Wagen der örtlichen Fernsehstation vor dem Gebäude. Eine kleine Truppe weißer Nachrichtenreporter wartete am Treppenabsatz, so als ob sie hofften, der Masse Studenten gemeinsam Herr werden zu können.
    Dawn befand sich seitlich von ihnen. Die Studenten waren nicht länger still. Dawn wurde beschimpft und geschubst. Doch sie strebte unbeirrbar vorwärts. Als sie sah, dass die Kameras auf sie gerichtet waren, betete sie, dass nichts passieren würde, bevor sie es ins Gebäude geschafft hatte.
    Auf der Treppe gab sie den Reportern ein Signal.
    Die Masse der Studenten wurde immer dichter und drängender, bis Dawn nicht mehr in der Lage war, ihre eigene Richtung zu bestimmen. Dann wurde sie von einem Mädchen angerempelt, das sich freundlich bei ihr entschuldigte. Dawn fragte nach dem Uni-Büro und das Mädchen deutete auf die rechte Seite der Eingangshalle.
    „Was machst du hier?“, fragte sie, bevor Dawn wegrücken konnte, und Dawn überlegte, dass es möglicherweise klug war, ihr zu antworten.
    „Ich will mich einschreiben.“
    Das Mädchen lachte, als ob Dawn einen guten Witz gemacht hätte. „Und Cheerleader willst du auch werden?“
    „Glaubst du, ich passe in die Mannschaft?“
    „Falls sie dich nicht vorher ins Irrenhaus stecken.“
    Dawn hatte das Gefühl, innerhalb von Sekunden eine Freundin gewonnen und gleich wieder verloren zu haben. Die raue Wirklichkeit der Rassentrennung war ihr nie deutlicher bewusst

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